13.12.2024

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Der Weiße Hai grüßt aus luftiger Höhe: Nachbildungen von Raubfischen schweben unter dem Gewölbe der Katharinenhalle
Foto: Anke Neumeister/Deutsches MeeresmuseumDer Weiße Hai grüßt aus luftiger Höhe: Nachbildungen von Raubfischen schweben unter dem Gewölbe der Katharinenhalle

Unterwasserwelt

Eingetaucht in sanfte Wellen

Zu Gast bei Flipper, Nemo & Co. – Meeresmuseum in Stralsund nach umfangreicher Modernisierung wiedereröffnet

H. Tews und Dt. Meeresmuseum
10.08.2024

Vier Jahre lang saßen die Tiere im Stralsunder Meeresmuseum auf dem Trockenen. Denn so lange war der im Katharinenkloster in der Altstadt untergebrachte Ausstellungsort wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten geschlossen. Doch jetzt können sich die tropischen Meeresbewohner wieder auf viele „Sehleute“ freuen, nachdem die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, gemeinsam mit dem Oberbürgermeister der Hansestadt Stralsund, Alexander Badrow, sowie den Direktoren des Deutschen Meeresmuseums, Burkard Baschek und Andreas Tanschus, das traditionsreiche Haus wiedereröffnet haben.

Der letzte Umbau des Museums lag fast ein halbes Jahrhundert zurück. Seit November 2020 fanden deshalb umfassende Modernisierungsarbeiten statt. Ziel war es, die Ausstellungen und Aquarien zeitgemäß zu überarbeiten und den Ansprüchen an Barrierefreiheit im gesamten Rundgang, an Energieeffizienz und Modernität gerecht zu werden.

Das Meeresmuseum ist Teil der Stralsunder Stiftung Deutsches Meeresmuseum, zu dem auch das Ozeaneum im Stadthafen, das Nautineum auf der Stralsunder Insel Dänholm und das Natureum mit dem Leuchtturm auf der Halbinsel Darß gehören. Während sich in den Aquarien etwa des Ozeaneums hauptsächlich Meeresbewohner von Ostsee, Nordsee und Nordatlantik tummeln, präsentiert das Meeresmuseum in 31 Wasserbecken auch Meerestiere aus der Karibik, dem Pazifik und dem Indischen Ozean.

Nach der Modernisierung verfügt das Museum über eine Nutzfläche von rund 7500 Quadratmetern. Ein neu gestalteter geräumigerer Eingangsbereich erstreckt sich vom früheren Forum über den überdachten Westhof mit Museumsladen bis hin zum Westportal der Kirchenhalle. Hier empfängt die multimediale Inszenierung einer Jagd auf einen Sardinenschwarm die Gäste. Der nachfolgende Ausstellungsrundgang widmet sich der Entwicklung des Lebens aus dem Meer und seiner Vielfalt, beleuchtet die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Meer und zeigt Strategien für eine ökonomischere Fischerei auf.

Neue luftige Vitrinenbänder ziehen sich wie sanfte Wellen über zwei Etagen. Im Obergeschoss zeichnen detailgetreu nachempfundene Lebensräume mit präparierten und modellierten Tieren den Weg von der Antarktis bis zur Arktis nach. Eine gut 15 Meter lange Biodiversitätswand würdigt die oft unterschätzte Artenvielfalt der wirbellosen Meerestiere wie Kraken, Quallen und Krebse. Besonders beliebte Objekte, etwa die Lederschildkröte „Marlene“, der fünf Meter hohe originale Korallenriffpfeiler aus dem Roten Meer und das berühmte Finnwalskelett im Chor sind weiterhin zu sehen. Der Globus aus dem ehemaligen Eingangsbereich wird nun für eine digitale Bespielung mit meereskundlichen Themen genutzt.

Das freitragende Stabwerk der oberen Ausstellungsebenen erhielt bis zu 14 Meter lange Öffnungen für die Installation von originalgroßen Modellen von Meerestieren. Der Figurenbauer Peter Ardelt aus Dresden fertigte Nachbildungen von Haien, Delfinen und einem Brydewal an. Das größte Modell ist mit zehn Metern Länge ein Walhai, der über anderen verschiedenen Hai-Arten unter dem Gewölbe schwebt.

Auf dem Südhof des Museumsgeländes finden gegenwärtig noch Arbeiten am Neubau mit einem Großaquarium statt. Über dieses Gebäude ist es – voraussichtlich ab Oktober – möglich, den Aquarienrundgang barrierefrei zu besuchen. Das mit 700.000 Litern Wasser größte Becken des Meeresmuseums wird ein „Karibisches Riff“ zeigen. Von dort wird man in den rundum erneuerten Aquarienkeller gelangen, der die Lebensräume von der Karibik über den Pazifik bis hin zum Indischen Ozean thematisiert.

Im Herbst 2017 gewann das Stuttgarter Büro „Reichel Schlaier Architekten“ den europaweit ausgelobten Architektenwettbewerb zur Modernisierung des Meeresmuseums. Sein Entwurf überzeugte durch den sensiblen Umgang mit der historischen Bausubstanz und mit selbstbewusster neuer Architektur. „Wir sind sehr stolz auf das Erreichte, denn angefangen von der beengten Baustelle mitten im Welterbe über unerwartet bedeutsame archäologische Funde bis hin zu Lieferengpässen, Vergabeverzögerungen, Cyberangriff und Energiekrise hat uns dieses Projekt unheimlich viel abverlangt“, erklärte Museumsdirektor Tanschus.

Für die Modernisierung des Meeresmuseums investierte die Stiftung Deutsches Meeresmuseum in erheblichem Umfang selbst. Es erhielt darüber hinaus Fördermittel in Höhe von 51,1 Millionen Euro, die sich das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und das Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit des Landes Mecklenburg-Vorpommern teilten. Die Hansestadt Stralsund unterstützte das Projekt mit der Zustiftung eines Grundstücks für den Aquarien-Neubau im Wert von knapp 70.000 Euro.

Die digitale Erschließung der neuen Ausstellungen im Meeresmuseum wurde von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien zusätzlich in Höhe von rund 455.000 Euro gefördert. Greenpeace e. V. hat den Ausstellungsbereich zum Thema Delfine und Meeresschutz wissenschaftlich mitgestaltet und -finanziert.

Meeresmuseum, Bielkenhagen 10, Stralsund, geöffnet von 9.30 bis 19 Uhr, ab September bis 17 Uhr. Bis zur kompletten Eröffnung des Museums zahlen Besucher die Hälfte des regulären Eintrittspreises.
www.deutsches-meeresmuseum.de


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