31.05.2025

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Will eigene Kollegen lieber bespitzeln als sich vor sie zu stellen: Maike Finnern, Chefin der „Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft“
Foto: ullstein bildWill eigene Kollegen lieber bespitzeln als sich vor sie zu stellen: Maike Finnern, Chefin der „Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft“

Bildung

Auf in den Haltungsstaat

Josef Kraus
30.05.2025

Kann man sich einen Verbandsvertreter vorstellen, der dem eigenen Berufsstand die Bespitzelung von Kollegen nahelegt? Würde so etwas eine Polizeigewerkschaft oder ein Anwaltsverein tun? Sicher nicht. Denn erstens passen diese Methoden nicht zu einem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat. Und zweitens würden einen solchen Berufsverband sofort Tausende von Mitgliedern verlassen. In einer pluralen Vereinslandschaft gibt es ja Alternativen.

Die ultralinke „Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft“ (GEW) tickt da anders. Sie will fortan die Schulen mittels Denunziation ideologisch säubern. Die GEW-Vorsitzende Maike Finnern (57) empfahl soeben in einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ die Errichtung eines Systems der Bespitzelung von Lehrern gegen Lehrer, Schülern gegen Schüler.

Konkret stellt sich Finnern „systematische Beschwerde- und Meldeverfahren, Präventions- und Interventionskonzepte mit definierten Handlungsketten, unabhängige Beratungs- und Beschwerdestellen sowie einen stärkeren Diskriminierungsschutz“ vor. Und zwar für Äußerungen unterhalb der Strafbarkeitsgrenze. Finnern führt auch aus, wem ihr Furor gilt: denjenigen, die „sich rechtsextrem, menschenverachtend oder demokratiefeindlich verhalten oder äußern“. Wobei Linksextreme selbstredend immer die Guten sind.

Auf dem linken Auge blind
Des Pudels Kern aber ist für Finnern: „Wenn etwa entsprechende Verdachtsmomente vorliegen, dass ein AfD-Mitglied, das als Lehrkraft arbeitet, seinen Eid verletzt und seinen Bildungsauftrag missachtet“, müsse diese Lehrkraft sanktioniert werden. Linksextreme Lehrer aber offenbar nicht, auch wenn sie gegen die Nationalhymne als „furchtbares Lied“ stänkern. Oder wenn sie zum Schuleschwänzen zugunsten des „Klimastreiks“ auffordern. Oder wenn sie trotz Streikverbots streiken.

Vielleicht hat Finnern George Orwells „1984“ als Kochbuch verstanden. Denn was sie sich vorstellt, ist eine Big-Brother-Welt der Kontrolle und des Anprangerns von nicht-linken Haltungen.

Beifall bekam die vormalige Deutsch- und Mathematiklehrerin für ihre Forderungen denn auch von – wem wohl? Aus der ultraroten und grünen Ecke. Verschweigen wir dabei nicht, dass die GEW mit ihrer Ideologie der möglichst notenfreien Einheitsschule und mit ihren seit Jahrzehnten währenden Attacken gegen das Leistungsprinzip in Schulen im Verein mit ihren roten und grünen Duz-Freunden in den Sesseln von Schulministern maßgeblich zum Verfall unserer vormaligen Bildungsnation beigetragen hat.

Der größte Lump im Land ...
Wir erinnern uns: Die Geschichte der Menschheit ist voller Denunziationen. Man denke an Judas, der für Jesu Verrat 30 Silberlinge kassierte; an die Denunziationen in Zeiten der Inquisition sowie der Hexen- und Ketzerprozesse; an Hitler, Stalin- und Mao mit ihren Säuberungen oder an die DDR mit ihren 90.000 Stasi-Offiziellen und 189.000 Inoffiziellen Mitarbeitern (IM).

Was in Kindergarten oder Schule Petzen genannt wird, heißt auf staatlicher Ebene heute „zivilgesellschaftliche Pflicht“. Für deren Einhaltung gibt es ein immer dichteres „zivilgesellschaftliches“ Netz. Staatliche und semistaatliche „Spitzel“ mischen mit Meldetelefonen mit. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat ein „Hinweistelefon gegen Extremismus und Terrorismus“ eingerichtet. Die Bundesnetzagentur erklärt die von einem an der Universität Kairo qualifizierten 30-Jährigen geleitete Denunziationsstelle „Respect!“ zum „trusted flagger“, also zu einer vertrauenswürdigen Anzeigestelle. Und nun die GEW. Wieder sind wir einem Gesinnungs- und Haltungsstaat nähergekommen.

Dem Dichter des „Liedes der Deutschen“, Heinrich Hoffmann von Fallersleben, wird folgender Vers zugeschrieben: „Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.“ Und 1884 erschienen im Satireblatt „Der wahre Jakob“ die Zeilen: „Verpestet ist ein ganzes Land, wo schleicht herum der Denunziant.“ Heute sind solche Saubermänner wieder unterwegs. Erbärmlich, dass eine Pädagogenorganisation hier voranmarschiert.

Josef Kraus war von 1987 bis 2017 Präsident des Deutschen Lehrerverbandes. Zuletzt erschien „Im Rausch der Dekadenz. Der Westen am Scheideweg“ (Langen Müller 2024).


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