13.12.2025

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Papst Leo III. krönt Frankenkönig Karl den Großen am ersten Weihnachtstag im Jahr 800 im Vorgängerbau des heutigen Petersdom zu Rom zum Kaiser
Bild: WikimediaPapst Leo III. krönt Frankenkönig Karl den Großen am ersten Weihnachtstag im Jahr 800 im Vorgängerbau des heutigen Petersdom zu Rom zum Kaiser

Eine Krone unterm Christbaum

Ein Weihnachtsgeschenk für Karl den Großen

Als Dank für die Unterstützung: Papst Leo III. spielte für den Frankenkönig den Weihnachtsmann

Manuel Ruoff
13.12.2025

Friedrich Schiller spricht in seiner Ballade „Der Graf von Habsburg“ von „der kaiserlosen, der schrecklichen Zeit“. Gemeint ist damit das Interregnum – in der wörtlichen Übersetzung die Zwischenherrschaft, in der freien die Zwischenzeit – zwischen den Stauferherrschern sowie der Wahl und Krönung des ersten Habsburgers, Graf Rudolf IV., zum römisch-deutschen König im Jahr 1273.

Doch auch schon vorher gab es kaiserlose Zeiten. Schließlich leitet sich das Wort „Kaiser“ von Gaius Julius Caesar ab, und der kam erst 100 v. Chr. zur Welt. Als erster Kaiser gilt Cesars Adoptivsohn und Nachfolger als Herrscher Roms, Augustus.

Nach dem Tod von Kaiser Theodosius I. und der sogenannten Reichsteilung von 395 zwischen seinen beiden Söhnen Arcadius und Honorius gab es sogar zeitgleich zwei Kaiser. Ersterer wurde der erste weströmische, letzterer der erste oströmische Kaiser.

Der Westen verlor 476 beziehungsweise 480 seinen letzten Kaiser. An welchem Jahr man den Verlust festmacht, hängt davon ab, wen man als letzten weströmischen Kaiser betrachtet. Der letzte vom Oströmischen Reich anerkannte Kaiser, Julius Nepos, starb erst 480, allerdings beschränkte sich dessen Machtbereich ab 475 de facto auf die Provinz Dalmatia. Währenddessen wurde der Usurpator Romulus Augustulus 476 von einem weströmischen Offizier germanischer Herkunft namens Odoaker abgesetzt, ohne durch einen anderen Kaiser ersetzt zu werden.

Wenigstens hatte die Welt zumindest vorerst noch einen oströmischen Kaiser. Das änderte sich allerdings, als im Jahr 797 in Ostrom eine Rebellion ausbrach und die Rebellen Konstantin VI. gefangen setzten, blendeten und ihm derart schwere Verletzungen zufügten, dass er später daran verstarb. Seine Nachfolge als Herrscher trat Irene (von Athen) an. Sie war Konrads Mutter, war seit 792 seine Mitkaiserin, war mit denen, welche die Rebellion gegen ihn angezettelt hatten, verbündet und hatte seiner Gefangennahme und Blendung obendrein zugestimmt.

Auch wenn Irene Kaiserin war, ein Kaiser konnte sie nicht sein. Deshalb soll sich Papst Leo III. auf den Standpunkt gestellt haben, dass der Kaiserthron vakant sei. Und da kam der Frankenkönig Karl der Große ins Spiel.

Als Leo 795 Papst wurde, waren die Beziehungen zwischen Rom und dem Frankenreich ziemlich intakt. So stellte er die „Ewige Stadt“ unter Karls Schutz.

Leo konnte trotz seines hohen Amtes mächtige Verbündete gebrauchen. Er war zwar gebürtiger Römer, aber er entstammte nicht dem dortigen Adel. Dem Emporkömmling, der sich in der Kirchenhierarchie hochgearbeitet hatte, fehlte es an Rückhalt im Adel der Stadt, und der Vorwurf unwürdigen Verhaltens unterminierte seine Autorität. Im April 799 wurde er Opfer einer Entführung. Ihm gelang jedoch die Flucht, und er fand Asyl bei Karl auf der Paderborner Pfalz. Dort kam es möglicherweise zu einem Handel unter Mächtigen, der da lautete: Unterstützung gegen Krönung.

Jedenfalls konnte Leo noch im selben Jahr unter dem Schutz des Frankenreiches nach Rom zurückkehren. Und im darauffolgenden Jahr folgte dann der Frankenkönig selbst.

Was das alles mit Weihnachten zu tun hat? Sehr viel, denn am ersten Weihnachtstag des Jahres 800 krönte Papst Leo III. Karl den Großen im Vorgängerbau des heutigen Petersdoms, in Alt St. Peter, zum Kaiser. Letzterer revanchierte sich für die Kaiserkrone, indem er kurz darauf Leos Gegner wegen angeblicher Majestätsverbrechen zum Tode verurteilte. Sicherlich keine weihnachtliche und schon gar keine frohe Handlung, aber versprochen ist versprochen.

Wenn die Umstände sicherlich auch ein gewisses Geschmäckle haben, so sollte die politische wie auch religiöse Bedeutung der sogenannten translatio imperii (Übertragung des Reichs) nicht unterschätzt werden. Nicht umsonst war vom Heiligen Römischen Reich die Rede. Vor 1225 Jahren wurde dem Westen, wenn nicht der Welt somit zu Weihnachten ein neuer Kaiser beschert.

„Die kaiserlose, die schreckliche Zeit“ hatte vorerst ein Ende. Was für ein glorreiches Weihnachtsgeschenk!


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