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Was hinter der Israel-Besessenheit vieler Linker steckt, und was uns das eigentlich angeht
Carola Rackete war außer sich. Statt von den ägyptischen Behörden in ihrem „Global March on Gaza“ unterstützt zu werden, haben die Beamten des Landes die Hunderten von Marschierern, die von Ägypten aus nach Gaza durchbrechen wollten, um Israel vorzuführen, eingebuchtet und außer Landes gewiesen. Darunter auch die Linkspartei-Politikerin, die sich einst einen Namen als Schlepperin auf dem Mittelmeer gemacht hatte.
Von Frau Rackete über die „Queers for Palestine“ bis hin zu allen möglichen, weltweit gut vernetzten Initiativen eint einen erheblichen Teil der globalen Linken eine eigentümliche Israel-Besessenheit. Im Jemen oder im Sudan, also nur unweit des Nahen Ostens, leidet und stirbt ein Vielfaches mehr an unschuldigen Menschen unter Kampfhandlungen als in Gaza – doch fast niemanden scheint das zu rühren. Von Genossin Rackete ist uns kein Pieps dazu in Erinnerung.
Woher kommt die offenbar jederzeit abrufbare Erregung über den Judenstaat? Pure Humanität ist es ja wohl kaum. Manche wittern schlicht einen verkniffenen linken Antisemitismus hinter dem Theater. Gut möglich. Vielleicht ist die Sache aber sogar noch beträchtlich einfacher. So einfach, dass ein gebildeter Mensch es sich verbietet, diese Erklärung auch nur zu erwägen.
Aber wieso eigentlich? Besinnen wir uns auf Konrad Adenauer. Zu dem mag man ja stehen, wie man will. Aber dass der Kanzler ein kluger Kopf war, werden nicht einmal dessen schärfste Kritiker in Zweifel ziehen. Im Dezember 1965 fragte der Journalist Günter Gaus den zwei Jahre zuvor aus dem Amt geschiedenen Adenauer, wie es ihm eigentlich gefalle, als der „große Vereinfacher der Politik“ bezeichnet zu werden. Zur Verblüffung antwortete der Altkanzler, dass er diese Charakterisierung als „großes Lob“ empfinde, denn: „Wenn man nur an der Oberfläche der Dinge bleibt, sind sie nicht einfach; aber wenn man in die Tiefe sieht, dann sieht man das Wirkliche, und das ist immer einfach.“
Blicken wir in die Tiefe, auf das Wirkliche, dann sehen wir, was Queer-Aktivisten an die Seite mörderischer Schwulenhasser treibt und Feministinnen wie Carola Rackete zu Verbündeten offener, geschworener Frauenverächter werden lässt: Es ist der Hass auf uns, auf Sie, auf mich, auf das, was wir Europa, Deutschland, das Abendland oder schlicht „den Westen“ nennen mit allem, was an Kultur und Tradition, an Werten und Errungenschaften dranhängt. Das alles soll weg, und dabei ist es völlig egal, was an die Stelle tritt. Selbst wenn es Schwulenhasser, Frauenverächter und erklärte Feinde von Demokratie und Menschenrechten sind, die das Ruder übernehmen – vollkommen schnurz.
Rackete hat – als sie noch als „Seenotretterin“ unterwegs war – freimütig eingeräumt, dass sie sich durchaus vorstellen könne, weitere 50 Millionen Afrikaner nach Deutschland zu schippern. Doch dass sie selbst davon träume, nach Chile auszuwandern, weil ihr Deutschland schon jetzt viel zu dicht besiedelt sei. Nach getanem Zerstörungswerk möchte sie sich also vom Acker machen. Das Schicksal der daheimgebliebenen Deutschen lässt sie dabei ebenso kalt wie das der Immigranten, die dann womöglich in einem Deutschland leben müssen, das alles verloren hat, wofür es sich einmal gelohnt haben mag, dorthin aufzubrechen.
Sehen Sie? So „einfach“ ist das „Wirkliche“, wenn man nur so genau hinsieht, wie der alte Adenauer es empfohlen hat. Die passende Bezeichnung lautet „inverser“, also umgedrehter Rassismus. Verachten die klassischen Rassisten alles Fremde, richtet sich der Furor ihrer gespiegelten Geistesgenossen gegen alles Eigene.
Israel sitzt nur in der ersten Reihe
Und warum der besondere Brass auf Israel? Es liegt nun mal ganz vorn in der Front, ist die einzige stabile Demokratie zwischen Casablanca und Karachi, gewissermaßen „Abendland im Morgenland“, und daher ein Stachel im Fleisch. In Wahrheit sind auch wir gemeint, wie wir seit der Hamburger Demo-Parole „Das Kalifat ist die Lösung!“ oder der Vertreibung eines schwulen Lehrers von einer Berliner Schule („Der Islam ist hier der Chef“, blaffte ihn ein Schüler an) eigentlich nicht mehr übersehen können. Israels Botschafter in Berlin, Ron Prosor, hat das schon kurz nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023 recht klar (Adenauer würde sagen: „einfach“) auf den Punkt gebracht: Die Israelis säßen nur in der ersten Reihe, die Europäer würden später weinen.
Übrigens wurden die „Gaza-Aktivisten“ nicht nur von ägyptischen Sicherheitskräften eingesackt. Zuvor entlud sich über ihnen auch die blanke Wut ganz gewöhnlicher Ägypter. Die schienen zu ahnen, dass die Konflikte in ihrer Region, unter denen sie leiden, bloß als Staffage missbraucht werden von den angereisten „Aktivisten“, die sie mit ihrer falschen „Solidarität“ heimsuchen wollen. Also beschimpften und bedrängten sie die Exkursionsteilnehmer des „Global March on Gaza“ und bewarfen sie mit Gegenständen.
Zur Hoffnung, dass dieses schäbige Spiel in absehbarer Zeit auffliegt und abgeblasen werden muss, besteht leider wenig Hoffnung. Hysterisches Moralisieren und abgrundtiefe Heuchelei passen viel zu gut zusammen, als dass die schnöde Wahrheit so ohne Weiteres dazwischenfunken kann. Mag die Lüge auch noch so offen zutage treten, dann drehen sie den Lärm ihrer verheuchelten Entrüstung nur noch ein bisschen lauter, und schon gehört die Öffentlichkeit wieder ihnen.
Sie sind sich ihrer Sache eben ganz sicher. Aus dieser granitfesten Sicherheit rührt auch das bemerkenswerte Selbstbewusstsein, mit dem gewisse Teile jenes politischen Spektrums jedes noch so jämmerliche Scheitern beiseite schieben können.
Da reibt sich selbst der Abgebrühteste die Augen. Robert Habeck, der mit Abstand schlechteste Wirtschaftsminister in der Geschichte dieser Republik, geht in die USA, um dort an einer Universität Vorträge zum Thema „Krisenbewältigung“ zu halten. Habeck!
Mit seinem Ausflug zum Thema Insolvenz hat er eindrücklich demonstriert, dass er eine Krise nicht einmal zu erkennen vermag, wenn sie vor ihm steht. Woher soll er dann die Kenntnis besitzen, wie man sie bewältigt? Was Habeck dagegen hervorragend drauf hat, ist das Auslösen von Krisen. Sein legendäres Heizungschaos ist ein Lehrbeispiel dafür, wie man aus dem Nichts und ohne jeden sinnvollen Grund ein Fiasko aus dem Zylinder zieht.
Ansonsten hat er bei der Energiepolitik viel Kompetenz darin gezeigt, wie man eine Krise, die einem die Vorgängerregierung vererbt hat, noch einmal nach Kräften verschärft. Aber das ficht den „Fachmann“ nicht an. Er hielte sich auch dann noch für einen ausnehmend fähigen Wirtschaftsminister, wenn Deutschland unter seiner Fuchtel auf das Niveau von Tunesien gerutscht wäre. Es hätte ja auch das von Somalia werden können, hätte Habeck in dem Fall seine „Leistung“ gewürdigt. So hält er heute Vorträge in Ökonomie mit der gleichen Selbstsicherheit, wie Carola Rackete die Welt in „Menschlichkeit“ unterrichtet. Ganz „einfach“.