Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Gotteshaus im Herzen von Stettin – St.-Peter-und-Paul gilt als älteste Kirche Pommerns
Die St.-Peter-und-Paul-Kirche im Stadtzentrum von Stettin entstand nach Plänen des Baumeisters Heinrich Brunsberg vor 600 Jahren. Vorausgegangen waren einfache Vorgängerbauten. Sie überstand die Wechselfälle der Geschichte und gilt heute als älteste Kirche der Stadt und Pommerns. Einst evangelisch, wird sie inzwischen von der Katholischen Kirche Polens als Gotteshaus genutzt.
Die Kirchengeschichte Stettins begründete Bischof Otto von Bamberg, der während einer Missionsreise 1124 eine kleine Holzkirche für die Fischer erbauen ließ, die 1189 durch einen Brand zerstört wurde. Es folgte ab 1223 eine erste kleine Kirche aus Backstein, die dann nicht mehr ausreichte. Der Pommernherzog und die reichen Bewohner der Unterwiek von Stettin verlangten nach einem größeren und repräsentativeren Sakralbau. Damit wurde der damals bereits berühmte Baumeister Brunsberg beauftragt.
Brunsberg, von dem nur wenige schriftliche Quellen überliefert sind, stammte aus dem Deutschordensland. Er wirkte zunächst in Danzig, ehe er nach Stettin ging und maßgeblich die gesamte mittelalterliche Backsteingotik im östlichen Norddeutschland prägte. Seine Bauspuren lassen sich heute von Sachsen-Anhalt über Brandenburg bis ins Pommerland zurückverfolgen.
Eine Hauptwirkungsstätte war Stettin. Die Palette der Stettiner Brunsberg-Bauten reichte vom Umbau des historischen Rathauses über die Kathedrale St. Jacobi bis zur St.-Peter-und-Paul-Kirche in der Nähe des ehemaligen Klosterhofes. Brunsberg schuf am Standort des Vorgängerbaus eine gotische Hallenkirche mit fünf Jochen und drei Schiffen. Hinzu kam am nördlichen Seitenschiff eine Sakristei mit Krypta. Einen Blickfang bilden außen die Nischen mit Konsolen und recht realistisch gestalteten Terrakottaköpfen als Porträts von Stettiner Bürgern. Die gesamte Außenansicht ähnelt stark der Stettiner Jacobikirche, die ebenfalls von Brunsberg geschaffen worden war.
Das Kircheninnere wurde nach der Fertigstellung mit Altären und Kunstschätzen reich ausgestattet, die allerdings über die Zeitenwechsel mehrheitlich verloren gingen. Nach der Reformation war die Gemeinde zum Verkauf von Kirchenschätzen gezwungen, um eine überfällige Sanierung finanzieren zu können.
1677 gab es dann einen Großbrand mit umfangreichen Zerstörungen. Der vollständige Wiederaufbau dauerte bis 1792. Ab dieser Zeit überspannte den Innenraum ein Holzgewölbe, das danach vom Maler Philipp Hans Eichner mit „Polychromien“ gestaltet wurde. Darunter versteht man eine vielfarbige Verzierung von Kunstgegenständen.
Im 18. Jahrhundert kamen durch Stiftungen neue Kunstwerke in die Kirche, die anteilig erhalten blieben. Aus heutiger Sicht verdienen besondere Beachtung die Polychromien mit Darstellungen der Ägyptischen Plagen, drei besondere Kronleuchter und 21 Epitaphe. Die evangelischen Kirchenbücher der Kirche blieben erhalten und befinden sich heute im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg.