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Vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ermittelt Kommissar Cornelius Frey und stößt auf Okkultismus in Leipzig
Ex-Kommissar Cornelius Frey arbeitet im Jahr 1933 als Nachtwächter bei der großen Staatsbibliothek im Graphischen Viertel Leipzigs. Er hat seine Anstellung verloren, weil er nicht die neuen Richtlinien der Nationalsozialisten beachtet hatte. Er war nicht bereit, Unschuldige zu verhaften, nur weil sie Kommunisten waren. Ein Verbrecher oder Mörder, der eine braune Uniform trägt oder das richtige Parteibuch hat, geht dagegen neuerdings straffrei aus. Die Polizisten werden immer mehr durch Personen ersetzt, die zwar nicht gut im Ermitteln sind, aber zur neuen Regierungspartei NSDAP gehören.
Frey bemerkt eines Abends eine junge Frau, die sich von einer Brücke stürzen will. Er kann sie gerade noch retten. In der nächsten Nacht sieht er sie wieder – diesmal erschossen. Er hatte schemenhaft gesehen, dass bei dem Mädchen noch zwei Personen waren. Der weitere Tote ist Freys Ex-Kollege, der dritte Beteiligte ist nicht aufzufinden. Vermutlich war er der Mörder.
Frey kriecht zu Kreuze und entschuldigt sich bei seinen Vorgesetzten für seine letzte Ermittlung. So darf er, wieder im Dienst, diese Morde aufklären. Rätselhaft ist der Schriftzug „Hundsheide“ auf dem Arm der Toten. Was bedeutet dieser Hinweis, fragt sich Kommissar Frey, und sucht die Personen auf, die zuletzt Kontakt zu dem Mädchen hatten, die als Geisterbeschwörerin Séancen abgehalten und als telepathische Hilfskraft auch bei der Kripo gearbeitet hatte.
Fesselnder historischer Hintergrund
Der Roman „Das Haus der Bücher und Schatten“ aus der Feder des Erfolgsautors Kai Meyer schildert, wie unglaublich die neuen Gesetze der Nationalsozialisten waren. Sie wurden zu ihren Gunsten abgeschafft oder geändert. Der Rechtsstaat zerbröckelte immer mehr. Die Gewaltmacht hatte immer mehr Einfluss auf alle Bereiche der Nation. Bücher wurden verbrannt, Menschen grundlos verhaftet, jüdische Mitbürger in Lager transportiert, enteignet und oftmals leichtfertig getötet. Die Gewaltherrschaft wurde intelligent und mit langer Hand vorbereitet. Das Ende kennt jeder.
Aus diesem Grund ist der Roman sehr wertvoll, da er zeigt, was passieren kann, wenn die Politik nicht alle demokratischen Rechte schützt. In Rückblenden werden Ereignisse geschildert, die im Ort Hundsheide zur Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stattgefunden haben. Der Schreibstil ist fesselnd und interessant, besonders im Hinblick auf die geschichtlichen Tatsachen.
Kai Meyer: „Das Haus der Bücher und Schatten“, Knaur Verlag, München 2024, gebunden, 536 Seiten, 24 Euro