Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Museum, Sonderausstellungen und Veranstaltungen – Investoren und Behörden planen eine durchgehende Nutzung
Die Burg Tapiau im Königsberger Gebiet diente den sowjetischen beziehungsweise russischen Behörden als Gefängnis. 2013 wurde beschlossen, die Burg in den Besitz der „Kaliningrader Oblast“ zu übergeben, Restaurierungsarbeiten durchzuführen und ihre Räumlichkeiten Touristen zu öffnen.
Die heutigen Restaurierungsarbeiten finanzieren die regionale Gesellschaft für Wirtschaftsentwicklung sowie zwei Unternehmer, welche die Burg zunächst für 30 Jahre gepachtet haben. Die Ordensburg Tapiau erhält rekordverdächtige Summen im Rahmen des Programms zur Restaurierung des historischen Erbes der Region.
Zuvor hatten die Geschäftsleute Alexej Pawlikow und Igor Bilous, welche die Restaurierung der Ritterburg planen und umsetzen, erklärt, dass die Wiederbelebung von Tapiau Investitionen von umgerechnet rund 28 Millionen Euro erforderten. Dabei mussten die beiden Investoren den Großteil der Kosten übernehmen und zusätzlich sieben Millionen Euro im Rahmen des regionalen Programms zur „Einbindung von Kulturdenkmälern in den Wirtschaftskreislauf“ beantragen. Die Arbeiten dauern bereits drei Jahren an.
Im wichtigsten historischen Gebäude in Tapiau, dem Nordwestflügel der Burg, sind die Hauptarbeiten schon abgeschlossen. Die Baugerüste wurden inzwischen abgebaut. Der Innenhof ist nun nahezu ein einsatzbereiter Ort für Kulturveranstaltungen. Laut Bilous soll in Kürze direkt vor der Festung eine Bühne errichtet werden. Rundherum, auf einem gepflasterten Platz, sollen Zuschauerplätze eingerichtet werden, einschließlich einer VIP-Zone. Der Minister für Kultur und Tourismus der Region, Andrej Jermak, sagte, dass auf dem Gelände der Burg Tapiau im Sommer 2025 das Musikfestival „KANTate“ ausgerichtet wird.
Das langanhaltende gute Wetter im Sommer 2024, so betonen die heutigen Bauherren der Burg, ermöglichte einen derartigen Durchbruch, dass der Fortschritt nicht nur für Fachleute, sondern auch für Laien sichtbar ist. Zahlreiche Reisegruppen besuchen das Gelände der Festung täglich, denn nun können interessierte Touristen das Burggelände erkunden und die Reste der Burg besichtigen, wo bereits mehrere Ausstellungen gezeigt werden.
Mittelalterliche Waffen ausgestellt
Interessant ist die im ersten Obergeschoss ausgestellte private Sammlung von mittelalterlichen Waffen aus der Ordenszeit – die von den heidnischen Prussen und die von den Deutschen Rittern. Die Sammlung gehört dem Geschäftsmann Wladimir Guschtschan, der auch einen Teil der Uhrensammlung im Insterburger Museum „Turm der Zeit“ besitzt.
Die ehemaligen Strafzellen in der 1902 gebauten historischen „Besserungsanstalt“ sind jedoch vorübergehend für Führungen geschlossen. Aufgrund der Bauarbeiten auf dem Gelände musste der Zugang eingeschränkt werden.
Angesichts der Tatsache, dass nach der Fertigstellung riesige Innenräume in der Ordensburg entstehen, stehen die Investoren vor der schwierigen Frage, wie sie diese mit Ausstellungen und Inhalten füllen sollen. Bisher wurden die Aufgaben der oberen Stockwerke bestimmt: Im obersten entsteht ein multifunktionaler Konferenzsaal, dessen Einrichtung fast abgeschlossen ist, und im dritten Stock wird derzeit ein multimediales Museum der Region eingerichtet – ein Team aus Moskau setzt dieses Projekt um. Die Eröffnung des Museums wird nicht lange auf sich warten lassen, da sich die wichtigsten Geräte und Exponate bereits auf dem Schlossgelände befinden und die Fertigstellungsarbeiten in den Räumlichkeiten abgeschlossen sind. Das Konzept für das vierte Stockwerk des Nordwestflügels wird noch erarbeitet. Dort soll künftig eine Galerie eingerichtet werden, in der Gemälde von heutigen Königsberger Künstlern ausgestellt und versteigert werden.
Das museale Konzept beibehalten
Bei den Investoren und Bauherren gehen stets neue Angebote von potentiellen Mietern ein, aber sie wollen auf jeden Fall das vorwiegend museale Konzept beibehalten. Die Bauherren räumen ein, dass, obwohl die Arbeit mit solchen Kulturerbestätten wie der Burg Tapiau eine interessante Erfahrung darstellt, es aber meist eine „Katze im Sack“ sei: Fast immer entstünden zusätzliche Baukosten durch Mängel, die Sachverständige bei ihren ursprünglichen Inspektionen nicht erkennen konnten.
Eine der größten Herausforderungen für alle an Tourismus-Großprojekten beteiligte Investoren ist die „tote“ Wintersaison. Hoteliers und Gastronomen an der Küste wissen heute nicht genau, was sie in der Wintersaison anbieten sollen. Daher werden diejenigen die Nase vorn haben, die auf die „Allwetter-Programme“ im Osten der Region setzen.
Residenz der Herzöge
Die Deutschordensburg in Tapiau liegt am südöstlichen Ende des Samlands, wo sich die Deime vom Pregel scheidet. Die Burg ist insbesondere dadurch berühmt, dass sie im Herzogtum Preußen zweite Residenz der Herzöge war. 1265 haben die Deutschen Ritter hier eine Holzburg mit Wall und Palisaden errichtet. Mitte des 14. Jahrhunderts wurde an ihrer Stelle die steinerne Burg errichtet. Die Pracht und die Bedeutung der einstigen Burg lässt sich daran ermessen, dass Hochadelige der damaligen Zeit dort auf ihren Reisen übernachtet haben. Als der Hochmeistersitz nach Königsberg verlegt wurde, zogen die Großkomturei sowie die Ordensbibliothek und das Archiv in die Burg Tapiau ein. Der Gründer der Königsberger Universität, Albrecht von Brandenburg-Ansbach, weilte oft in der Burg und starb dort am 20. März 1568 an der Pest.
Im 19. Jahrhundert wurde die Burg in eine Besserungsanstalt umgewandelt, man erweiterte das Gebäude um zwei Geschosse und nutzte die Burg auch als Gefängnis.
Im Zusammenhang mit der Burg Tapiau ist der preußische Architekt und Denkmalpfleger Conrad Steinbrecht (1849–1923) zu erwähnen, der sich große Verdienste um den Erhalt der Burgen des Deutschen Ordens erworben hat. Man bezeichnete ihn als den „Retter der Marienburg“. Aber auch andere Ordensburgen wurden von ihm dokumentiert und restauriert, wie die Burgen Lochstädt und Tapiau. In Tapiau hat Steinbrecht die Schlusssteine der Kreuzrippengewölbe genau dokumentiert und kopiert, um diese später bei der Restaurierung der Marienburg nachzuahmen.