25.03.2025

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Demo in Allenstein: Seit Monaten kommt es immer wieder zu Kundgebungen vor Lidl-Filialen
Bild: D.K.Demo in Allenstein: Seit Monaten kommt es immer wieder zu Kundgebungen vor Lidl-Filialen

Dietrichswalde

Kein Logistikzentrum an Wallfahrtsort

Geplantes Bauvorhaben des Lidl-Konzerns stößt auf erbitterten Widerstand der Bevölkerung

Dawid Kazanski
19.03.2025

Mitte Februar fanden im südlichen Ostpreußen vor zahlreichen Lidl-Geschäften Proteste gegen den Bau eines Logistik- und Distributionszen-trums am Rande von Dietrichswalde statt. Die Demonstranten trugen Transparente mit Aufschriften wie „Stop Lidl – Diet-richswalde ist kein Müllplatz!“ und „Diet-richswalde für Pilger und nicht für Lager!“ und hielten Bilder der Muttergottes in die Höhe.

Seit längerer Zeit schon werden regelmäßig auch in Allenstein vor den Lidl-Filialen Demonstrationen organisiert. Die Gegner führen mehrere Argumente gegen den Bau des Logistikzentrums an. Zum einen weisen sie auf potentielle Umweltgefahren hin – das Bauvorhaben ist in einem geschützten Gebiet innerhalb der Landschaftsschutzregion des Flusses Passarge [Pasłęka] geplant. Zum anderen hat der ehemalige Landwirtschaftsminister die Umwidmung von mehr als 40 Hektar Ackerland genehmigt, was für Kontroversen sorgt.

Darüber hinaus befürchten die Gegner ein erhöhtes Verkehrsaufkommen durch Lkws, die täglich durch den für seine Ruhe und Spiritualität bekannten Wallfahrtsort fahren würden. „Sollen die Pilger im Lärm der Lastwagen beten?“, fragen sie. Ein weiteres Argument betrifft die spirituelle und historische Bedeutung von Dietrichswalde. Es ist der einzige Ort in der Republik Polen, an dem die katholische Kirche Marienerscheinungen offiziell als authentisch anerkannt hat. Diese fanden 1877 statt, als Ostpreußen zum deutschen Kaiserreich gehörte. Der polnischen Legende zufolge wurden sie zum Symbol des polnischen Widerstands gegen die Germanisierung, denn die Muttergottes soll in den Erscheinungen Polnisch gesprochen haben, was viele damals als Vorhersage der Wiedererlangung der Unabhängigkeit durch Polen interpretierten.

Lidl beteuert Umweltverträglichkeit
Für die Protestierenden stellt der Bau eines Logistikzentrums einer deutschen Handelskette an diesem Ort eine Verletzung der Würde dieses heiligen Ortes dar. Lidl betont, dass die Befürchtungen hinsichtlich der Lagerung von Abfällen unbegründet seien. „In unseren Vertriebszentren lagern wir keine Abfälle, sondern sammeln sie und übergeben sie an spezialisierte Unternehmen“, versichert das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Der Konzern unterstreicht zudem, dass das Bauvorhaben die Umwelt nicht schädigen, sondern durch den Einsatz moderner, ökologischer Technologien schützen werde. „Unser Ziel ist es, ein guter Nachbar für die lokalen Gemeinschaften zu sein. Ein Vorbild ist unser Zentrum in Dobroszyce, wo wir unter anderem Photovoltaikanlagen, Wärmerückgewinnungssysteme, Regenwassernutzungsanlagen und zusätzliche natürliche Beleuchtung eingeschlossen haben“, argumentiert Aleksandra Robaszkiewicz, die bei Lidl für die soziale Verantwortungsstrategie des Unternehmens zuständig ist.

Das Unternehmen betont auch, dass das Zentrum in Dietrichswalde Hunderte von Arbeitsplätzen schaffen und die Entwicklung der Region fördern wird. Im Januar hob das Woiwodschaftsverwaltungsgericht in Allenstein die Entscheidung des Selbstverwaltungs-Berufungskollegiums auf, das den Bau des Zentrums ohne Umweltverträglichkeitsprüfung genehmigt hatte. Das Gericht stellte fest, dass die Entscheidung aus formalen Gründen aufgehoben wurde. Das bedeutet, dass das Bauvorhaben erneut administrativ geprüft werden muss.

Obwohl diese Entscheidung den Bau nicht unmittelbar stoppen wird, betrachten die Gegner des Logistikzentrums sie als wichtigen Erfolg ihres Kampfes. Sie planen weitere Aktionen, um ihren Widerstand zum Ausdruck zu bringen, und das Thema sorgt landesweit für immer größere Emotionen. Ob der deutsche Handelsriese einen Kompromiss mit den Einwohnern und Pilgern finden wird, bleibt abzuwarten. Derzeit deutet alles darauf hin, dass der Konflikt um Dietrichswalde noch lange andauern wird.


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