22.06.2025

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Ukrainekrieg

Krimtataren als Partisanen für Ukraine im Einsatz

Hat Kiew seine Erfolge auf dem Schlachtfeld vor allem dieser Volksgruppe zu verdanken?

Bodo Bost
22.06.2025

Die Krimtataren sorgen auf der Krim und im Hinterland der Front, aber auch in den Weiten Russlands für immer erfolgreichere Schläge gegen die russischen Aggressoren in der Ukraine – als Partisanen. Ein Großteil der erfolgreichen Drohnenangriffe im russischen Hinterland gegen die russische Militärinfrastruktur, die jetzt bis weit nach Sibirien und an den Polarkreis gehen, hat es krimatatarischen Spezialeinheiten zu verdanken, die in ganz Russland aktiv sind. Immerhin war die Krim 2014 das erste Ziel Russlands, bevor es 2022 die Ukraine überfiel.

Bis zur russischen Eroberung im 18. Jahrhundert stellten Krimtataren die absolute Mehrheit der Bevölkerung. Seit sie im Krimkrieg 1853 auf Seiten der Feinde Russlands kämpften, wurden viele von Russen vertrieben. In ihre Siedlungen kamen danach Deutsche, Griechen und Juden. Dennoch erhielten sie nach der Gründung der Sowjetunion 1922 wieder eine kulturelle und politische Autonomie. Als sie aber ab 1941 mit den deutschen Besatzern gemeinsame Sache machten, wurden sie nach der Rückeroberung der Krim durch Stalin 1944 nach Zentralasien deportiert. Erst nach der Perestroika unter Gorbatschow 1985 durften einige von ihnen zurückkehren. Doch erst seit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 erhielten sie, anders als Russlanddeutsche, wieder Autonomierechte und durften ihre Hauptstadt Bachtsisaray wieder besiedeln.

Heute machen Krimtataren jedoch nur noch etwa 13 Prozent der dortigen Bevölkerung aus. Seit Russland die Krim 2014 annektierte, hat es den weiteren Zuzug von Krimtataren gestoppt, viele verließen danach die Halbinsel in Richtung ukrainisches Festland. Die erzwungene Rekrutierung von Soldaten 2022 bot der Widerstandsbewegung die Chance, die russische Armee von innen zu unterwandern. Partisanen konnten für die Ukraine die entscheidenden Informationen liefern. Die Effizienz der krimtatarischen Partisanen hat sich, seit 2023 der Krimtatare Rustem Umjerow ukrainischer Verteidigungsminister wurde, erheblich verbessert. Der in Samarkand geborene Umjerow ist nicht nur militärisch unersetzlich, er ist auch zum wichtigsten Diplomaten Kiews geworden. So leitete er die ukrainische Delegation bei den Verhandlungen in Istanbul.

Obwohl die ukrainischen Landstreitkräfte seit Jahren unter Druck sind, konnten die Ukrainer immer noch einen großen Teil der russischen Flotte nahe der Krim im Schwarzen Meer versenken und sich auch ohne Getreidedeal mit Moskau einen Ausweg für das ukrainische Getreide über See freikämpfen.

Der Krimtatarenführer in der Ukraine, Refat Tschubarow, hat nach dem jüngsten Angriff auf die Kertsch-Brücke, die Russland mit der Krim verbindet, alle Russen auf der Krim aufgefordert, diese zu verlassen. Hinter Tschubarow steht Mustafa Dschhemilew, der historische Führer der Krimtataren. Der 81-Jährige hofft, dass nach der Befreiung der Krim eine Änderung der ukrainischen Verfassung erfolgen wird, um die Krim in eine autonome „Nationale Republik“ mit einem Sonderstatus für Tataren zu verwandeln, wobei die Türkei eine Art Schutzmacht für die Krimtataren werden soll.


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