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Vortrag in der Reihe der „Sorquitter Vorträge“ – Kräuter, Rituale und Besprechen als Medizin
Die Geschichtslehrerin Marta Skarzynska aus Sensburg interessiert sich schon länger für magische Traditionen beim Heilen in Masuren. Sie will ihre Forschungen in einer Publikation herausgeben, auch eine deutsche Übersetzung ist angedacht. Vorgestellt hatte sie ihre Ergebnisse in einem Vortrag der Veranstaltungsreihe „Sorquitter Gespräche“ in der evangelisch-augsburgischen Kirche in Sorquitten. Es war im Jahr 2024 der erste Termin dieser Reihe, welche die evangelisch-augsburgische Kirchengemeinde in Sorquitten gemeinsam mit dem Verein „Freunde Masurens“ in Scharnebeck seit Jahren organisiert hat.
Die gesellschaftliche, wirtschaftliche und wissenschaftliche Entwicklung Ostpreußens war dem aktuellen Stand im Kernland des Deutschen Reichs oft um Jahrzehnte hinterher. Dafür hatte und hat es Natur zu bieten, die sich auf die Menschen in Masuren und auf das Heilen ihrer Krankheit auswirkt. Sie war sehr wichtig, denn die moderne Medizin fand erst spät ihren Weg ins weite ostpreußische Land.
Im Einklang mit Natur ...
Skarzynska differenzierte in ihrem Vortrag „Die Volksmedizin Masurens. Wie wurden Krankheiten früher magisch behandelt“ grundsätzlich zwei Arten von Medizin. „Es gibt die alltäglich angewandte rationale Medizin und die um metaphysische Aspekte erweiterte Medizin mit ihrer Berufung zum Beispiel auf Heilige“. Im Alltag seien diese aber eng miteinander verflochten.
Ein wichtiger Teil der Volksmedizin sind Heilmittel aus der Natur wie etwa Kräuter. „Viele Masuren sammelten Kräuter, aber sie mussten oft zur richtigen Tageszeit gepflückt werden. Wasser – fließendes Wasser – hatte eine heilende Wirkung“, so Skarzynska. Der Übergang von Naturheilkunde zu naturnaher Magie ist scheinbar fließend. Denn es ist wichtig, wo die Mittel herkommen, wer sie wann, zu welcher Mondphase und Jahreszeit pflückt, damit sie die optimale oder überhaupt eine Wirkung entfalten können. Es geht im Grunde um die Achtung vor der Natur und ihrer Ordnung.
Diese Ordnung bezieht sich im Kreislauf des Lebens auch auf die geistige Welt. Die streng religiösen Masuren suchten bei Krankheit die Unterstützung von Gott und Heiligen im Gebet, und in der Anwendung Dinge wie Weihwasser und Kräuter aus der Nähe von Kapellen oder Wegkreuzen. Darüber hinaus geht es um Faktoren wie das Besprechen von Krankheiten, dreimal wiederholte Tätigkeiten als Symbol der Dreieinigkeit, geflüsterte und gesungene Sprüche, deren Inhalte nicht laut ausgesprochen oder gar preisgegeben werden durften.
Denn „ein verratener Spruch verliert seine Gültigkeit“, so Skarzynska, „das Wissen wurde gepflegt und heimlich von Generation zu Generation von kluger Frau zu kluger Frau weitergegeben.“ Die Heilerin war nämlich eine zeugungsfähige, erfahrene und kluge Frau, der die Menschen vertrauten. Laut Skarżyńska hatten daher die Ärzte beim Aufkommen der neuzeitlichen Medizin einen schweren Stand: „Die Menschen glaubten nicht den Professoren, sondern den heilkundigen Frauen“. Am besten ist ihrer Meinung nach ein Zusammenwirken der traditionellen und der modernen Medizin zum Wohle der kranken Menschen, da sie sich im Prinzip sehr gut ergänzen.