Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Das Geburtshaus von Gottfried August Bürger, dem „Münchhausen“-Autor, startet in sein erstes volles Museumsjahr
Die Geschichten des Lügenbarons Münchhausen sind weltweit bekannt. Weniger bekannt ist der bekannteste Verfasser dieser Geschichten: der Dichter Gottfried August Bürger, der von 1747 bis 1794 lebte. In seinem Geburtsort Molmerswende, heute ein Ortsteil der Stadt Mansfeld im südlichen Sachsen-Anhalt, pflegt man seit jeher die Erinnerung an den berühmten Sohn des Dorfes.
Im Jahr 1786 hatte Bürger die „Münchhausen“-Geschichten veröffentlicht, die 1943 von der Ufa verfilmt wurden. Die Szene, wie Hans Albers als Lügenbaron auf einer Kanonenkugel reitet, kennt wohl jeder. Freude und Vergnügen bereiteten Bürger wohl auch seine zahlreichen Sprachschöpfungen wie „querfeldein“ oder „mucksmäuschenstill“, die aus dem heutigen Sprachgebrauch nicht wegzudenken sind. Bürger war ein bedeutender Dichter der Sturm-und-Drang-Epoche. Seine Balladen wie „Lenore“, „Der Raubgraf“, „Das Lied vom braven Manne“, „Des Pfarrers Tochter von Taubenhain“ oder „Lust am Liebchen“ waren zu seiner Zeit berühmt.
Sein Lebensweg führte Bürger nach zwölf Jahren hinaus aus seinem Dorf Molmerswende. Er besuchte die Stadtschule in Aschersleben und setzte seine Ausbildung in Halle an der Saale fort. Schließlich gelangte er nach Göttingen, wo er unter anderem als Amtmann und Gerichtshalter der adeligen Familie Uslar im nahen Altengleichen wirkte.
1968 wurde es möglich, der Erinnerung an Bürger eine dauerhafte Bleibe zu bieten. Dem Rat der damaligen Gemeinde Molmerswende gelang es, das Pfarr- und Geburtshaus des Dichters zu übernehmen. Damit ging der lang gehegte Wunsch in Erfüllung, ein Bürger-Museums einrichten zu können.
Doch im Jahr 2011 musste das historische Fachwerkhaus aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Ein Teil der Ausstellung konnte allerdings in einer nahegelegenen Gaststätte weiterhin gezeigt werden. Acht Jahre zuvor hatte sich im Ort bereits ein Förderverein gegründet, der fortan entscheidend mitwirkte, das Gebäude zu sanieren und die Ausstellung in würdiger Form wieder zugänglich zu machen. Durch dieses ehrenamtliche Engagement konnte das Museum dauerhaft gerettet werden.
Nach Klärung der Finanzierung der Arbeiten durch EU-Mittel und der Übernahme des Eigenanteils der Stadt Mansfeld durch den Landkreis Mansfeld-Südharz konnten die Arbeiten am Haupthaus im Jahr 2021 beginnen. So wurde das Gebäude in den vergangenen Jahren saniert, der Nordanbau neu errichtet, Sanitäranlagen, eine Wärmepumpe und ein Personenaufzug eingebaut. Dafür hatte man 700.000 Euro Fördermittel eingeworben.
Nach der Eröffnung im August 2024 waren allerdings noch Restarbeiten auszuführen, sodass das Museum nur zeitweilig zu besuchen war. Anfang März ist nun das erste volle Museumsjahr gestartet. Die Besucher aller Altersgruppen erwartet damit eine moderne Ausstellung über Gottfried August Bürger und die Zeit des „Sturm und Drang“. Neben Texten, Bildern und Objekten ermöglichen Audio- und Video-Stationen, Aktivitäten für Kinder und Beschriftungen in Blindenschrift den Menschen, Ehemann, Freund, Dichter und dessen Zeit kennenzulernen oder wiederzuentdecken.
Gottfried-August-Bürger-Museum, Hauptstraße 14, 06343 Mansfeld, Ortsteil Molmerswende, geöffnet Mittwoch bis Sonntag jeweils von 11 bis 16 Uhr www.erlebniswelt-museen.de