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Einzigartige Ausstellung zu Leben und Werk des Louis Douzette in Barth
Sehr wahrscheinlich ist Ahrenshoop mit seinen Künstlerhäusern und dem vor zwölf Jahren neu erbauten Kunstmuseum der bekanntere Ort. Doch bietet das auf dem pommerschen Festland, nur 35 Kilometer entfernt gelegene Barth mit dem Vineta-Museum auf drei Etagen eine Ausstellung, die den Künstler würdigt, der 1920 zum Ehrenbürger der Stadt ernannt wurde.
Louis Douzette wurde am 25. September 1834 in Tribsees/Pommern geboren. 1840 zog der Vater, Malermeister Wilhelm Douzette, mit seiner vielköpfigen Familie nach Franzburg. 1852 erfolgte der Umzug nach Barth. Douzette erhielt durch den Vater nicht nur eine solide handwerkliche Ausbildung, sondern auch den ersten Zeichenunterricht. 1856 ging der 22-Jährige nach Berlin, um Kunstmaler zu werden. Zum Broterwerb musste Louis Douzette als Stubenmaler, später als Dekorationsmaler arbeiten. Er hielt an seinem Ziel, ein Landschaftsmaler zu werden, fest; er besuchte Abendschulen und kopierte Werke alter Meister.
1863 wurde er als Atelierschüler in der privaten Malschule des Landschafts- und Marinemalers Hermann Eschke (1823–1900) angenommen. Eschke, ein Pommer, begeisterte Douzette für die Insel Rügen und für den Darß. Bereits 30 Jahre vor der Entstehung der Künstlerkolonie Ahrenshoop entdeckten beide inzwischen befreundeten Männer die Landschaft der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst für die Freiluftmalerei.
Inspirierende Ostseeküste
Douzette wird während der insgesamt vier Jahrzehnte seines Lebens in Berlin jeden Sommer an der Ostseeküste verbringen; seit den 1880er Jahren bevorzugte er mit seiner Familie Prerow. Douzette hatte 1865 Louise Donner geheiratet. Sie starb 1890. Eine der vier Töchter des Ehepaares, Dora, wurde später Frau des Malers Adolf Gustav Döring. Dieser willkommene Schwiegersohn begann, Gemälde Douzettes mittels druckgraphischer Techniken zu vervielfältigen, was sowohl den Bekanntheitsgrad wie auch die Einnahmen des Künstlers erhöhte.
1896 erhielt Louis Douzette, der im Jahr zuvor dauerhaft seinen Wohnsitz in Barth genommen hatte, von der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Berlin den Professorentitel verliehen. Douzette betrieb gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Döring in seinem Atelier in Barth eine Malschule.
Douzette hat bis zu seinem 90. Lebensjahr täglich in seinem Atelier gemalt oder in der Natur skizziert. Er starb am 21. Februar 1924; seine Grabstätte auf dem Barther Friedhof ist erhalten.
Der Kunsthistoriker und Douzette-Forscher Gerd-Helge Vogel geht von der Annahme aus, dass Douzette in seinem Leben an die 1700 Gemälde geschaffen hat. Im Jahr 2021 war der Direktor des Vineta-Museums Barth, Gerd Albrecht, glücklich und dankbar, von dem Douzette-Urgroßenkel Gottfried Böhme den Nachlass des Künstlers als Schenkung an die Stadt Barth entgegennehmen zu können.
Damit war viel Material vorhanden, um anlässlich des 100. Todestages des Künstlers 2024 den ersten Teil der ihn würdigenden Ausstellung zu präsentieren. Hinzu kamen Leihgaben von Sammlern der Arbeiten Douzettes aus ganz Deutschland. Gerd Albrecht nennt einige von ihnen „mondscheinsüchtige Sammler“, die der „Magier der Nacht“ mit seinen Stadtansichten mit Mond oder Küstenbildern im Mondlicht heute genauso wie vor mehr als einhundert Jahren fesselt.
Während die 2024 präsentierte Ausstellung Teil I unter dem Titel „Von Caspar David Friedrich zu Louis Douzette“ den Schwerpunkt setzte, „romantische“ Landschaftsmalerei im Werk und Umfeld von Louis Douzette zu zeigen und über seine Vorbilder, seine Lehrer und Zeitgenossen zu informieren, so konzentriert sich die noch bis zum 25. September 2025 zu sehende Ausstellung Teil II auf „Die Magie des Lichts im Lebenswerk von Louis Douzette, dem künstlerischen Entdecker der Darß- und Verehrer der baltischen Küstenlandschaften“.
Nicht nur „Mondscheinmaler“
Es wird jedoch dem künstlerischen Werk Douzettes nicht gerecht, ihn auf den „Mondscheinmaler“ zu reduzieren. Er ist ein Meister im Einfangen von Lichtstimmungen; er beherrscht auch die Wiedergabe von Sonnenlicht zu allen Tageszeiten. Ebenso ist er ein hervorragender Zeichner und Aquarellist. Die Ausstellung bietet auch überzeugende Beispiele seiner Naturstudien.
Die in Barth gezeigte Werkschau führt dem Besucher einen Zeit seines Lebens sich entwickelnden und sich mit den Kunstströmungen seiner Zeit auseinandersetzenden Künstler vor Augen, der sich keinen Moden unterworfen hat. Er hat stets seinen eigenen Stil entwickelt. Er war ein „Landschaftschronist, für den die Magie des Lichts ein Grundthema in der Wiedergabe von Naturschönheit und künstlerischen Gestaltens bleibt“ (Faltblatt zur Ausstellung).
Grandios in seiner Lichtwirkung ist zum Beispiel das kleine, um 1900 entstandene Ölgemälde „Boddenfischer“. Es kann mit den besten Werken französischer Impressionisten mithalten. Eindrucksvoll ist seine Ansicht „Mondschein über Dresden“ oder „Dreimaster in tosender See“, bereits 1866 entstanden. Douzette war nicht provinziell; Studienreisen haben ihn durch viele Länder Europas geführt.
Gelungen ist das Begleitbuch zur Ausstellung, das von Gerd Albrecht und Gerd-Helge Vogel erarbeitet wurde. Unter dem Titel „Mondlicht und Wellenspiel – Louis Douzette (1834–1924) – Ein Künstler zwischen Romantik und Impressionismus“ kann der interessierte Leser gebündelt viele Informationen zu Leben und Werk erhalten und sich über eine große Zahl farbiger Abbildungen freuen.
Ebenso ist im Vineta-Museum erhältlich das vorläufige Werkverzeichnis Teil 1: Handzeichnungen, Aquarelle, Pastelle und sonstige Studien. Teil 2: Das Verzeichnis der Gemälde ist in Arbeit. Das Vineta-Museum entwickelt sich somit zum Archiv und zur Forschungsstätte für den Künstler Louis Douzette.
Info: www.vineta-museum.de