06.06.2025

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Foto: ThiedeArtikel-Verfasser an der Kramerzunft

Bauernkrieg

Die „Zwölf Artikel“ von Memmingen

Veit-Mario Thiede
06.06.2025

Im März 1525 erschien in Augsburg der Erstdruck der „Zwölf Artikel“ der oberschwäbischen Bauernschaft. Sie sind die bedeutendste Schrift der Aufständischen im Bauernkrieg. In den nächsten Wochen kam es zu 27 Druckfassungen in 14 weiteren Orten. „Städte, Adelige und Geistliche, die zum Anschluss an einzelne Bauernhaufen veranlasst werden konnten, wurden eidlich auf die Zwölf Artikel verpflichtet“, wie der Historiker Peter Blickle berichtet. Christian Pantle urteilt in seinem Buch „Der Bauernkrieg“ (Propyläen 2024, 336 Seiten, 22 Euro): „Die Zwölf Artikel zählen zu den Pionieren der Menschenrechtsidee.“

Die Historiker sind sich einig, dass der Memminger Sebastian Lotzer die anonym erschienenen Artikel verfasst hat. Er war Laienprediger und Schreiber des Baltringer Bauernhaufens. Vermutlich hat ihn der reformatorische Prediger Christoph Schappeler beraten. Das Bild an der Fassade der Memminger Kramerzunft zeigt die beiden. Hinter ihnen stehen Bauern, die mit Stachelkeule und Hellebarde Gewaltbereitschaft signalisieren.

Im März 1525 hatten sich 50 Vertreter des Baltringer Haufens, des Allgäuer Haufens und des Bodenseehaufens im Haus der Kramerzunft versammelt. In der Kramerzunftstube, die besichtigt werden kann, berieten sie ihr Verhalten gegenüber dem Schwäbischen Bund, zu dem sich geistliche und weltliche Obrigkeiten sowie Reichsstädte verbündet hatten. Sie beschlossen den Zusammenschluss der drei Haufen zur Christlichen Vereinigung und verabschiedeten die Zwölf Artikel. In ihnen wird auch die Rückgabe von Gemeindeland gefordert, das sich die Fürsten und Herren angeeignet hatten, und ebenso die Minderung der Abgaben und Frondienste. Vom „frei sein“ ist im dritten Artikel die Rede. Er fordert die Abschaffung der Leibeigenschaft.

Ihren Forderungskatalog trugen die Aufständischen den Vertretern des Schwäbischen Bundes vor. Nachdem die Verhandlungen gescheitert waren, überfielen die Bauernhaufen Klöster und Schlösser. Daraufhin zogen die von Georg Truchsess von Waldburg angeführten Truppen des Schwäbischen Bundes gegen die Aufständischen und fügten ihnen vernichtende Niederlagen zu.

Bis 19. Oktober läuft im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in der Buxacher Straße 2 in Memmingen die Ausstellung „Projekt Freiheit – Memmingen 1525“. Der Eintritt ist frei. www.hdbg.de 


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