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Obwohl die Alpenländler fast schon Vorzeige-Italiener sind, wird immer öfter ihre nationale Zuverlässigkeit in Frage gestellt
Bislang dachten die Südtiroler, dass sie in Italien gut angesehen seien, erringen doch die meist deutschsprachigen Alpenbewohner bei den Olympischen Winterspielen mehr als die Hälfte der Medaillen für Italien. Zudem sind sie wirtschaftlich stark, erwirtschaften einen großen Anteil am gesamten Steueraufkommen des Landes und sind zudem in Sachen Tourismus ebenso mit an der Spitze.
Doch jetzt haben zwei Vorfälle an diesem guten, selbstbewussten patriotischen Glauben starke Zweifel begründet. Zuerst der Fall um den Tennisstar Jannik Sinner, der gerade erst im Grand-Slam-Finale von Paris stand. Und dann jener der Bürgermeisterin von Meran, Katharina Zeller. Dem Tennisspieler, der gerade wegen Dopings drei Monate gesperrt war, warf ein italienischer Journalist einer linken Zeitung mangelndes Italienertum vor, da er in Monaco gemeldet sei. Katharina Zeller, der neuen Bürgermeisterin von Meran, wirft ihr Altbürgermeister hingegen fehlenden Respekt vor dem Italienertum vor. Dabei geht es unterm Strich jeweils primär um die eigentliche Frage, ob die Südtiroler generell „italienisch genug“ seien. Vielleicht spielt auch der Neid eine Rolle, dass aus der einst sehr armen Region dank Fleiß und Geschäftssinn heute mit die reichste Region Italiens geworden ist.
Ärger über Deutschsprachigkeit
Obwohl auch viele reiche Italiener in Monaco lieber weniger als in Italien viele Steuern bezahlen, hatte ein linker italienischer Journalist daran Anstoß genommen, dass Sinners Vater, ein gelernter Koch und Gastronom, nur sehr schlechtes Italienisch sprächen. In Sexten, der Heimatgemeinde der Sinners, gehören fast alle der rund 1900 Einwohner zur deutschen Sprachgruppe. Da spricht man daheim die Muttersprache Deutsch. So auch die Sinners, wie der Tennisstar jüngst auch Papst Leo XIV. bei einer Audienz mitteilte.
Wenig später kam es in Meran zum Eklat um die neue Bürgermeisterin Katharina Zeller. Die 39 Jahre alte Anwältin gehört zur christdemokratischen „Südtiroler Volkspartei“ (SVP), der maßgeblichen politischen Kraft der deutschsprachigen Südtiroler, die fast 70 Prozent der rund 520.000 Einwohner der norditalienischen Provinz stellen. Zellers Vater Karl und ihre Mutter Ingrid vertreten seit 1994 die SVP als Abgeordnete und Senator im Parlament in Rom. Bei den jüngsten Kommunalwahlen schlug die deutschsprachige Zeller den italienischsprachigen Amtsinhaber Dario Dal Medico, einen Spitzenvertreter der italienischen Sprachgruppe. Bei der Amtsübergabe überreichte Dal Medico seiner Nachfolgerin nicht nur den symbolischen Stadtschlüssel und die Amtskette mit der Bürgermeistermedaille, sondern er legte ihr auch die Schärpe in den italienischen Nationalfarben um. Zeller ließ das Umlegen der grün-weiß-roten Schärpe nur widerwillig geschehen, sie nahm die Trikolore sogleich wieder ab und legte sie kurz danach über eine Stuhllehne. Aber genau das verursachte einen Shitstorm über Zeller.
Selbst Ministerpräsidentin Giorgia Meloni schaltete sich mit einem Post in den sozialen Medien ein und warf der Vertreterin der deutschsprachigen Volksgruppe vor, die nationalen Insignien ihres Heimatstaates verächtlich gemacht zu haben. Die Trikolore sei „keine bloße Verzierung“, sondern „das lebende Symbol der nationalen Einheit, und der Gründungswerte der Republik“, schrieb die beliebte und geachtete Regierungschefin, die zugleich Vorsitzende der rechtskonservativen Partei „Brüder Italiens“ ist.
Zeller entschuldigte sich sogleich für den Vorfall, der „leider ein völlig falsches Signal gesendet“ habe. Sie habe nicht die Trikolore abgelehnt, sondern sich gegen die paternalistische Übergriffigkeit ihres Amtsvorgängers zur Wehr gesetzt, erklärte sie. Mit Dal Medico sei die Übergabe des Stadtschlüssels und der Amtskette, nicht aber das Umlegen der Schärpe vereinbart gewesen. Dal Medico stritt diese Darstellung Zellers wiederum entschieden ab. Von den deutschsprachigen Südtirolern jeder politischen Couleur, aber auch von Angehörigen der italienischen Sprachgruppe, erhielt Zeller indes Rückendeckung.
Eine Frage der Schärpe
Tatsächlich müssen kommunale Würdenträger nur in Fällen, in denen der Bürgermeister „als Staatsbeamter“ tätig ist, etwa bei offiziellen Feierlichkeiten wie dem Tag der Republik am 2. Juni, die Trikolore- Schärpe anlegen. Da die Übergabe der Amtsinsignien im Rathaus von Meran ein kommunales Ereignis war und kein Staatsakt von nationaler Tragweite,
war das Tragen der Schärpe ohnehin nicht verpflichtend für die neue Bürgermeisterin im Amt.
Bislang kamen die Verdächtigungen über mangelhaftes Italienertum eher von der politischen Rechten, die sich vor allem gegen Sportler dunkler Hautfarbe richten. Nun waren es auch Vertreter der Linken, die zwei Südtirolern deutscher Muttersprache schlechte Noten im „Italienischsein“ gaben.