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Digitale Welt

Psychisch kranke Jugendliche nutzen Soziale Medien

Britische Studie beweist: Stundenlanger Dauerkonsum von Instagram & Co fördert Depressionen

Peter Entinger
15.05.2025

Soziale Medien gehören heute zum Alltag junger Menschen. Doch besonders Jugendliche mit psychischen Problemen nutzen Plattformen wie Instagram oder TikTok intensiver als Gleichaltrige ohne Diagnose. Eine aktuelle britische Studie zeigt nun, wie stark sich digitale Gewohnheiten bei psychisch kranken Jugendlichen unterscheiden.

Veröffentlicht wurde die Untersuchung im Fachjournal „Nature Human Behaviour“. Die Forscher analysierten Daten von rund 3300 Jugendlichen zwischen elf und 19 Jahren. Etwa 16 Prozent der Teilnehmer litten an mindestens einer psychischen Störung, insbesondere an Depressionen oder Angststörungen. Im Schnitt verbrachten diese Jugendlichen täglich 50 Minuten mehr auf sozialen Medien als gesunde Gleichaltrige.

Auffällig ist auch der Umgang mit den Plattformen. Jugendliche mit internalisierenden Störungen gaben an, sich häufiger mit anderen zu vergleichen, unzufriedener mit der Zahl ihrer Online-Freunde zu sein und ihre Stimmung stärker von Likes und Kommentaren beeinflussen zu lassen. „Gerade Jugendliche mit Ängsten oder Depressionen reagieren empfindlicher auf digitale Rückmeldungen“, erklärt Studienleiterin Luisa Fassi. „Sie vergleichen sich stärker mit anderen und empfinden häufiger Unzufriedenheit.“

Marcel Romanos, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Würzburg, lobt die Studie, warnt aber vor voreiligen Schlüssen: Ob soziale Medien psychisch krank machen oder ob Betroffene nur stärker zu ihnen greifen, sei nicht final geklärt.

Hinzu kommt: Die Daten stammen aus dem Jahr 2017. Pandemie, Kriege und gesellschaftliche Verunsicherung haben seither die Lebensrealität vieler Jugendlicher verändert. Die Rolle digitaler Medien hat vielleicht auch dadurch eher zugenommen. Viele Jugendliche verbringen mittlerweile mehr als drei Stunden täglich in sozialen Netzwerken.

Weitere Studien liefern ähnliche Hinweise. Eine Untersuchung aus Kanada zeigte, dass bereits eine Woche Social-Media-Pause bei jungen Frauen das Körperbild verbessern kann. Die US-Gesundheitsbehörde CDC warnt inzwischen offen vor der digitalen Dauerpräsenz: Jugendliche, die täglich drei Stunden oder mehr auf Plattformen verbringen, zeigen doppelt so häufig depressive Symptome. Auch andere wissenschaftliche Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass soziale Medien für bestimmte Gruppen ein Risikofaktor sind. Therapeuten berichten, dass soziale Medien immer häufiger Thema in Gesprächen sind: als Quelle von Stress, Schlafmangel oder sozialem Druck. Auch das Thema „Cyber-Mobbing“ nimmt an Bedeutung zu.

In der Politik findet die Problematik bislang kaum statt. Dabei geht es um eine Generation, die mit digitalen Medien aufwächst. Ein Verbot oder eine stärkere Regulierung fordern die britischen Experten indes nicht. Stattdessen wollen sie die Nutzung sozialer Medien und medienbezogene Inhalte eher stärker in der schulischen Bildung verankern. Ziel sei es, Risiken frühzeitig zu erkennen und Jugendlichen Orientierung im digitalen Raum zu bieten.


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