12.03.2025

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Finissage der Ausstellung „Die Geister von Ermland und Masuren“: Die Rahmentrommelgruppe von Miriam und Aron Blum gibt ein Konzert in der Synagoge
Bild: D.K.Finissage der Ausstellung „Die Geister von Ermland und Masuren“: Die Rahmentrommelgruppe von Miriam und Aron Blum gibt ein Konzert in der Synagoge

Wartenburg

Kunst und Kultur in der Synagoge

Umfangreiche Restaurierungsarbeiten retteten das jüdische Gotteshaus als Teil des kulturellen Erbes der Region

Dawid Kazanski
12.03.2025

Nach mehr als einem Jahr intensiver Renovierungsarbeiten erstrahlt die ehemalige Synagoge in Wartenburg wieder in altem Glanz und wurde in das moderne „Kreiskulturatelier Synagoge“ umgewandelt. Obwohl die feierliche Eröffnung bereits im Dezember 2024 stattfand, wird die Außenfassade des Gebäudes noch immer renoviert, sodass das Gebäude von außen mit einem Gerüst verkleidet ist. Das beeinträchtigt jedoch nicht die Funktion der Synagoge als Kulturzentrum, das Stadtbewohnern und Touristen einen Raum bietet, in dem Kultur und Kunst erlebt werden können.

Seit der Eröffnung des Gebäudes fanden in den Räumen der sanierten Synagoge verschiedene Veranstaltungen statt, darunter ein Chanukka-Konzert und ein Vortrag von Ruth Leiserowitz über die Geschichte der Juden in Wartenburg. Die Veranstaltung machte die Teilnehmer mit dem reichen jüdischen Erbe der Region bekannt.

Gemäldeausstellung, Konzert und Vortrag
Ende Februar wurden außerdem die Finissage einer Ausstellung von Marta Markuszewska mit dem Titel „Die Geister von Ermland und Masuren“ und ein Konzert der Rahmentrommelgruppe Miriam und Aron Blum organisiert. Die Gemäldeausstellung präsentierte zeitgenössische Darstellungen von Figuren, die im Glauben der Slawen, die früher in Ostpreußen lebten, immer gegenwärtig waren, und somit führte die Künstlerin die Besucher in alte Glaubensvorstellungen ein und ließ Kreaturen wie Kikimora, Klobuk, Wodnik und Smetek wieder aufleben.

Es muss hervorgehoben werden, dass die Wartenburger Synagoge das einzige erhaltene jüdische Gotteshaus in der Region ist. Ihre Geschichte reicht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Durch den Verkauf des Gebäudes an Privatpersonen im Jahr 1937 entging es der Zerstörung während der Reichskristallnacht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es verschiedenen Zwecken, unter anderem als Zweigstelle des Museums von Ermland und Masuren und als Zentrum der Weberei von Ermland und Masuren. Seit 2021 ist die Synagoge im Besitz des Landkreises Allenstein, der eine umfassende Revitalisierung vornahm. Die erste Phase der Arbeiten, die im Oktober 2023 begann, umfasste eine umfangreiche Erneuerung des Daches, die Verstärkung der Fundamente und den Einbau moderner Heizungs- und Lüftungsanlagen. In der Haupthalle wurden eine abgehängte Decke und eine Fußbodenheizung mit Wärmepumpe installiert, die ganzjährig für Komfort sorgen. Außerdem wurden neue Sanitär- und Elektroanschlüsse gelegt.

Bei den Sanierungsarbeiten wurde eine ungewöhnliche Entdeckung gemacht: Man stieß auf einen versteckten Raum, der wahrscheinlich als Mikwe – ein jüdisches Ritualbad – diente. Wie von vielen Kulturwissenschaftlern betont wurde, ist die Entdeckung dieses Ortes eine wertvolle Bereicherung des Wissens über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in der Region. Die Entdeckung unterstreicht die Bedeutung der Synagoge nicht nur als Ort des Gebets, sondern auch als Zen­trum des soziokulturellen Lebens.

Darüber hinaus wurden bei der Renovierung Original-Polychrome entdeckt, welche die Innenräume der Synagoge schmückten. Diese einzigartigen Gemälde, die florale und geometrische Motive darstellen, wurden sorgfältigen Restaurierungsmaßnahmen unterzogen. Die zweite Phase der Renovierungsarbeiten, die Ende 2024 abgeschlossen wurde, konzentrierte sich auf die Restaurierung der Fassade, die Erneuerung der Holzarbeiten an den Fenstern und Türen sowie auf die Konservierung der erwähnten Mikwe. Außerdem wurde das Nebengebäude wiederaufgebaut und der Bereich um die Synagoge herum landschaftlich gestaltet, um einen Raum für Veranstaltungen im Freien zu schaffen.

Unterstützung des Landkreises
Die Gesamtkosten der Arbeiten belief sich umgerechnet auf mehr als 800.000 Euro, wovon ein großer Teil aus Mitteln des Regierungsprogramms für den Wiederaufbau von Denkmälern und einem Zuschuss im Rahmen des Wettbewerbs „Unser Denkmal“ der Brücke/Most-Stiftung stammte. Die restlichen Mittel wurden aus dem Haushalt des Landkreises Allenstein bereitgestellt.

Dank der durchgeführten Arbeiten wurde das Synagogengebäude aus dem 19. Jahrhundert zu einem modernen Kulturzentrum, in dem Ausstellungen, Konzerte und Kunstwerkstätten veranstaltet werden. Der Landkreis Allenstein setzte sich zum Ziel, in dem geschichtsträchtigen Ort das kulturelle Erbe der Region zu fördern und die lokale Gemeinschaft durch verschiedene kulturelle Initiativen zu integrieren. Die Neueröffnung des „Kreiskulturateliers Synagoge“ in Wartenburg ist ein wichtiger Schritt zur Bewahrung des multikulturellen Erbes der Region und zur Stärkung des kulturellen Angebots für die Einwohner der umliegenden Städte und Gemeinden sowie für Besucher aus dem In- und Ausland.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS