03.03.2025

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

Edelmetalle

Warum plötzlich so viel Gold in die USA fließt

Von London nach New York geht die Reise des Edelmetalls in physischer Form – und das aus drei Gründen

Wolfgang Kaufmann
03.03.2025

London war bislang das Zentrum des weltweiten Goldhandels. Allerdings findet aktuell eine Verschiebung der Machtverhältnisse statt, weil plötzlich zunehmend mehr physisches Gold in die USA fließt. Beispielsweise wuchsen die Lagerbestände der New Yorker Terminbörse Comex allein im Dezember 2024 um 123 Tonnen. Dazu kamen plötzlich noch weitere 290 Tonnen seit Beginn dieses Jahres. Gleichzeitig wird das Edelmetall in London knapp. So hat die Bank of England, die bislang als zuverlässiger Goldlieferant galt, plötzlich Probleme, Bestellungen zu bearbeiten. Die Wartezeit für Käufer beträgt mittlerweile bis zu acht Wochen, obwohl die Preise stetig steigen.

Für die hohe Nachfrage in den USA nennen Analysten vor allem drei Gründe. Da wäre zunächst das gewachsene Interesse der Anleger, welches 2024 zu einem weltweiten Rekord-Gesamthandelsvolumen von 4974 Tonnen führte. Zum anderen verlagern viele Händler ihr Gold nach New York, um sich gegen mögliche Einfuhrzölle zu wappnen. US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, zum Schutz der einheimischen Wirtschaft Zölle von bis zu 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte zu erheben. Das weckte Ängste an den Rohstoffbörsen, dass demnächst auch Zölle auf die Einfuhr anderer Metalle wie eben Gold fällig werden könnten. Dazu kommt die allgemeine Unsicherheit in den USA. Nicht jeder glaubt an einen bevorstehenden wirtschaftlichen Aufschwung, weil düstere Prognosen wie die des Autors der Bestseller-Buchserie „Rich Dad, Poor Dad“, Robert Kiyosaki, der auch Großinvestor ist, die Runde machen, denen zufolge es 2025 zu einer „massiven Wirtschaftskrise“ kommen werde.

Und tatsächlich existieren Anzeichen hierfür, wobei der Euro der erste Dominostein sein könnte, der fällt und eine globale Kettenreaktion auslöst. Immerhin will die Europäische Zentralbank die Euro-Zinsen trotz der anhaltenden Inflation noch weiter senken. Außerdem droht eine zusätzliche Aufweichung des Euro durch das mögliche Aufweichen der Schuldenbremse unter einer neuen Regierung der Bundesrepublik. Damit wird Gold als sicherer Hafen ebenfalls sehr attraktiv.

Die Folge der erhöhten Goldnachfrage in New York sind Aufschläge gegenüber dem Goldpreis in London, welche sich an der Terminbörse Comex inzwischen auf bis zu 60 US-Dollar pro Feinunze belaufen, was ungewöhnlich hoch ist. Das wiederum lockt Spekulanten auf den Plan, die Arbitragegeschäfte betreiben, um an der Preisdifferenz zu verdienen. Sie kaufen Gold in London und veräußern es dann in den USA – ein Geschäft ohne Risiko und mit gutem Profit, welches den Goldabfluss hin in die Vereinigten Staaten noch weiter verstärkt. Allerdings nur, solange die Nachfrage dort fortbesteht. Ob und wann diese einbricht, weiß niemand, da der Goldhunger in den USA unter Umständen auch aus anderen Gründen resultiert, welche die Analysten bislang zu wenig berücksichtigten. Zumindest besteht aber die Möglichkeit, dass es beim Überschreiten der Grenze von 3000 Dollar pro Feinunze zu mehr Verkäufen zwecks Gewinnmitnahme kommt, womit das Gold wieder in andere Richtungen wandern würde.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS