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Nach der Ernennung Wolfram Weimers zum Kulturstaatsminister ist der linksgrüne Kulturbetrieb am Zittern. Denn der neue Amtsinhaber will Kunst und Medien aus dem Würgegriff ideologischer Aktivisten befreien
Um die geistige Verfassung unseres Landes zu skizzieren, genügt es, drei Begebenheiten aus den vergangenen Tagen in Erinnerung zu rufen. In einer Bundestagssitzung wurde der Parlamentsneuling der Linkspartei, Marcel Bauer, 33, von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) ermahnt, gemäß der Kleiderordnung seine Baskenmütze abzulegen. Da er sich weigerte, wurde er des Plenarsaals verwiesen. Kurz darauf erschien er wieder auf seinem Abgeordnetenplatz mit Mütze und wurde diesmal von Vizepräsidentin Andrea Lindholz (CSU) von der laufenden Sitzung ausgeschlossen.
Was folgte, war das übliche Erregungsgerede. Bauer murmelte etwas vom „Tragen faschistischer Symbole wie der Kornblume durch die AfD“, das auch „nicht so sehr gegen die Würde des Hauses verstoßen“ würde, eine Staatsrechtlerin aus Düsseldorf sprang ihm bei und hielt den Platzverweis „für offensichtlich verfassungswidrig“. In der Nussschale wurde hier von einem Pseudo-Rebellen die Würde des Parlaments gegen persönliche Befindlichkeiten maximalinfantil ausgespielt. Würde, übergeordnete Werte, Traditionen und Gepflogenheiten sind keine Selbstverständlichkeiten mehr. Sie werden entleert, bis nur noch ein nihilistisches Gefühl, ein „Lüstchen“, wie es Nietzsche nannte, der Maßstab ist.
Bigottes Spießbürgertum
Schauen wir nach Berlin-Weißensee in den rotgeklinkerten Zweckbau des Bundesamtes für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen. Im Foyer der Behörde thronte zehn Jahre lang eine 1,55 Meter hohe Bronzeskulptur der „Venus Medici“ aus dem 18. Jahrhundert. Eine nackte Frauenfigur, deren wechselvolle Geschichte eine Informationstafel beschrieb. Zuletzt stand sie in Hermann Görings Sammlung, gegen Kriegsende wurde sie im Großdöllner See versenkt und erst nach vierzig Jahren geborgen. In der nüchternen Amtsatmosphäre dürfte die Skulptur ein einsamer humaner Lichtblick gewesen sein, bis der hauseigenen Gleichstellungsbeauftragten auffiel, dass das Kunstwerk womöglich „als sexistisch empfunden werden und sich deshalb Handlungsbedarf aufgrund des Bundesgleichstellungsgesetzes ergeben könnte“. Also wurde die Statue eilig ins Grassi Museum für angewandte Kunst in Leipzig überstellt.
Dieselben Gleichstellungs- und Vielfalts-Bürokraten, die an einer Stelle dafür sorgen, dass uns keine Schlüpfrigkeiten begegnen, die uns sexistisch verunreinigen könnten, sind an anderer Stelle bemüht, queere Regenbogen-Frivolitäten im öffentlichen Raum – etwa auf CSD-Umzügen – in die Alltagskultur zu integrieren. Dort leben dann Männer in Lederkostümen mit blanken Gesäßen und Hundegesichtsmasken ihre Fetische aus – allzu oft vor staunenden Kinderaugen am Straßenrand.
Zur Diversivitäts-Bürokratie zählen auch die öffentlich finanzierten Theaterbühnen. An der Staatsoper in Stuttgart etwa hat die gefeierte Regisseurin Florentina Holzinger die Kurzoper „Sancta Susanna“ von Paul Hindemith mit Live-Sex und gegrilltem Menschenfleisch auf die Bühne gebracht. 18 schockierte Zuschauer mussten hernach von Sanitätern behandelt werden. Nun hat die ruhmreiche Theatermacherin Holzinger ihr neues Stück „Ein Jahr ohne Sommer“ an der Berliner Volksbühne platziert. Auch diese Performance ist nichts für schwache Nerven, nach einer Viertelstunde sind alle nackt, praktizieren lesbischen Sex, suhlen sich in Schleim. Diese Republik oszilliert zwischen Prüderie und Perversion; ihr Kompass scheint verloren gegangen zu sein.
So auch auf der Titelseite des „Spiegel“, als das Magazin zu Israels Abwehrkampf gegen den Hamas-Terror schrieb: „Entfremdet? Wie der Gazakrieg die deutsch-israelische Freundschaft strapaziert“. Während überall in der westlichen Welt auf den Straßen und in den Universitäten sich Hass und Gewalt gegen Juden entlädt, praktiziert das Nachrichtenmagazin eine Art Antisemitismus mit gestärkten Servietten, eine Gentleman-Judenverachtung gewissermaßen. Denn wer den Israelis ihr Recht auf den Kampf gegen ihre Todfeinde abspricht, kann auch gleich dem Judenstaat das Existenzrecht entziehen.
Ein aufgescheuchtes Milieu
Dieser Schnellabriss der geistigen Verfasstheit unseres Landes kann nur andeuten, in welcher bizarren Atmosphäre von Werteverwirrung, gedanklicher Windstille und Heuchelei der neue Staatsminister für Kultur und Medien, Wolfram Weimer, sein Amt angetreten hat. Gleich nachdem Weimer auf der Ministerliste von Friedrich Merz auftauchte, bebte reflexartig Entrüstung durchs Milieu kultureller Dienstleister. So schlug ein vormaliger Feuilletonchef der „Süddeutschen Zeitung“ in den Sozialen Medien Alarm: „Und so beginnt der Rutsch nach rechts – Wolfram Weimer wird Kulturstaatsminister.“ Zwei Tage später war er schon am Straucheln: „Nein, es geht nicht um links oder rechts, sondern um Qualifikation und Kulturbegriff.“
In der „FAZ“ suchte Herausgeber Jürgen Kaube unterdessen Weimers „Konservatives Manifest“ von 2018 auf zweifelhafte Aussagen ab, vermochte aber nur über Druckfehler zu lästern und sich über Weimers demographische Besorgnis um die „Fortdauer des eigenen Blutes“ zu erzürnen sowie über die „biologische Selbstaufgabe Europas“. Bekanntlich werden ja ethnologische Erwägungen überall in der Welt ernst genommen, nur in Europa und insbesondere in Deutschland ertönt hierbei die Nazi-Sirene. Dass bei Weimer von der „jüdisch-christlichen Religion“ die Rede ist, findet Kaube ebenfalls seltsam: „Wir kennen nur Judentum und Christentum.“ Auch so kann religiöse Legasthenie öffentlich zu Protokoll gegeben werden.
Das unter protestfreudigen Kulturschaffenden beliebte Instrument der Online-Petition wurde ebenfalls unverzüglich aktiviert und so forderten einige steuerlich begünstigte Lobby-Vereine gemeinsam mit interessierten Künstlern die künftige Bundesregierung dazu auf, die Personalie Weimer rückgängig zu machen. Weimer sei zu konservativ, um „kulturelle Vielfalt und Offenheit“ zu gewährleisten und sei damit nicht geeignet für das Amt. Schon am Tag, nachdem Weimer von Merz benannt wurde, hatten rund zehntausend kulturbewegte Menschen die Petition unterzeichnet.
Staatsabhängige Kunsthandwerker
Worum es tatsächlich geht, verriet der preisgekrönte Theater- und Filmschauspieler Ulrich Matthes in der Sendung „Kulturzeit“ auf 3sat. Weimer „hat ein Sendungsbewusstsein, um nicht zu sagen: Er ist ein Ideologe.“ Dies „disqualifiziert ihn für das Amt des Kulturstaatsministers“. Um welche Ideologie geht es? Matthes hält Weimer nicht nur für konservativ, sondern er vertrete wirtschaftsliberale Ansichten. Deshalb seien weitreichende Folgen für die Kulturlandschaft zu befürchten – und zwar schmerzhafte Einschnitte im Subventionsapparat der Hochkultur.
Die sogenannte Hochkultur ist hierzulande längst zu einer Gremienkultur verkommen. Eine unübersehbare Zahl von staatlichen und halbstaatlichen Ausschüssen und Kommissionen entscheidet mit ihren finanziellen Zuwendungen, mal aus dem Steuertopf, mal aus Stiftungsfonds, über das Wohl und Wehe von Kunstprojekten, Filmvorhaben oder Literaturförderungen. 2020 gab die öffentliche Hand 14,5 Milliarden Euro für Kultur aus. Daher auch der liebedienerische Grundbass, der bei Künstlern eingerissen ist. Kaum ein Schauspieler, der nicht in Interviews die Formel verwendet: „Ich habe bei diesem Projekt dabei sein dürfen!“
Der gemeine Kunsthandwerker ist außerhalb des Subventionsbetriebes gar nicht lebensfähig, nur wenige Stars haben so viel Erfolg, dass sie allein durch die Zuwendungen ihres Publikums existieren können. Der Rest ist zu ewigem Opportunismus verdammt, er muss sich bei Filmproduzenten und Fernsehanstalten beliebt machen, bei Bühnenintendanten, Buchverlegern, Museumskuratoren und Galeristen – und beim Publikum sowieso. Er muss sich windschnittig zum jeweiligen Zeitgeist verhalten, und der regiert in Kultur und Medien stramm linksgrün. Insofern muss, wer geschmeidig durchs Subventionslabyrinth gleiten will, pflichtgemäß den akuten „Rechtsruck“ beklagen, vor Frauen-, Queer- und Ausländerfeindlichkeit warnen, den eigenen Antisemitismus als Israelkritik maskieren, links irgendwie gut finden und das Ganze am besten sauber gendern.
Gegenfigur zur Einförmigkeit der Vielfaltskultur
Wen wundert's, dass ein Zweimetermann wie Weimer die angsteinflößende Gegenfigur zur Einförmigkeit der Vielfaltskultur darstellt? Weimer stammt aus dem klassischen Bildungsbürgertum, kam 1964 in der Grimmelshausen-Stadt Gelnhausen zur Welt, sein Vater war Lehrer für Deutsch und katholische Religion in Portugal, wo Weimer Jahre seiner Kindheit verbrachte. Das Abitur schloss er als Jahrgangsbester in Gelnhausen ab. Anschließend studierte er unter anderem in Washington D.C. Geschichte, Germanistik, Politik und Volkswirtschaft und promovierte Magna cum laude über den US-Bankenkrieg im
18. Jahrhundert. Weimer begann bei der „FAZ“ als Wirtschaftsredakteur, wenig später war er Chefredakteur der „Welt“ und gründete schließlich das Magazin „Cicero“ als eine Art „deutschen New Yorker“. 2012 machte er sich am Tegernsee mit einem eigenen Medienhaus selbstständig und verlegt etwa die Zeitschrift „The European“.
Wer also Weimer die Qualifikation eines Bundesbeauftragten für Kultur und Medien absprechen will, macht sich lächerlich. Der Mann gehört zur Bildungselite des Landes und verfügt im Gegensatz zu manchen mittleren Kulturschaffenden einen klaren Wertekompass. Kaum im Amt, setzte Weimer den Ministerialdirektor Andreas Görgen vor die Tür, der unter seiner Amtsvorgängerin Claudia Roth der Mastermind rot-grüner Judenhasser-freundlicher Kulturpolitik war. Weimers klare Ansage: „Kulturprojekte, die antisemitische Ziele auch nur im Ansatz oder versteckt verfolgen, werden wir nicht mehr finanziell fördern.“
Aber auch den woken Netzwerken, die kulturelle Institutionen seit Jahren im Würgegriff halten, will Weimer ans Leder. „Geleitet wird die Kultur- und Medienpolitik der nächsten Jahre“ durch ein Grundmotiv Friedrich Schillers, „wonach die Kunst eine Tochter der Freiheit ist“, so Weimer im Bundestag. „Kultur darf keine subventionierte Assistentin des Staates sein. Sie ist auch keine Platzanweiserin der politischen Korrektheit. Sie ist auch keine NGO mit Orchester und Museum.“
Der Aufstand der kulturellen Subventionserschleicher gegen Weimers Berufung ist also durchaus begründet. Staatsgelder werden in die Kultur und in die Medien künftig nicht mehr entlang einer politischen Agenda fließen, die postkoloniale Propaganda, israelfeindliche Hetze oder die Dekonstruktion bürgerlicher Sitten und Traditionen zum Ziel hat. „Freiheitliche Kulturpolitik“, sagt Weimer, glaubt stattdessen „an die Weite von Bildung, an die Freiheit im Denken, an die Magie der Ästhetik, also auch an die Schönheit des Zweifels“. Wann hat sich zuletzt ein Kulturstaatsminister mit dieser gedanklichen Spannkraft geäußert?
Nirgendwo zeigt sich der angekündigte Politikwechsel von Friedrich Merz deutlicher als in der ersten Programmatik des Wolfram Weimer. Womöglich setzt ein nachhaltiger Wandel in der Union zunächst einmal einen kulturellen Umschwung im Lande voraus. Weimer scheint das zu ahnen und hat „für Deutschland und für sein kulturelles Bewusstsein“ als Leitmotiv den Satz „Die deutsche Kultur ist verliebt ins Gelingen“ erkoren. Dies könne, hofft Weimer, „auch eine politische Haltung der Regierung in der nächsten Legislatur werden“. Mehr Politikwechsel geht wohl kaum.