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Kfz-Markt

„Wir werden die Autos reparieren wie in Kuba“

Russland erhebt hohe Recyclingsteuer auf Importfahrzeuge – Förderung heimischer Marken als Ziel

Manuela Rosenthal-Kappi
29.10.2024

Russland hat die sogenannte Recyclingsteuer auf Kraftfahrzeuge erhöht. Diese Gebühr ist als einmalige Zahlung an den Staatshaushalt fällig. Sie muss sowohl von Importeuren und Herstellern als auch von Käufern der Fahrzeuge gezahlt werden. Damit sollen im Voraus die Kosten für die Verschrottung am Ende der Nutzung gedeckt werden.

Importeure und Automobilhersteller in Russland erwarten Kostensteigerungen in Höhe von bis zu 70 und 85 Prozent. Ein Neuwagen mit ein bis zwei Liter Hubraum verteuert sich um gut 5000 Euro. Bis 2030 werden für Fahrzeuge, die älter als drei Jahre sind, gar rund 11.500 Euro zusätzlich anfallen. Dabei gehören Letztere zur beliebtesten Klasse auf Russlands Straßen. Ein 3er BMW verteuert sich beispielsweise umgerechnet um rund 22.000 Euro. Kostete ein Neufahrzeug dieser Marke bislang 56.000 Euro, so wird ein Händler künftig mehr als 78.000 Euro dafür verlangen können, wenn nämlich die Bestände an zuvor ins Land importierter Autos erschöpft sind. Auch für Kfz, die im Rahmen von Parallelimporten über Weißrussland eingekauft wurden, wird eine erhöhte Recyclinggebühr erhoben.

Russische Marken bleiben verschont
Die Erhöhung richtet sich klar gegen ausländische Marken. Vertreter der heimischen Automobilindustrie bleiben dagegen quasi verschont, da sie eine Entschädigung für die Gebühr aus dem Staatsbudget erhalten. Die Strafzölle für ausländische Fahrzeuge haben zum Ziel, die Produktion aus dem Ausland nach Russland zu locken. Importfahrzeuge werden im Vergleich zu Autos inländischer – oder ausländischer, aber in Russland hergestellter – Marken immer teurer. Investoren werden so dazu gedrängt, die Produktion nach Russland zu verlagern. Waren dem bislang Volkswagen, Mercedes, Hyundai und Renault nachgekommen, sind es aktuell Marken aus dem Reich der Mitte.

Schon jetzt haben chinesische Hersteller einen Anteil von über 60 Prozent am russischen Automarkt. In den ersten acht Monaten dieses Jahres kauften Russen 591.000 Pkw von ihrem asiatischen Nachbarn. Der chinesische Autobauer Chery nutzt die ehemaligen Werke von Volkswagen, Mercedes-Benz und Nissan. Ob die Rechnung aufgeht, dass chinesische Hersteller ihre Produktion nach Russland verlagern, ist fraglich. Bis neue Werke entstehen, kann es Jahre dauern. Dazu kommt in letzter Zeit die Zurückhaltung Chinas, wegen der wachsenden Sanktionsgefahr in Russland zu investieren. Die Entwicklung der russischen heimischen Autoproduktion geht nur schleppend voran. Zwar hat der AvtoVAZ-Konzern vergangenes Jahr die Produktion auf mehr als 370.000 Fahrzeuge gesteigert, das ist jedoch viel zu wenig, um den Bedarf zu decken. Ein drastischer Preisanstieg durch die neue Steuer wird zudem dazu führen, dass Kunden ihre Kaufentscheidung hinauszögern.

Die Reaktion der Marktteilnehmer blieb nicht aus. Von einer tektonischen Umverteilung des gesamten Automobilmarktes in Russland war die Rede. Kirill Tschernow brachte es in seinem Blog Avtorevizorro auf den Punkt: „Wir werden die Autos reparieren wie in Kuba – so lange es geht.“


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