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Ausstellung

Die Mode-Walküren von Schleswig

Monumentale „Haute Couture“ – Schloss Gottorf präsentiert modische Ideen der portugiesischen Künstlerin Joana Vasconcelos

Manfred E. Fritsche
25.10.2024

Zehn raumgreifende Installationen stellt die portugiesische Künstlerin Joana Vasconcelos in den Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen auf der Schleswiger Museumsinsel im Schloss Gottorf aus. Die Künstlerin, geboren 1971 in Paris, verbindet in ihrem Werk mit einzigartiger Überzeugungskraft und Leichtigkeit Kunst, Mode und Design miteinander. Mit ihren sinnlichen Werken verzaubert sie das Publikum, denn ihr Werk ist geprägt von der Wertschätzung traditioneller portugiesischer Handwerks- und Handarbeitstechniken.

Vor allem ihre Walküren sind selbstbewusst schwebende Wesen aus Stoffen, Spitzen, Stickereien, Wolle, Pailletten, Perlen, Federn und Leuchtdioden, die ihre textilen Körper in alle Richtungen ausstrecken und die Räume einnehmen und besetzen. So ist die beeindruckende Walküre „Thyra“ ein stofflicher Seitenarm der „Miss Dior“, die im Rahmen für die Präsentation der Dior-Herbst- und Winterkollektion 2023/24 gezeigt wurde. Die verarbeiteten Materialien sind mit charakteristischen Stoffen des Pariser Modehauses Christian Dior kombiniert. In der Schlosskapelle schwebt sie über die gesamte Höhe des Gotteshauses über den Besuchern. Thyra wird mit der ersten Königin Dänemarks, Thyra Danebod (circa 880–935), assoziiert, die in der dänischen Nationalromantik unter anderem als Initiatorin des hiesigen Befestigungssystems Danewerk gilt.

Die 2014 entstandene Walküre „Marina Rinaldi“ feiert die gleichnamige italienische Schneiderin, die in den 1850er Jahren ein Atelier für Frauenmode gründete. Der italienische Modeunternehmer Achille Maramotti (1927–2005), der ein Jahrhundert später den Modekonzern Max Mara aufbaute, würdigte seine Urgroßmutter mit der Designmarke Marina Rinaldi. Als erstes Luxusmode-Unternehmen kleidet sie seit mehr als vierzig Jahren Frauen ab Kleidergröße 40.

„Marilyn“ – unter dem Titel soll die ungesehene Hausfrau mit dem vielgesehenen Sexsymbol Marilyn Monroe in den Dialog gebracht werden. Ein riesiger Damen-Stöckelschuh aus Töpfen und Topfdeckeln wird als Haushaltsgegenstand in einem neuen Assoziationsraum übertragen. Der Schuh ist ein Element, das Frauen gleichermaßen in der Welt ermächtigt sowie in ihrer Bewegung einschränkt. Durch die Nutzung von Töpfen der portugiesischen Firma Silampos findet Vasconcelos auch in diesem Werk einen direkten Bezug zu Portugal.

Die Installation „Garden of Eden“ bezieht sich auf die aufwendigste Beetgestaltung des Barockgartens. Sie erinnert aus der Vogelperspektive an Stickereien. Doch wo im Barockgarten geschnittene Buchsbaumpflanzen exakt umrissene organische Formen umschreiben, zeigt der „Garden of Eden“ ein Labyrinth aus fluoreszierenden Blumen. Diese Blumen werden erst durch künstliches Licht in Szene gesetzt.

Vasconcelos hat sich mit ihren Ausstellungen im Guggenheim-Museum in Bilbao, im Schloss von Versailles, in den Uffizien in Florenz und bei den Biennalen 2005 und 2013 in Venedig zu einer weltweit gefragten Künstlerin gemacht. Ihre Eltern kehrten nach der Nelkenrevolution 1974 aus dem französischen Exil nach Portugal zurück. Die Werke von deren Tochter sind geprägt von traditionellen portugiesischen Handwerks- und Handarbeitstechniken, wobei sie in ihrem Atelier in Lissabon von einem großen Team unterstützt wird.

Bis 3. November geöffnet täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr, sonnabends und sonntags bis 18 Uhr, Eintritt: 12 Euro.
www.schloss-gottorf.de


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