27.05.2025

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Versteckt hinter Bäumen: Die historische Bockwindmühle an der alten Poststraße
Bild: EngelVersteckt hinter Bäumen: Die historische Bockwindmühle an der alten Poststraße

Historisch

Relikt aus vergangener Zeit

Einst Wegepunkt an der alten Poststraße nach Stettin, versteckt sie sich jetzt hinter Bäumen

Karl-Heinz Engel
26.05.2025

Es gibt sie noch, die altbekannte Bockwindmühle in Möhringen, heute Mierzyn, hart an der westlichen Stettiner Stadtgrenze gelegen. Und sie wirkt keineswegs heruntergekommen oder flügellahm, was darauf schließen lässt, dass sich ein Helferkreis gefunden hat, der das technische Denkmal in seiner Rüstigkeit bewahren will. Allerdings wächst das Grundstück unmittelbar an der westlichen Einfahrtstraße nach Stettin – ursprünglich eine rege genutzte Postroute Richtung Berlin, schließlich Reichsstraße 104 und jetzt ul. Lubieszynska genannt – durch Bäume allmählich zu. So ist die Mühle nur noch in laubfreien Jahreszeiten zu erkennen, obwohl aufkommendes Buschwerk und Gras immer mal wieder zurückgeschnitten wird. Auch schützen Zaun und Videoüberwachung vor unbefugtem Betreten des Geländes.

Wie die allermeisten windbetriebenen Mühlen, von denen Stettin einst in größerer Zahl umgeben war, hatte auch die Möhringer ihren Dienst aus Rentabilitätsgründen vermutlich schon zu deutscher Zeit eingestellt. Die Ära der Naturenergie war zugunsten der Motorkraftnutzung abgelaufen. Und was nicht mehr gebraucht wird, verfällt irgendwann, es sei denn, Liebhaber retten, was zu retten ist.

So muss es auch gewesen sein, als Mierzyn noch Möhringen hieß und an der Mühle bereits größere Instandsetzungsarbeiten vorgenommen werden mussten. Darauf weisen 1938 die von der Gesellschaft für pommersche Geschichte herausgegebenen „Baltischen Studien“ hin.

Eine Windmühle soll es schon sehr bald nach der Dorfgründung Ende des 13., Anfang des 14. Jahrhunderts in Möhringen gegeben haben. Im 17. Jahrhundert ging sie in herzogliches Eigentum über und einige Jahrzehnte danach, so weiß man, wurde den Dorfbewohnern der Mahlzwang auferlegt.

Holländer eher vorherrschend
Es fällt auf, dass die Mühle keineswegs auf einem zugigen Hügel ihren Platz fand, wie allgemein üblich. Möhringen liegt nämlich nur auf etwa 24 Meter Meereshöhe. Zum benachbarten, ebenfalls an der alten Pasewalker Straße liegenden Sparrenfelde, steigt das Höhenniveau mit immerhin 54 Metern auf fast das Doppelte an. Über die waldfreien Felder im Westen von Möhringen wird, trotz der relativ niedrigen Lage, wohl dennoch genügend Wind unterwegs gewesen sein, um das Mahlwerk verlässlich anzutreiben.

In der weiten Landschaft rund um der pommerschen Hauptstadt Stettin waren Bockwindmühlen indes eher selten vertreten. Meistens wurden die äußerlich wuchtigeren und leistungsfähigeren Holländermühlen errichtet. Das drückt sich auch in der Zahl noch vorhandener Mahlstätten diesseits der Grenze aus, bei denen eindeutig die „Holländer“ dominieren. Sehenswerte vorpommersche Bockwindmühlen stehen noch in Pudagla auf der Insel Usedom, in Greifswald-Eldena und in Storckow, etwa 30 Kilometer südöstlich von Pasewalk.

Möhringen, 1939 nach Stettin eingemeindet, gehört heute zur Gemeinde Daber [Dobra] und damit zum Kreis Pölitz [Police]. 1939 waren dort 2000 Personen zu Hause, die vorwiegend von Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe lebten. In den vergangenen Jahren mauserte sich das Dorf zu einem typischen Speckgürtelort mit Eigenheimsiedlungen und modernen Betrieben. Es zählt gegenwärtig etwa 6000 Einwohner. Ein bekannter Betrieb ist der international tätige Hörgeräteentwickler und -hersteller Demant an der ul. Lubieszynska, an der alten Pasewalker, also. Das ist ein starker Kontrast zum Gewerbedenkmal Bockwindmühle.


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