Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Vor einem Dreivierteljahrhundert begann der erste große Stellvertreterkrieg zwischen den Supermächten
Nach ihrer Niederlage im Zweiten Weltkrieg räumten die Japaner Korea, das ab 1905 ein Protektorat und seit 1910 ein integraler Bestandteil ihres Kaiserreichs gewesen war. Das Machtvakuum füllten Truppen der Supermächte, die analog zu Deutschland auch Korea teilten, allerdings nicht von Nord nach Süd, sondern von West nach Ost. Und wie in Deutschland wurde auch in Korea erst ein US-freundlicher und dann ein sowjetfreundlicher Teilstaat gegründet. Am 15. August 1948 wurde im Süden die Republik Korea ausgerufen. Wenige Wochen später folgte im Norden die Proklamation der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK). Beide erkannten einander nicht an und sahen sich selbst jeweils als den einzig rechtmäßigen koreanischen Staat an.
Vor einem Dreivierteljahrhundert, am Sonntag, den 25. Juni 1950, um 4 Uhr morgens, marschierten reguläre Truppen Nordkoreas über die von den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs vereinbarte Demarkationslinie am 38. Breitengrad in die südlich angrenzende Republik Korea ein. Der Angreifer konnte zehn Infanterie-Divisionen, 280 Panzer und 210 Kampfflugzeuge aufbieten, die ihm eine haushohe Überlegenheit verschafften. Weder die schwachen Streitkräfte Südkoreas noch die dort stationierte US-Polizeitruppe zur Aufrechterhaltung der Ordnung im Lande waren in der Lage, die militärische Dampfwalze aus dem Norden aufzuhalten. Deshalb konnte die Koreanische Volksarmee (KVA) des Diktators Kim Il-sung bereits am 28. Juni die südkoreanische Hauptstadt Seoul einnehmen, aus der zuvor die US-freundliche Regierung um Rhee Syng-man nach Daejeon geflohen war. Bis Anfang September besetzte die KVA fast die gesamte koreanische Halbinsel, abgesehen von einem kleinen Landstreifen im äußersten Südosten um Busan.
Vormarsch Nordkoreas
Der Angriff resultierte aus dem Bestreben Kims, die gewaltsame Wiedervereinigung Koreas unter der Führung des Nordens zu erreichen. Kim agierte bei seinem Vorstoß mit Rückendeckung und Unterstützung des sowjetischen Diktators Josef Stalin, der den Koreakrieg als Testfall ansah, wie weit die Entschlossenheit der westlichen Welt unter Führung der USA ging, einem kommunistischen Angriff mit Waffengewalt Einhalt zu gebieten.
Möglicherweise wäre Südkorea bis zum Herbst 1950 Bestandteil der Einflusssphäre der DVRK und damit auch der Sowjetunion geworden, hätte nicht Jakow Malik, der Vertreter der UdSSR bei den Vereinten Nationen und im UN-Sicherheitsrat, seit Januar 1950 auf Weisung Stalins die Sitzungen des Sicherheitsrates boykottiert, um die Anerkennung der Volksrepublik China (VRC) als ständiges Mitglied dieses Gremiums zu erzwingen. Das verschaffte den USA die Möglichkeit, den Sicherheitsrat bis Ende Juli 1950 zur Verabschiedung der Resolutionen 82 bis 85 zu bewegen. In deren Umsetzung wurde eine UN-Streitmacht mit Kontingenten aus 22 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen unter Führung des US-amerikanischen Fünfsternegenerals Douglas MacArthur zur Zurückdrängung der nordkoreanischen Invasoren aufgestellt.
Gamechanger USA und UN
Diese UN-Truppe einer Koalition der Willigen, die faktisch ein Instrument der USA war und am Ende fast eine Million Mann umfasste, wendete das Blatt in den Folgemonaten. Im Zuge der Operation Chromite, die Mitte September 1950 anlief, gelang es MacArthur zunächst, starke Kräfte im Rücken der Nordkoreaner unweit Seouls bei Incheon anzulanden. Dem folgte der Ausbruch aus dem Brückenkopf Busan. Dergestalt von Nordwesten und Südosten in die Zange genommen und von ihren Nachschubquellen abgeschnitten, blieb der KVA nur der Rückzug über den 38. Breitengrad, während die UN-Truppen in Richtung der chinesischen Grenze nachstießen.
In dieser Situation schickte der starke Mann der Volksrepublik China, Mao Zedong, ab dem 12. Oktober 1950 mehrere Hunderttausend angeblich Freiwillige, hinter denen sich reguläre Soldaten der chinesischen Volksbefreiungsarmee verbargen, über den Fluss Yalu nach Nordkorea, während Stalin Kim Il-sung mit modernen MiG-Jagdflugzeugen unterstützte. Die Folge waren erbitterte Kämpfe im November und Dezember 1950 bei Eis und Schnee, die zahllose Opfer forderten. Anschließend drangen die Kommunisten Anfang Januar 1951 wieder so weit nach Süden vor, dass Seoul ein zweites Mal aufgegeben werden musste, um eine Einkesselung der UN-Truppen und Südkoreaner zu vermeiden.
Gamechanger China und UdSSR
Für MacArthur hatte durch das Eingreifen der Chinesen ein „ganz neuer Krieg“ begonnen. Mit dieser Begründung forderte er, Atombomben über nordkoreanischen und chinesischen Städten zu zünden. US-Präsident Harry S. Truman befürchtete jedoch, dass dies den Dritten Weltkrieg auslösen könne. Deswegen ersetzte er MacArthur am 11. April 1951 durch General Matthew Ridgway.
Dieser wehrte einige weitere Offensiven der Gegenseite ab, bis sich das Kampfgeschehen mehr oder weniger in einen Stellungskrieg entlang des 38. Breitengrades verwandelte. Daraufhin begannen am 10. Juni 1951 Waffenstillstandsgespräche. Analog zu ihrem späteren Verhalten im Vietnamkrieg führten die USA während der Unterredungen ihre strategischen Bombenangriffe auf militärische und zivile Ziele im Nordteil des Landes fort. In deren Verlauf wurden 18 der 22 größten Städte Nordkoreas sowie zahlreiche Industrieanlagen und Infrastruktureinrichtungen in Schutt und Asche gelegt. Hierbei und im Zuge der Kämpfe an der Front starben rund 2,5 Millionen Nordkoreaner. Die Gesamtzahl der Toten des Koreakrieges liegt bei vier Millionen, darunter 36.914 US-amerikanische und rund 3000 andere UN-Soldaten.
US-Verzicht auf Atomwaffeneinsatz
Das Gemetzel endete am 27. Juli 1953 mit dem Waffenstillstandsabkommen von Panmunjeom, das von dem US-amerikanischen Generalleutnant William Harrison und dem nordkoreanischen General Nam Il nach 666 Verhandlungssitzungen unterzeichnet wurde und die alte Demarkationslinie entlang des 38. Breitengrades mehr oder weniger bestätigte.
Damit war der Status quo ante bellum wiederhergestellt. Der Vorstoß aus dem Norden hatte sein Ziel, die Wiedervereinigung des Landes als kommunistischer Einheitsstaat, verfehlt. Die Volksrepublik China verlor einerseits mit 400.000 fast so viele Soldaten wie Korea mit einer halben Million. Andererseits genehmigte der Kreml nach dem Koreakrieg einen großangelegten Technologietransfer in Richtung China, um dem Bruder-Regime in Peking den Rücken zu stärken.