25.06.2025

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In Städten und in ländlichen  Regionen entschieden sich die  Wähler unterschiedlich:  An der Wahlurne gaben die  Wahlberechtigten auf dem  Land eher dem Konservativen  ihre Stimme, während die  Städter eher für den Liberalen votierten
Foto: D.K.In Städten und in ländlichen Regionen entschieden sich die Wähler unterschiedlich: An der Wahlurne gaben die Wahlberechtigten auf dem Land eher dem Konservativen ihre Stimme, während die Städter eher für den Liberalen votierten

Südliches Ostpreussen

Die politischen Fronten bleiben hart

Unterschiedliches Ergebnis in Städten und den ländlichen Kreisen spiegelt die Spaltung des Landes wider

Dawid Kazanski
25.06.2025

Am 1. Juni wählte Polen in der entscheidenden Stichwahl einen neuen Präsidenten. Zur Wahl standen Karol Nawrocki, unterstützt von der nationalkonservativen Partei PiS (Recht und Gerechtigkeit) und Rafał Trzaskowski, Kandidat der liberalen Bürgerkoalition (KO). Im landesweiten Ergebnis setzte sich Nawrocki knapp durch: Er gewann mit 50,89 Prozent der Stimmen gegenüber 49,11 Prozent für Trzaskowski – ein Vorsprung von nur 1,19 Prozentpunkten. Es war das engste Wahlergebnis seit der demokratischen Wende im Jahr 1990.

Anders präsentierte sich das Bild im südlichen Ostpreußen: Dort konnte sich Trzaskowski mit 51,71 Prozent der Stimmen (343.483) durchsetzen, während Nawrocki auf 48,29 Prozent (320.797) kam. Die Wahlbeteiligung lag bei 64,71 Prozent und damit etwas höher als bei den vorangegangenen Präsidentschaftswahlen. In der Woiwodschaftshauptstadt Allenstein fiel Trzaskowskis Sieg besonders deutlich aus – er erhielt 63,55 Prozent der Stimmen, Nawrocki kam auf 36,45 Prozent. Die Beteiligung erreichte hier beeindruckende 75 Prozent.

In anderen großen Städten der Region fiel das Wahlergebnis unterschiedlich aus: Während Trzaskowski beispielsweise in Elbing seinen Sieg feiern konnte, dominierte in Lyck Nawrocki. Auffällig war der starke Gegensatz zwischen Stadt und Land. In landwirtschaftlich geprägten Gebieten punktete der mit der Partei Recht und Gerechtigkeit sympathisierende Kandidat laut Exit-Polls mit deutlich größerer Unterstützung der Wähler als sein Rivale.

Diese Polarisierung bestätigt sich auch auf Kreisebene: In den ländlichen Kreisen Deutsch Eylau, Soldau, Neidenburg, Johannisburg und Ortelsburg erreichte Nawrocki von 53 bis zu sogar 60 Prozent. Dagegen votierten die eher städtisch geprägten Regionen wie der Kreis Allenstein sowie die Stadt Allenstein deutlich für Trzaskowski – ein klares Indiz für die politische Kluft zwischen urbanem und ländlichem Polen.

Angespannte Stimmung auch nach der Wahl
Diese Spaltung ist kein regionales Phänomen, sondern sie prägt die gesamte Republik: Während Nawrocki auf dem Land dominierte, gewann Trzaskowski in den Großstädten wie Warschau (68 Prozent), Danzig (70 Prozent) oder Breslau (67 Prozent) mit deutlichem Vorsprung. Die geografischen Gegensätze spiegeln tief verwurzelte politische und gesellschaftliche Differenzen wider – ohne eine übergreifende Strategie, die Stadt und Land gleichermaßen anspricht, scheint ein landesweiter Wahlerfolg kaum möglich.

Die Stimmung nach der Wahl ist angespannt. Der knappe Sieg Nawrockis wird von seinen Anhängern gefeiert, doch in Trzaskowskis Lager überwiegen Gefühle der Enttäuschung und Frustration. Soziologen sprechen von zunehmender gesellschaftlicher Spaltung und warnen vor einer tiefgreifenden Polarisierung.

Die ländliche Bevölkerung fühlte sich offenbar durch die konservative Botschaft Nawrockis besser angesprochen, während die liberale Bürgerkoalition in diesen Kreisen wenig Resonanz fand. Die Repu-blik Polen steht nun vor der Herausforderung, diese Spaltung zu überwinden. Präsident Nawrocki wird daran gemessen werden, ob es ihm gelingt, zwischen Stadt und Land zu vermitteln.

Ministerpräsident Donald Tusk und die regierende Koalition müssen sich fragen, wie sie verlorenes Vertrauen zurückgewinnen und ihre Strategie besser auf das ganze Land ausrichten können. Ein Mangel an Koordination und Konsolidierung zwischen den liberalen Kräften sowie die Fehler in der Wahlkampagne gelten laut den Politologen als Hauptursachen für die Niederlage Trzaskowskis.

Gerade das regionale Ergebnis im südlichen Ostpreußen liefert dabei wichtige Erkenntnisse: Dass die Niederlage des liberalen Kandidaten so knapp ausfiel, war nur möglich durch eine starke Mobilisierung in den Städten und zugleich ein zumindest teilweises Durchdringen zu den ländlichen Wählern.

Die politischen Fronten in Polen bleiben verhärtet. Sowohl der knappe Sieg Nawrockis als auch die Enttäuschung der regierenden Koalition deuten auf eine schwierige Phase hin. Der neue Präsident kündigte an, die „Gräben zuschütten“ zu wollen. Gelingt ihm das, könnte ein Weg in Richtung nationaler Versöhnung beschritten werden. Andernfalls droht ein Szenario politischer Blockade von Gesetzentwürfen, die vom neuen Präsidenten nicht unterzeichnet werden.


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