Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Tonnenabschlagen, Pfingsttauben abwerfen und Päschnitz gehörten einst zum Pfingstfest
Über dem Pfingstfest weht, ähnlich wie über Weihnachten und Ostern ein besonderer Zauber. Neben der christlichen Bedeutung, der Ausgießung des Heiligen Geistes, bedeutet es auch Vorfreude auf die Sommerzeit – und das wurde durch traditionellen Pfingstschmuck betont. Die Birke steht dabei ganz besonders im Fokus. Ihr frisches Grün symbolisierte das Erwachen der Natur. Daher wurde sie als Pfingstbaum gesetzt, „Pfingstmaien“ genannt. Die Häuser, Windmühlenflügel und das Vieh wurden mit frischem Birkengrün geschmückt. In Plötzin bei Wollin setzte man gleich vier Pfingstbäume zum Fest. Letztere wurden ans Fachwerk geschlagen und schmückten so für ein paar Tage den Alltag aus. Und damit die Bäumchen nicht zu trocken wurden, standen sie in einem Eimer mit frischem Nass.
Dem Weideauftrieb kam zu Pfingsten eine besondere Bedeutung zu. Wer am Pfingstmorgen sein Vieh als Erster auf die Weide trieb, galt als „Tauschlepper“, während der Letzte als Schlafmütze, also als „Pfingstkarr“ in Vorpommern und als „Pfingstlümmel“ in Hinterpommern galt. Der Letzte musste den Ersten am Abend bedienen – darum galt es auch als „Fest der Hirten“. In Klein Nossin im Kreis Stolp war das Pferdewaschen zu Pfingsten ein festliches Ereignis. Die Häuser waren mit Birkengrün und Kalmus üppig geschmückt, wenn die Pferde zum Wasser der Schottow geführt wurden.
Der Tonnenkönig
Auch das „Tonnenabschlagen“, das ist der Ritt zu Pferde an einem Heringsfass vorbei, bei dem der Reiter, ein Holz schwingend, das Fass treffen muss. Der letzte Schlag kürte diesen Reiter zum „Tonnenkönig“. Ursprünglich nur zu Pfingsten ausgetragen, findet dieser Brauch heutzutage bis weit in den Sommer hinein statt, was dem dabei entstehenden Spaß aber keinen Abbruch tut. Dieses Spektakel ist zudem ein beliebter Anziehungspunkt für die Besucher der Region. Auch hoch zu Ross ging es beim „Pfingstritt“ zu. Diese Tradition, die noch heute in einigen deutschen Ländern vollzogen wird, war einst auch in Pommern anzutreffen. Dabei handelte es sich hier um einen Umzug der Pfingstreiter, bei dem sowohl Pferd als auch Reiter bunt geschmückt waren. Ihre Vorreiter nannte man „Dogschläper“.
Pfingsttauben abwerfen war der Spaß für die Kinder. Einem bunt bemalten Holzvogel wurden Rumpf, Kopf, Flügel und Zepter mittels eines speziellen Holzes abgeworfen. Sinnbildlich stand die Taube für den heiligen Geist. Deshalb ließ man übrigens beim Pfingstgottesdienst weiße Tauben durch die Gotteshäuser fliegen, so sollte die Ausgießung des Heiligen Geistes dargestellt werden.
Und weil hier über Vögel und Pfingsten geschrieben wird, sei noch auf einen anderen Bezug zwischen Pfingsten, der Geographie und Natur hingewiesen. Unweit von der Universitätsstadt Greifswald liegt die Insel Ruden. Weil die Wildgänse zu Pfingsten mit der Mauser beginnen und ihre Federn abwerfen, was in Pommern als „Ruden“ bezeichnet wird, hat die Insel diesen Namen erhalten. Das ist eine Erklärung des Inselnamens.
Das Pfingstfest war in den vorigen Jahrhunderten zudem ein wichtiger Bezugspunkt. In zahlreichen Spruchakten liest man davon. So war es bei einem geleisteten Kredit in der Vergangenheit nicht unüblich, dass Pfingsten zum Tag der Zinszahlung bestimmt wurde.
Auch eine pommersche Pfingstspeise ist uns überliefert: Gerste, die klein gemahlen und mit heißem Wasser übergossen, dick eingekocht als Brei gegessen wurde. Das nannte man „Päschnitz“, „Pischnitz“ oder „Pischk“. Letztere Bezeichnung ist uns aus Bütow bekannt. Eine Zeitzeugin merkte an: „Pfingsten war ein frohes Fest, weil es den langen, schönen Sommer eröffnete, der meist weit bis in den Oktober hinein warm und trocken blieb“.
Nach der Vertreibung hatte Pfingsten auch im landsmannschaftlichen Sinne stets eine Bedeutung. Es fanden die Heimattreffen der Pommern fern der Heimat statt. Es trafen sich zum Beispiel in Bochum 1954 etwa 150.000 Landsleute, um sich wiederzusehen, auszutauschen und zu feiern, viele Treffen folgten und festigten die Gemeinschaft der Pommern.
Termine Tonnenabschlagen 2025:
Pfingstsonntag, 8. Juni: Wieck; 21. Juni: Born; 28. Juni: Wieck; 13. Juli: Wustrow; 20. Juli: Ahrenshoop; 27. Juli: Prerow;
3. August: Born; 9. August: Dierhagen
Weitere Informationen zum Tonnenabschlagen: www.tonnenbund-wieck.de