13.06.2025

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Großdeutschland

„Heim ins Reich“

1925 wurde der Österreichisch-Deutsche Volksbund gegründet – Eine Institution zwischen Nationalidee und politischer Realität

Jens Eichler
12.06.2025

Sieben Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zerfall der Habsburgermonarchie wurde in Österreich der Österreichisch-Deutsche Volksbund gegründet – eine Organisation, die tief in den politischen Spannungen der Zwischenkriegszeit wurzelte. In einer Phase, in der sich Europa neu sortierte, Grenzen verschoben und Identitäten aufgeladen wurden, versuchte der Volksbund, eine übernationale Vision zu etablieren: die Idee einer kulturellen und politischen Einigkeit aller Deutschen – und dies über Staatsgrenzen hinweg. Der Gründungsimpuls ging von national gesinnten Kreisen aus, die sich nicht mit dem im Vertrag von Saint-Germain verordneten Verbot des „Anschlusses“ Österreichs an das Deutsche Reich abfinden wollten. Die Bewegung stand in der Tradition des großdeutschen Gedankens und sah sich als Vertreter der „deutschen Volksgemeinschaft“ in Österreich. Dabei war der Volksbund nicht bloß ein Kulturverein, sondern auch ein politisch agitierendes Netzwerk mit deutschnationaler Prägung.

Ziel des Bundes war es, die kulturellen, sprachlichen und historischen Bindungen zwischen Österreich und Deutschland zu stärken und politisch zu intensivieren. Das alles unter dem Deckmantel einer „Volksgemeinschaft“. Konkret bedeutete dies: Förderung der deutschen Sprache, Pflege deutschen Brauchtums und Einsatz für ein nationales Selbstbewusstsein, das Österreich nicht als eigenständige Nation, sondern als Teil der deutschen Kulturnation verstand.

Im Hintergrund stand die Hoffnung auf eine künftige Vereinigung mit dem Deutschen Reich – eine Vision, die offiziell verboten, aber in Teilen der Bevölkerung populär war. Die Organisation suchte besonders unter der deutschsprachigen Bevölkerung in den Randgebieten Österreichs Rückhalt – etwa in Südtirol, das an Italien gefallen war, oder in Kärnten und der Steiermark mit ihrer slowenischen Minderheit. Dort trat der Volksbund kulturell und ebenso offen politisch und polemisch auf, oft mit antislawischen und antisozialistischen Tönen. Die Nähe zu deutschnationalen Parteien wie der Großdeutschen Volkspartei und später auch zur NSDAP war unverkennbar.

Der Volksbund profitierte zudem vom Ende der parlamentarischen Demokratie in Österreich 1933. Zwar wurde er zeitweise von der autoritären Regierung unter Engelbert Dollfuß kritisch beäugt, doch teilte man in vielen Fragen ähnliche Vorstellungen von einem „wehrhaften Volkstum“ und einem autoritären, nationalen Staat. Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 verlor der Volksbund seinen Zweck – das Ziel war erreicht.

Der Österreichisch-Deutsche Volksbund ist somit ein deutliches Beispiel für die nationalistische Mobilisierung in der Zwischenkriegszeit. Er steht ebenso für die Spannung zwischen staatlicher Souveränität und nationaler Identität, sowie zwischen Kulturpolitik und versteckter Irredenta.


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