07.06.2025

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Wissenschaft

Mythen und Manipulationen

Der Chemiker Wolfgang Bockelmann erklärt, warum einige der gängigen Datierungen großer antiker Bauwerke nicht stimmen können

Wolfgang Kaufmann
07.06.2025

Spätestens seit der Corona-Pandemie weiß man, dass Wissenschaftler schwer irren können oder sogar ganz gezielt Falschinformationen in die Welt setzen. Das gilt nicht nur für die Medizin, sondern auch für alle anderen Fachdisziplinen. Leider wird diesem Phänomen in der Öffentlichkeit viel zu wenig Beachtung geschenkt. Umso wichtiger ist daher das Erscheinen eines Buches wie „Rätsel und Fälschungen in der Wissenschaft“, in dem sich der promovierte Chemiker Wolfgang Bockelmann mit den Fehlleistungen, Irrtümern und Täuschungsversuchen von Forschern auseinandersetzt. Dabei gilt sein Augenmerk besonders den Historikern und Archäologen.

Unter anderem geht Bockelmann der Frage über den Ursprung der Megalithkultur nach. Wieso begannen die Steinzeitmenschen in ganz Europa vor 6500 Jahren, aufwendige Bauwerke aus riesigen Steinblöcken zu errichten? Nur um Kultstätten und Grabanlagen zu schaffen, wie es immer wieder heißt? Und wie sollen winzige Gemeinschaften mit wenigen dutzend Mitgliedern in der Lage gewesen sein, unablässig Objekte von bis zu 100 Tonnen Gewicht zu bewegen – neben all der übrigen harten Arbeit zur Sicherung des nackten Überlebens? Die gängigen Erklärungen der Prähistoriker hierzu könnten schlicht und einfach nicht stimmen.

Das gilt des Weiteren auch für seine Ausführungen über die Datierung der Großen Pyramide von Gizeh. Das Bauwerk wurde angeblich zur Zeit des Pharaos Cheops um etwa 2550 v. Chr. errichtet. Der einzige Beleg hierfür ist freilich ein flüchtig hingeworfenes Graffito in einer Nebenkammer der Pyramide mit fehlerhafter Schreibweise. Daher liege die Vermutung nahe, dass dieses 1837 von zwei ebenso ehrgeizigen wie skrupellosen britischen Entdeckern gefälscht wurde. Insofern bleibt laut Bockelmann die zeitliche Einordnung der angeblichen Pyramide des Cheops nach wie vor offen.

Ein ebenso ungeklärtes Mysterium sei der Chinguetti-Meteorit. 1916 meldete der französische Konsularbeamte Gaston
Ripert die Entdeckung eines riesigen „Eisenhügels“ von 40 Metern Höhe und 100 Metern Länge unweit der mauretanischen Stadt Chinguetti, der nach Auskunft der Einheimischen vom Himmel gefallen sei. Diese Erhebung, von der Ripert ein kiloschweres Stück abtrennte, das sich tatsächlich als Eisen-Stein-Meteorit erwies, konnte von keiner späteren wissenschaftlichen Expedition wiedergefunden werden. Bockelmann bringt allerdings gute Argumente dafür, dass Ripert seinerzeit die Wahrheit gesagt hatte.

Wolfgang Bockelmann: „Rätsel und Fälschungen in der Wissenschaft“, Neopubli, Berlin 2024, broschiert, 226 Seiten, 15,99 Euro


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