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Mit Störtebekers Bier erlebt die Hansestadt eine erneute Blüte des Brauhandwerks
Stralsund, die Heimat des Bismarckherings, hat auch eine weitere Tradition: das Brauhandwerk. Bier war in den vergangenen Jahrhunderten Grundnahrungsmittel, sogar für Kinder, da es nahrhaft, rein und durch den Brauprozess sauber war. Ganz anders sah es damals mit dem Trinkwasser aus, das oft ungenießbar und verkeimt war und Krankheiten übertrug. Übrigens unterstützte der Hopfen durch die enthaltene Substanz Lupulin die bakterienhemmende Wirkung und machte es haltbarer und transportfähiger. Daher gab es allein in Stralsund im 13. Jahrhundert über 220 Braugerechtigkeiten.
Das änderte sich natürlich, und mit dem politischen Umbruch 1989 gab es in Vorpommern beispielsweise nur noch den VEB Stralsunder Brauerei und den VEB Greifswalder Brauerei, beide vor allem bekannt durch ihr Helles. Wer jedoch in den Genuss des Bieres kam, hätte wohl eher den „Greifen Bieren“ eine Perspektive auf dem gesamtdeutschen Markt zugetraut – doch es kam anders.
Mit der Übernahme der Stralsunder Brauerei durch die Unternehmensgruppe Nordmann im Jahr 1991 wurde das Brauhandwerk zu einer Blüte geführt, die wohl von den wenigsten so erwartet wurde. Wurden zu DDR-Zeiten etwa noch 100.000 Hektoliter Bier abgesetzt, fiel in den 1990er Jahren der Absatz und brach zeitweise bis auf 10.000 Hektoliter Bier (1995) ein. Seither steigt er jedoch wieder und gewann vor etwa 14 Jahren an Dynamik – so wurden 2018 bereits 248.000 Hektoliter abgesetzt. Die Brauerei ist zudem seit dem Jahr 2012 Mitglied der Freien Brauer, einem Zusammenschluss von 46 mittelständischen privaten Familienbrauereien.
Immer beliebt: Wettbewerbe
Auffällig auch die Angebotspalette an Bieren, die stetig durch innovative Brauspezialitäten erweitert wurde. Parallel dazu hat man auch neue Standards – wie bei der Verpackung – gesetzt, ist auch bei alkoholfreien Getränken gut aufgestellt und hat mit der Übernahme der Brennerei in Alt Reddevitz auf der Halbinsel Mönchgut (Rügen) begonnen, sich um Spirituosen wie Single-Malt-Whisky, Rum oder Gin zu erweitern. Dabei erfährt auch das Erleben beziehungsweise die Erlebniswelt bei den nun als Störtebeker Braumanufaktur GmbH firmierenden Braumeistern eine zunehmende Gewichtung.
Neben Brauereiführungen mit Verkostung gehört zu dieser Störtebeker-Welt auch ein Wettbewerb, der längst neue Impulse für die Stralsunder Brauer setzt: die Deutsche Meisterschaft der Hobbybrauer. Sie erfolgte am vergangenen Wochenende bereits zum achten Mal in der pommerschen Hansestadt. Und der Wettbewerb ist durchaus nicht ohne Bedeutung. Der Deutsche Meister des letzten Jahres, Johannes Landwehr aus Würzburg, braute ein „New England IPA“, mit dem er sich in Stralsund gegen 170 Konkurrenten durchsetzte. Sein Siegerbier ist inzwischen Teil der aktuellen Angebotspalette der Störtebeker-Biere geworden.
Im diesjährigen Wettbewerb, dessen Finale am vergangenen Sonnabend erfolgte, gab es allerdings ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Herausforderung: Es sollte ein belgisches Blond Ale gebraut werden. Das Bier mit höherem Alkoholgehalt sollte einen weichen Körper, harmonische Aromen und hohe Trinkfreude erzielen. Am Ende konnte sich Florian Nahrwoldt aus Hamburg gegen Florian Rothballer aus Erdweg und Adrian Ratanski, ebenfalls aus Hamburg, durchsetzen. Vor etwa 800 Freunden des Bieres konnte er den Siegerpokal entgegennehmen und in den pommerschen Himmel strecken.
Nun folgt ein Brau-Tag in Stralsund, bei dem das Bier nachgebraut wird und in die Produktion geht.