Politik
Wenn Journalismus aufhört und PR beginnt
Seit der Ausrufung Annalena Baerbocks zur Kanzlerkandidatin beteiligen sich weite Teile der Medien ungeniert an der Selbstinszenierung der Grünen
Die deutschen Leitmedien haben zumeist eine hohe Meinung von sich und ihrer Mission. Sie feiern sich gern als „Sturmgeschütz der Demokratie“ wie der „Spiegel“ oder als Hort des Liberalismus wie die „Zeit“.
Mit diesem Selbstverständnis beobachten sie Tag für Tag das politische Geschehen und beschränken sich dabei nicht nur auf die Berichterstattung, sondern nehmen auch für sich in Anspruch, über den Lauf der Dinge urteilen zu dürfen. Sie prüfen zum Beispiel, ob Politiker ihren Aufgaben gewachsen sind oder in ihren Aussagen bei der Wahrheit bleiben. Präsidenten im Ausland geben sie gern Haltungsnoten, wobei sie ihnen nicht selten absprechen, Demokraten zu sein.
Allerdings sind die Analytiker in ihren Betrachtungen oft weit von der postulierten Neutralität und Unabhängigkeit entfernt. Vielmehr hängt ihr Urteil fast immer vom gesellschaftlichen Standpunkt der Kommentatoren und der von ihnen betrachteten Akteure ab. All dies ist bekannt und gewohnte Praxis.
Mit der Berufung der Grünen-Vorsitzenden Annalena Baerbock zur Kanzlerkandidatin haben jedoch zahlreiche deutsche Leitmedien ein Niveau erreicht, das mit Journalismus kaum noch etwas zu tun hat. So titelt etwa der „stern“ in seiner jüngsten Ausgabe: „Endlich anders. Annalena Baerbock will neue Spielregeln für die Politik. Wie weit wird sie kommen?“ Der „Spiegel“ legt nach mit „Die Frau für alle Fälle. Annalena Baerbock. Wer sie ist – und warum keiner mehr an ihr vorbeikommt“. Andere Zeitungen jubeln gar über den „grünen Triumph“; ganz so, als ob „die Annalena“ – wie sie die Kandidatin freundinnenhaft nennen – bereits Kanzlerin ist.
Weitergabe grüner Inszenierungen
Ebenso bedenklich wie die wohlwollenden Textzeilen sind die Porträts auf den Titelseiten: Fotografien, die weithin sichtbar und ohne jede Einschränkung das Bild einer jungen, strahlenden, dynamischen Powerfrau vermitteln – und jegliche Distanz zu der von ihnen beschriebenen Politikerin von vornherein aufheben.
Nun ist es das gute Recht einer jeden Partei und ihrer Repräsentanten, möglichst positiv in der Öffentlichkeit dastehen zu wollen und sich entsprechend zu inszenieren. Und es ist ebenso das gute Recht eines jeden Journalisten, politische Akteure nicht nur zu kritisieren, sondern diese auch zu loben. Doch wenn wie im vorliegenden Fall die Beschreibenden ungeprüft die Inszenierung der Beschriebenen übernehmen, ist dies die Weitergabe von PR – und eben kein Journalismus.
Entsprechend der optischen Übernahme der grünen Selbstinszenierungen unterbleiben denn auch fast überall kritische Nachfragen, was die Deutschen inhaltlich von einer etwaigen Kanzlerin Baerbock erwarten können. Während die Medien etwa genüsslich über den Machtkampf zwischen dem CDU-Vorsitzenden Laschet und seinem CSU-Kollegen Söder berichteten, wollten sie bis auf wenige Ausnahmen noch nicht einmal wissen, warum Baerbock den Zuschlag vor ihrem weitaus erfahreneren Co-Vorsitzenden Robert Habeck erhalten hat.
Wie gesagt: Niemand ist gezwungen, eine Politikerin einfach so zu kritisieren. Doch sollte, wer zu den relevanten Stimmen dieses Landes gehören will, nicht wenigstens einmal kritisch nachfragen, was eine Frau, die den Anspruch erhebt, ein Land von über 80 Millionen Einwohnern regieren zu wollen, überhaupt vorhat?
Wie beabsichtigt Baerbock zum Beispiel, die darbende Wirtschaft nach der Corona-Pandemie wiederzubeleben? Wie steht sie zur gegenwärtigen Einschränkung bürgerlicher Grundrechte oder zu den Bedrohungen der inneren Sicherheit? Und wie stellt sie sich die Lösung der zahlreichen außenpolitischen Konflikte vor, um die Deutschland aufgrund seiner größeren internationalen Verantwortung keinen Bogen machen kann?
Die Antwort auf diese und weitere Fragen sollten die Deutschen durchaus kennen, bevor „die Annalena“ eventuell demnächst Kanzlerin wird. Für einen Selbstfindungstrip ist dieses Amt zu wichtig.
.
Kommentare
Jan Kerzel am 04.05.21, 07:41 Uhr
Die Darstellung der Wirklichkeit und die Interpretation derselben wird heute umfassend von den Medien übernommen. Es ist lediglich eine Theorie oder Idealvorstellung, dass die Gesellschaft aus mündigen rational entscheidenden Individuen besteht. Eine weitere Idealvorstellung ist es, dass die endlose Beschulung und Pseudoakademisierung, beides auf niedrigem Niveau, die sozialen und politischen Kompetenzen insgesamt erhöht. In früheren Zeiten haben die Kirchen ihren Beitrag dazu geleistet , um die Menschen von ihren eigentlichen Interessen wegzuführen, Heute sind es in erster Linie die Ideologen mit ihren Medien. Sie handeln hier mit erschreckender Einseitigkeit und Totalitaet. Bei der Verschiebung gesellschaftlicher Macht sind im hiesigen System 15 bis 20 Prozent der Wahlbevölkerung vollkommen ausreichend. Wichtig ist die Veraenderung der Sprache , neue Sprachbilder und Denkmodelle mit entsprechenden Assoziationsketten. Dann klappt die Sache. Diejenigen, die das alte, etwas wahrhaftigere , aber durchaus mangelhafte System oft so leidenschaftlich verteidigen, sollten sich dieser Tatsachen mehr bewuszt sein, denn ihr Platz ist im politischen Theater in der hinteren Reihe oder gar bei den Stehplaetzen.
Detlev Röhle am 03.05.21, 09:33 Uhr
Ich sehe dies ganz anders.
Frau Baerbock wird jetzt "gehypt" oder auf den Schild gehoben, um ihr letztendlich zu schaden. Oft standen Monate vor einer Bundestagswahl Politiker (Lafontaine, Strauß, Barzel) oben auf dem Schild, um dann abzustürzen. Ich vermute, dies passiert auch diesmal. Die sicherlich intelligente und gut gebildete Frau Baerbock wird in den nächsten Wochen zeigen, wie weit sie von der Normalbevölkerung entfernt ist und wie sehr sie in einer grünen Blase lebt und denkt. Am Ende sind die Grünen bei 10 - 15 Prozent.
Sore Fielmann am 01.05.21, 11:46 Uhr
Das deutsche Volk hat sich während der letzten 20 Jahre verdummen lassen.
Es meint, wenn man da ein Zuckerpüppchen zum Regieren hinstellt, werden Orban, Kaczinski und Co, so begeistert sein, dass sie freiwillig Migranten aufnehmen.
Sie werden begeistert sein, aber nur weil sie dann etwas zum Demontieren haben.
Macron, Kurz und Draghi warten auch schon darauf.
Michael Holz am 01.05.21, 08:58 Uhr
Die junge Frau sieht viel besser aus, als die alte, verhärmte Frau aus der Uckermark. Das ist auch alles!
Wenn "Annalena" im Herbst tatsächlich Kanzler:In wird, kann sie melden:
Herr Morgenthau, Auftrag fasst erfüllt. Wir brauchten "die Krauts" gar nicht kastrieren, sie haben es selbst getan. Es wird Platz frei, weil sie immer weniger werden und der Rest ist als ein Sklavenheer für die Fliesbandproduktion von gequirlter Dummheit noch gut genug.
Klaus Kurz am 28.04.21, 23:29 Uhr
Dazu fällt mir sofort Heinrich Heines: "Schau' ich heut' von meinem Berge auf das Deutsche Land hinab, seh' ich nur ein Häuflein Zwerge kriechen auf der Riesen Grab." Allerdings hat er damals wohl nur eine kleine Anzahl von Idioten gemeint und vergessen, für die zu spät Gekommenen von heute diese deutschen Riesen zu benennen, die es noch gab, als unsere Heimat ein Land der Dichter und Denker war. Heute würde man ihr Grab gar nicht mehr erkennen unter der Masse der hirnlosen Schwätzer, die uns jeden Tag besabbeln.
Siegfried Hermann am 28.04.21, 08:59 Uhr
Das Thema hatte die PAZ ja schon.
WER ist Frau Bärbock???
WEP-K. Schwab-/Soros "Talent"-Schützling seit Jahren.
Die Frau kommt aus einer grünen Wohlstandsoase, mit SUV-Mami-Fahrdienst zur Kita, Trendsport und eben ökö-Ponyhof-Phantasien.
Hat in ihren Leben KEINEN einzigen Tag richtig gearbeitet.
Naja. Ab jetzt wird "gebärbockt."
Die ist NICHT in der Lage korrekt vom Teleprompter abzulesen.
Kobolde in Akkus
Strom wird im Netz gespeichert.
Und Europa verendet.
Mehr und dümmlichste Inkompetenz konnte Mörkel für ihr "Baby" nicht finden.
So auf die Schnelle.
Naja.
Vom bezahlten Relotius-Spiegel kann man nur das erwarten, was die jetzt für shithxle produzieren. stern dito. Taz sowieso. Und bei der Blöd sorgt schon Muttis Busenfreundin Friede für das "richtige" Ergebnis.
Mahlzeit!
