14.02.2025

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Oft Ziel von Attacken: Polizisten in der Silvesternacht in Neukölln
Bild: picture alliance/dpa/Julius Schreiner/Julius SchreinerOft Ziel von Attacken: Polizisten in der Silvesternacht in Neukölln

Innere Sicherheit

Was die Silvesterkrawalle verraten

60 Prozent deutsche Tatverdächtige? Nur wenige von ihnen hatten auch einen „deutschen“ Vornamen

Hermann Müller
15.01.2025

Lange Zeit stand der 1. Mai in Berlin für Krawall von Linksextremisten, Straßenschlachten und verletzte Polizisten. Inzwischen scheint sich für bestimmte Jugendliche immer mehr der Jahreswechsel als fester Termin zum hemmungslosen Ausleben von Gewalt zu etablieren. In der deutschen Hauptstadt begann das neue Jahr mit einem Déjà-vu-Erlebnis. Wie schon zum Jahreswechsel 2023/2024 war die Polizei mit mehr als viertausend Beamten im Einsatz.

Das Großaufgebot konnte allerdings nicht verhindern, dass Teile Berlins wieder ins Chaos abglitten. Berlins Polizei registrierte zum Jahreswechsel insgesamt 1453 „silvesterbezogene“ Straftaten. Im Vorjahr waren es 1328 solcher Straftaten. In der ersten Sitzung des Senats im neuen Jahr haben Landesbranddirektor Karsten Homrighausen und Polizei-Vizepräsident Marco Langner laut einem rbb-Bericht die Lage zu Silvester als „hochproblematisch“ bezeichnet. Der Landesbranddirektor warnt: „Es darf kein ‚Weiter so' geben.“

Besonderes Aufsehen erregten zwei Fälle: Der arabische Internet-Influencer Atallah Younes filmte sich selbst, wie er in Berlin-Neukölln eine Silvesterrakete in das Fenster eines Mehrfamilienhauses schoss. Die Rakete flog durch ein offenes Fenster und explodierte im Kinderzimmer einer libanesischen Familie. Obendrein veröffentlichte der 23-jährige arabische Internetstar das Video dieser Aktion auch noch auf seinen Social-Media-Kanälen. Younes, der aus dem Westjordanland stammt und mit einem Visum zu Besuch in Berlin war, wurde von der Polizei am Flughafen BER festgenommen, bevor er wieder ausreisen konnte. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchte schwere Brandstiftung, versuchte gefährliche Körperverletzung und Sachbeschädigung vor.

„Problem ist Parallelgesellschaft“
Ein zweiter spektakulärer Fall heizte in Berlin die Diskussion um sogenannte Kugelbomben an. Eine derartige Bombe führte in der Silvesternacht in Berlin-Schöneberg zu massiven Schäden. Die Wucht der Detonation beschädigte an der Kreuzung von Belziger Straße und Hauptstraße sieben Häuser und diverse Autos. 36 Wohnungen waren vorübergehend unbewohnbar: „Die Detonation kam aus dem Nichts – alles hat gebebt. Die Fenster waren eingedrückt“, so ein Anwohner. Die Neuverglasung der bis in die vierten Etagen zu Bruch gegangenen Fensterscheiben kostet mehr als 100.000 Euro. Die Wucht der Explosion war sogar so stark, dass die Bauaufsicht einen Statiker prüfen ließ, ob bei einem der Wohnhäuser Einsturzgefahr besteht.

Ein Anwohner sagte dem rbb, er könne sich vorstellen, dass Jugendliche aus dem Kiez die Explosion verursacht haben. Der Mann erklärte: „Böller sind nicht das Problem. Das Problem ist, dass sich hier eine Parallelgesellschaft entwickelt hat. Sobald der Schleier der Silvesternacht da ist, lassen die alles raus.“

Nach Polizeiangaben wurde im Zusammenhang mit der Explosion in der Belziger Straße eine Person festgenommen. In ganz Berlin fasste die Polizei zu Silvester insgesamt 670 mutmaßliche Straftäter, zumeist Jugendliche. Wie schon im Vorjahr wird nun diskutiert, wie hoch der Anteil von Tatverdächtigen ist, die ausländische Wurzeln haben. Nach Polizeiangaben haben 406 der mutmaßlichen Täter eine deutsche Staatsangehörigkeit, 264 eine andere. Somit haben etwa 40 Prozent der Tatverdächtigen keinen deutschen Pass.

LKA spricht von „Diskriminierung“
Wie bereits in der Vergangenheit steht nun aber die Frage im Raum, wie viele der Besitzer eines deutschen Passes einen Migrationshintergrund haben. Die AfD-Fraktionschefin im Berliner Abgeordnetenhaus, Kristin Brinker, kündigte kurz nach dem Jahreswechsel an, über eine parlamentarische Anfrage an den Senat die Vornamen der Tatverdächtigen abzufragen, die zu den deutschen Tatverdächtigen gezählt wurden.

Mittlerweile ist die Liste mit Vornamen vermutlich aus Sicherheitskreisen an das Nachrichtenportal „Nius“ durchgestochen worden. Laut „Nius“ finden sich auf der Liste vergleichsweise wenige Vornamen deutschen Ursprungs. Demnach beginnt die Aufstellung mit den Vornamen Abdul Kerim, Abdulhamid, Abdulkadir, Abdul Karim und Abdullah. Von den 256 Namen seien maximal 90 Vornamen, die sich als „deutsch“ kategorisieren lassen könnten, so das Fazit der Nachrichtenseite. Trifft die Analyse zu, dann ging die Silvester-Gewalt ganz überwiegend von Jugendlichen mit Immigrationshintergrund aus.

Das Landeskriminalamt Berlin ermittelt inzwischen, wer die Vornamenliste aus dem internen Polizeisystem an die Öffentlichkeit durchgestochen hat. Wie die Polizei erklärte, verletzte die Herausgabe persönlicher Daten ohne rechtliche Grundlage Datenschutzprinzipien und befeure „einen unverhältnismäßigen sowie diskriminierenden Erklärungsansatz für individuelle, strafrechtliche Verhaltensweisen“.


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