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Währungshüterin Christine Lagarde hat dabei die aktuelle Dollarschwäche im Fokus
Führende Vertreter der EZB sehen die Lage in den USA offenbar als eine Gelegenheit, die globale Rolle des Euro weiter zu stärken. Die Bürger der Euro-Zone müssen damit rechnen, dass der Versuch, dem Euro mehr globales Gewicht zu geben, mit der Einführung einer digitalen Zentralbankwährung und einer verstärkten gemeinsamen Schuldenaufnahme der Euro-Länder einhergehen wird.
Bereits im Mai hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde erklärt, Donald Trumps unberechenbare Politik biete eine hervorragende Gelegenheit, die Rolle des Euro zu stärken. Auch das deutsche EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel sprach unlängst von einem günstigen Zeitpunkt, um die globale Rolle des Euro zu festigen. Tatsächlich ziehen sich Investoren bereits seit einigen Monaten vermehrt aus dem US-Dollar zurück. Als US-Präsident Trump Anfang April für Dutzende Länder extrem hohe Zölle im Handel mit den USA ankündigte, stiegen die Renditen von US-Staatsanleihen, parallel sackten der amerikanische Aktienmarkt und der Dollar-Kurs ab. „Eine Kombination, die häufig in Schwellenländern zu beobachten ist“, so die Einschätzung der französischen Ökonomin Hélène Rey.
Die an der London Business School lehrende Wirtschaftsexpertin sieht für die Eurozone die Möglichkeit, „etwas von dem exorbitanten Privileg, das die USA lange Zeit genossen haben, zu vereinnahmen“. Zum Privileg zählt Rey die Verbilligung von Kapital für die Regierungen und Unternehmen der Eurozone. Die Ökonomin erklärt allerdings: „Es muss jedoch mehr getan werden, damit die Eurozone das internationale Profil des Euro schärfen kann.“ Rey nennt die Vertiefung des Binnenmarktes für Waren und Dienstleistungen und „wo immer möglich“ die Stärkung von Handelsbeziehungen.
Zudem sollte sich die Eurozone nach Ansicht der Ökonomin unabhängig von US-Zahlungssystemen machen. „Dies würde wahrscheinlich eine digitale Zentralbankwährung erfordern, die durch ein robustes Zahlungssystem ergänzt wird“, so Rey.
Hausgemachte Herausforderungen
Hingegen will EZB-Direktoriumsmitglied Schnabel die Rolle des Euro über gemeinschaftliche Schulden und einen größeren Anleihenmarkt ausbauen. Laut ihr hat Europa während der Pandemie bereits einen großen Schritt gemacht, als sich die Länder auf einen gemeinsam finanzierten Fonds einigten, der eine „einigermaßen liquide europäische Anleihe“ schuf.
Der Plan, dem Euro mehr globale Bedeutung zu verschaffen, wird allerdings auf einige hausgemachte Hindernisse stoßen: London, die einzige europäische Finanzmetropole, die es größenmäßig tatsächlich mit der Wall Street aufnehmen kann, liegt seit dem Brexit außerhalb der EU. Auch die EU-Taxonomie, welche die Kreditvergabe nach Umwelt- und Klimakriterien regulieren will, schreckt Anleger ab. Staatsfonds und Zentralbanken haben zudem zur Kenntnis nehmen müssen, wie Vermögenswerte der russischen Zentralbank in Höhe von 260 Milliarden Euro in der Eurozone kurzerhand „eingefroren“ wurden und für die Anleger nicht mehr verfügbar sind.