27.05.2025

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Die kleine U-Boot-Klasse vom Typ „Seehund“ von Christoph Aschmoneit war ein Unterwassergefährt für zwei Personen, das neue Maßstäbe setzte. Kaum ein anderes Kleinst-U-Boot konnte damals so tief tauchen
Bild: Zubro/Wikimedia; vfcg.euDie kleine U-Boot-Klasse vom Typ „Seehund“ von Christoph Aschmoneit war ein Unterwassergefährt für zwei Personen, das neue Maßstäbe setzte. Kaum ein anderes Kleinst-U-Boot konnte damals so tief tauchen

Christoph Aschmoneit

U-Boot-Konstrukteur mit wahrem Tiefgang

Der kleine Zwei-Mann-“Seehund“ war wendig, schnell und im Taucheinsatz ein ganz Großer

Wolfgang Kaufmann
26.05.2025

Bei konventionellen U-Booten ohne Atomantrieb gehörten die deutschen Typen schon immer zu den besten der Welt. Einen wesentlichen Anteil hieran hatte allen voran der Konstrukteur Christoph Aschmoneit. Am 17. März 1901 in Beeskow in der preußischen Provinz Brandenburg geboren, verbrachte er dann aber die gesamte Kindheit und Jugend in Ostpreußen, wo sein Vater das Wasserbauamt von Labiau am Kurischen Haff leitete. Hier wohnte die Familie direkt neben einer Staatswerft, was parallel Aschmoneits Interesse am Maritimen weckte. Also studierte er im Anschluss an den freiwilligen Wehrdienst im 1. Ostpreußischen Feld-Artillerie-Regiment Nr. 16 an der Technischen Hochschule Danzig Schiffbau.

Nach bestandener Diplomprüfung begann Aschmoneit 1928 mit einer Beamtenausbildung bei der Reichsmarine in Wilhelmshaven. An deren Ende wurde er 1932 zum Regierungsbaumeister ernannt. Im Februar 1933 schickte ihn die Marine des nunmehrigen Dritten Reiches zum ersten U-Bootslehrgang seit 1918. Da das besiegte Deutschland gemäß den Bestimmungen des Versailler Diktats zunächst keine U-Boote mehr besitzen durfte, erfolgte die Fahrausbildung im finnischen Turku. Dort stand das U-Boot CV-707 alias „Vesikko“ zur Verfügung. Hierbei handelte es sich um eine Konstruktion des in Den Haag ansässigen deutschen Ingenieurskantoors voor Scheepsbouw, welche auf der Crichton-Vulcan-Werft in Turku vom Stapel gelaufen war und den Prototypen für die U-Boot-Klasse IIA der Reichsmarine bildete.

Die „Vesikko“ hatte normalerweise eine Besatzung von rund 20 Mann, doch bei den Übungsfahrten waren nur acht Offiziere und zwei Marinebaubeamte an Bord, sodass letztlich jeder jede Tätigkeit ausführen musste. Hierdurch erwarb Aschmoneit unschätzbare praktische Erfahrungen, was insbesondere die U-Boot-Technik betraf. Drei Tage nach der Umbenennung der Reichsmarine in Kriegsmarine zum 1. Juni 1935 erfolgte die Kommandierung des jetzigen Marinebaurates Aschmoneit zum Erprobungsausschuss für Schiffsneubauten, dem späteren U-Boot-Abnahmekommando (U.A.K.) des Oberkommandos der Kriegsmarine.

Seiner Zeit weit voraus
Von dort wiederum kam Aschmoneit am 1. Oktober 1938 zum Konstruktionsamt der Marineleitung in Berlin, wo er als rechte Hand des führenden deutschen U-Boot-Fachmanns Friedrich Schürer fungierte. Dieser zeichnete ab dem 15. Oktober 1939 als Chef der Abteilung Unterseeboote (K I U) im Hauptamt Kriegsschiffbau für den Gesamtentwurf und die Instandhaltung aller deutschen U-Boote verantwortlich. 1943 übernahm Aschmoneit als Ministerialrat Schürers Posten. Unter seiner Ägide erfolgte unter anderem die Entwicklung des Kleinst-U-Bootes „Seehund“ für eine Zwei-Mann-Besatzung. Außerdem leitete er kurz vor dem Zusammenbruch des Dritten Reiches die Tieftaucherprobung des neuen U-Bootstyps XXI. Dieser war seiner Zeit weit voraus und konnte in Wassertiefen von bis zu 300 Metern operieren. Gleichzeitig lag die Unterwassergeschwindigkeit der Boote bei mehr als 16 Knoten, während sie im Schleichfahrtmodus fast 500 Seemeilen ohne Auftauchen schafften.

Nachhaltige Entwicklungen
Nach Kriegsende arbeitete Aschmoneit bis Dezember 1945 für das von den Alliierten eingerichtete Information Office for Naval Construction. Dem folgte ein Einsatz als Gruppenleiter für Angelegenheiten des technischen Personals an der vormaligen Kriegsmarinewerft in Wilhelmshaven. Im November 1946 wurde der U-Boot-Spezialist aber plötzlich als Dezernent an die rheinland-pfälzische Wasserstraßendirektion in Koblenz versetzt. Dann wiederum schickte man ihn 1954 zur Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord in Kiel.

Bereits im Jahre 1950 hatte er gemeinsam mit dem U-Boot-Konstrukteur Ulrich Gabler ein Gutachten vorgelegt, das die Grundlage für den späteren Aufbau der U-Boot-Waffe der Bundesmarine bildete. An diesem war Aschmoneit ab Januar 1958 als Leitender Regierungsdirektor der Bundeswehrverwaltung beteiligt. In Zusammenarbeit mit dem Ingenieurkontor Lübeck konzipierte Aschmoneit nachfolgend die U-Bootsklassen 201 und 205, welche ab 1960 in den Kieler Howaldtswerken gebaut wurden. Später beaufsichtigte er in Norwegen die Einführung der auf der deutschen Klasse 205 basierenden Kobben-Klasse. Dafür erhielt der Konstrukteur den Königlich Norwegischen Orden des heiligen Olav. Zurück in der Heimat nahm Aschmoneit sogleich an der Entwicklung der neuen U-Boot-Klasse 206 teil, deren letzte beide Einheiten noch heute in der kolumbianischen Marine Dienst tun.

1967 ging der U-Boot-Pionier dann verdientermaßen in Pension, beriet die Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH aber weiterhin bis ins Jahr 1975 in technischen Fragen. Der sowohl innerhalb der Schiffbauindustrie als auch der Bundesmarine hochverehrte Träger des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse verstarb am 14. Februar 1984 in Kiel kurz vor seinem 83. Geburtstag.

Im Nachruf auf den versierten und prägenden Konstrukteur schrieb die Fachzeitschrift „Schiff & Hafen“: „Er hat niemals – auch nicht unter Druck von oben oder aus Opportunismus – Schönfärberei betrieben oder unrealistische Prognosen über Termine oder technische Sachverhalte abgegeben.“


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