26.06.2025

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Friedrich Wilhelm in der Schlacht bei Fehrbellin: Nach einem Gemälde von John Harris Valda
Bild: mauritius images / Classic Image / AlamyFriedrich Wilhelm in der Schlacht bei Fehrbellin: Nach einem Gemälde von John Harris Valda

Schwedisch-Brandenburgischer Krieg

Die Schlacht, die den Großen Kurfürsten gebahr

Vor 350 Jahren gelang Friedrich Wilhelm der überraschende Sieg bei Fehrbellin, der das brandenburgische Selbstbewusstsein stärkte

Bernhard Knapstein
26.06.2025

Nach dem Dreißigjährigen Krieg lag weniger das Herzogtum Preußen, aber dafür umso mehr das in Personalunion verbundene Kurfürstentum Brandenburg arm und gebeutelt da, während Schwedens Armee als nahezu unbesiegbar galt. Wiederholt schnelles und überlegtes Handeln des brandenburgischen Kurfürsten und preußischen Herzogs Friedrich Wilhelm im Schwedisch-Brandenburgischen Krieg (1675–1679) änderte dieses Bild. Vor 350 Jahren läutete insbesondere die Schlacht bei Fehrbellin am 28. Juni 1675 den Aufstieg Brandenburg-Preußens unter den europäischen Mächten ein. Obwohl die Schlacht selbst militärisch betrachtet eher unbedeutend war, hatte sie erhebliche symbolische und auch politische Folgen.

Die Auseinandersetzung ereignete sich vor dem Hintergrund des Holländischen oder Niederländisch-Französischen Krieges (1672–1679), in dem der Sonnenkönig versuchte, seine Vormachtstellung in Europa zu sichern. Um das mit den Niederlanden, Österreich und Spanien verbündete Brandenburg vom Kriegsschauplatz im Westen abzuziehen, ermutigte Frankreich Schweden, die weitgehend ungeschützte Mark anzugreifen. Während Kurfürst Friedrich Wilhelm mit rund 20.000 Soldaten gegen Frankreich im Westen kämpfte, drangen im Winter 1674 schwedische Truppen unter Carl Gustav Wrangel in sein Kurfürstentum ein. Der Kurfürst brach daraufhin seinen Feldzug ab und führte sein Heer durch einen strapaziösen Wintermarsch zurück, um Brandenburg zu verteidigen. Für den Kurfürsten lag die Herausforderung darin, dass die Infanterie nicht mit seinen berittenen Kräften mithalten konnte und noch mehrere Tagesmärsche zurücklag, als er die Schweden etwa 70 Kilometer westlich von Berlin bei Rathenow überraschte und weitgehend niedermachte. Wrangel zog sich zurück. Doch Friedrich Wilhelm nutzte den ersten Erfolg, setzte nach und besiegte die schwedische Nachhut bei Nauen, eine Stadt, 27 Kilometer nordwestlich von Potsdam und etwa vierzig Kilometer westnordwestlich von Berlin.

Militärisch eher unbedeutend
Am 28. Juni 1675 standen sich schließlich bei Fehrbellin etwa 6400 brandenburgische und 11.000 schwedische Soldaten gegenüber. Obwohl zahlenmäßig unterlegen, errang das brandenburgische Heer aufgrund besserer Taktik und Überraschung einen entscheidenden Sieg. Dabei spielte auch das Glück eine Rolle. Denn die Schweden hatten im Morgennebel eine Anhöhe übersehen, auf welcher der Kurfürst seine überschaubare Zahl an Geschützen positionierte, welche die schwedischen Linien frontal unter Feuer nahmen. Friedrich Wilhelm gab als Befehl aus, „alle Schweden, wo sie selbiger mächtig werden können, niederzumachen und ihnen die Hälse zu brechen“. Wrangel versuchte, mit seiner Kavallerie die brandenburgischen Geschütze auszuschalten, scheiterte aber an der von dem Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Homburg, dem sogenannten Prinzen von Homburg, kommandierten brandenburgischen Reiterei. Nun wurde die Schlacht auf engstem Raum gefochten. Die Schweden zogen sich bald ungeordnet zurück und erlitten damit den entscheidenden Rückschlag.

Kurfürst Friedrich Wilhelm hatte zuvor strategisch klug agiert, indem er Brückenköpfe wie Rathenow im Handstreich genommen und Schweden so in die Defensive gezwungen hatte. Als das schwedische Korps Richtung Fehrbellin ausweichen wollte, traf es auf die brandenburgischen Verbände. Nach mehrstündigem Kampf befahl der damals bereits im 62. Lebensjahr stehende schwedische Reichsfeldherr, dessen Handlungsspielraum wegen seines Gichtleidens eingeschränkt war, den Rückzug seiner bereits um rund 2500 Soldaten dezimierten Truppen über Wittstock nach Mecklenburg.

Sieg über eine Großmacht
Für Schweden war die Niederlage bei Fehrbellin ein herber Schlag. Zwar konnte es durch französische Unterstützung in dem den Schwedisch-Brandenburgischen Krieg beendenden Frieden von Saint-Germain vom 29. Juni 1679 viele Territorialgewinne behaupten, doch die Schlacht hatte offenbart, dass seine militärische Überlegenheit nach dem Dreißigjährigen Krieg nicht mehr unantastbar war. Die Schlacht bei Fehrbellin war zwar kein großes Massengefecht, dennoch wurde sie zu einem Wendepunkt für Brandenburg-Preußen. Sie markierte den Beginn einer eigenständigen militärischen Tradition und trug maßgeblich zum Aufstieg des Kurfürstentums bei. Für Schweden war Fehrbellin das erste deutliche Signal, dass es künftig aufstrebenden Mächten wie Brandenburg-Preußen nicht mehr ungehindert entgegentreten konnte. Und das stellten die angriffslustigen Brandenburger dann auch mit dänischer Unterstützung beim Pommernfeldzug 1675/76 und bei der berühmten Jagd über das Kurische Haff, auch „Große Schlittenfahrt“ genannt, zur finalen Schlacht um Preußen im Januar 1679 unter Beweis.

Friedrich Wilhelm selbst wusste seine Siege über die Schweden selbstbewusst zu nutzen. Er stilisierte sich als „Großer Kurfürst“ und machte Brandenburg-Preußen als ernstzunehmende militärische Macht international sichtbar. Zwar musste Brandenburg den größten Teil seiner vorpommerschen Eroberungen im Frieden von Saint-Germain wieder abtreten, doch blieb der Ruhm des Sieges erhalten.


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