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Reichspräsident Friedrich Ebert und sein Denkmal, abgedruckt im Mittelbadischen Courier vom 15. September 1930 – eine der wenigen letzten existierenden Ablichtungen des einstigen Denkmals in Pillau
Bild: imago/ZoonarReichspräsident Friedrich Ebert und sein Denkmal, abgedruckt im Mittelbadischen Courier vom 15. September 1930 – eine der wenigen letzten existierenden Ablichtungen des einstigen Denkmals in Pillau

Pillau

Ein Denkmal als Unruhestifter

Friedrich Ebert wurde als Vater der ersten deutschen Demokratie ein Obelisk gewidmet – Einst ein Anlass für diverse Uneinigkeiten

Jürgen Ehmann
02.06.2025

Am 13. September 1925 wurde in Herrensohr bei Saarbrücken zu Ehren des ersten, am 28. Februar 1925 in Berlin verstorbenen Reichspräsidenten der Weimarer Republik das erste Friedrich-Ebert-Denkmal eingeweiht. Ein zweieinhalb Meter hoher Obelisk, der ebenso prächtig wie monumental in den Himmel ragte.

Bei dieser und weiteren Denkmaleinweihungen war auch das Reichsbanner „Schwarz-Rot-Gold“, ein politischer Wehrverband zum Schutz der demokratischen Republik, anwesend. Denn nicht alle Einweihungen in der Republik verliefen damals störungsfrei. Ärger drohte damals von vielen Gruppierungen, allen voran von Kommunisten wie von den Nationalsozialisten. Und mittendrin die Männer vom Reichsbanner. Allesamt überzeugte Demokraten, die sich seit ihrer Gründung im Jahr 1924 in einem der SPD nahestehenden Verband zusammengeschlossen hatten, um sich dem Ziel zu widmen, die Demokratie in Deutschland zu schützen. Eine Aufgabe, die sich diese Vereinigung sogar bis heute auf die Fahne geschrieben hat und die immer noch in ihrem Bestreben aktiv ist.

Wie wichtig und wertvoll die selbst gestellte Aufgabe war, lässt sich beispielsweise an den Geschehnissen vom 21. September 1930 ablesen. Damals kam es in Itzehoe in Schleswig-Holstein zu einer blutigen Schlägerei zwischen Mitgliedern des Reichsbanners und Nationalsozialisten. Zwei Jahre früher vereitelte am 6. Oktober 1928 in Ottobrunn bei München ein Mitglied des Reichsbanners beim Reinigen der Stufen des Ebert-Denkmals ein Sprengstoffattentat.

Ein Mann des Volkes
Auch das am 31. August 1930 in Pillau durch den Oberpräsidenten von Ostpreußen, Ernst Siehr, der in seiner Ansprache hervorhob, „dass sich in diesem Denkmal der Dank und die Anhänglichkeit des Volkes gegenüber einem Mann verkörpere, der nach seiner Herkunft und nach seinem Wesen das Volk repräsentiere“, eingeweihte Denkmal erlebte in seiner kurzen Geschichte so manche Probleme, die anhand der vorgefundenen Quellen skizziert werden sollen.

Ursprünglich sollte das Denkmal „eine viereckige Säule, an deren Kopf ein Relief Friedrich Eberts .... angebracht war“ nach Bernd Wöbke (250 Jahre Stadt Pillau, Kiel, 1975) seinen Platz an der Ecke Haffstraße/Raulestraße erhalten; „es wurde dann aber in der Plantage aufgestellt.

Am 14. Juli 1930 gab es eine offizielle Ortsbesichtigung mit drei Vertretern des Magistrats der Stadt Pillau und den beiden Vertretern der Provinzialberatungsstelle Königsberg, Richard Jepsen Dethlefsen und Stanislaus Cauer. Von Letzterem stammte auch der Entwurf des vierkantigen Blocks als geplantes Ebert-Denkmal.

Über den Standort des Friedrich-Ebert-Denkmals lässt sich so viel sagen, dass nach dem vom 22. Juli 1930 datierten „Gutachten über Form, Anordnung und Lage des bei der Stadt Pillau geplanten Ebertdenkmals“ von Dethlefsen, Provinzialkonservator für Ostpreußen, das Reichsbanner die Grundmauern des Denkmals – für welches sie insgesamt 2300 Arbeitsstunden ohne irgendwelche Entschädigungen geleistet hatten – „bei der Stadt Pillau“ errichtet hatte.

„Dadurch entfiel der sonst als Erstes zu machende Vorschlag der Wahl einer anderen Stelle auf dem Denkmalplatz.“

Blatt II erwähnt unter Punkt 4 „die sehr arg störenden Siedlungsbilder hinter ihm – Häuser, Gärten, Hofräume, deren Anblick durch eine dichte und hohe Hecke völlig verdeckt werden soll“.

In dem Schreiben des Pillauer Bürgermeisters Stamer vom 10. Juli 1930 an Dethlefsen ist die Rede von einem „Fortfall des Weges von der Spitze“ und davon, dass Stamer „persönlich dem namentlich nicht genannten Erbauer diesen Zugang zum Denkmal vorgeschlagen habe“. Den exakten Standort konnte man nicht ausfindig machen, es könnte sich theoretisch auf dem Stadtplan von 1938 aus dem Buch „Königsberg und sein Umland in Ansichten und Plänen aus der Staatsbibliothek zu Berlin“ um das Symbol über der Acht handeln.

Zu dem Flachbild auf dem Denkmal schrieb Dethlefsen in seinem Gutachten: „Dann hatte man sich mit Künstlern im Reich in Verbindung gesetzt und sich, durch überhohe Honorarforderungen abgeschreckt, ohne eigentlichen Beistand beschieden. Das kleine, in das Mal einzulassende Flachbild, einen Abguss einer auch anderswo verwendeten Arbeit, hatte man sich, in der Meinung, dass sie im Lande zu teuer werden würde, ebenfalls von auswärts kommen lassen.“ Dethlefsen bedauerte die Auftragsvergabe und dass man eher „sich zuerst nach im Lande lebenden Künstlern und ihren Preisen erkundigt“ und dann erfahren hätte, „dass man schon der geringeren Entfernung wegen im Lande besser und auch nicht teurer, vielleicht sogar billiger, bedient worden wäre, als von auswärts. Es ist wirklich niederdrückend, wenn man immer wieder erfahren muss, wie die wenigen im Lande überhaupt von kommenden Aufträge ohne sachlichen Grund in die Fremde gehen und unsere einheimische Künstlerschaft oft genug nicht weiß, wo sie das Brot hernehmen soll.“

Zum Künstler schrieb die „Kölnische Zeitung“ vom 16. August 1930: „Dem Elberfelder Bildhauer Wilhelm Koopmann wurde der Auftrag übertragen, für das von der Stadt Pillau geplante Denkmal für den verstorbenen Reichspräsidenten Ebert die Porträtbüste in Bronze auszuführen.“ Das Flachbild ähnelte dem noch heute existierenden Friedrich-Ebert-Denkmal auf der Hardt in Wuppertal.

Denkmal ohne Zukunft
Nach der Einweihung sollte die Stadt Pillau die ständige Pflege übernehmen, die Stadtverordnetenversammlung und der Magistrat lehnten die Übernahme jedoch mit 12:5 bzw. 5:1 Stimmen ab. 1933 wurde das Denkmal – aufgrund der Ablehnung durch die Nationalsozialisten – endgültig entfernt. Es sollte eine Ehrung für einen besonderen Mann werden, denn immerhin galt Friedrich Ebert als Vater der ersten deutschen Demokratie. Doch zu guter Letzt wurde das Denkmal eher ein Streitobjekt, das rechthaberische, kleinliche Gemüter erhitzte statt erfreute.


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