28.06.2025

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Der Wochenrückblick

Wir bleiben dabei

Wie man einer Bedrohung durchsetzungsstark begegnet, und warum wir davon überhaupt nichts halten

Hans Heckel
28.06.2025

Ist es nicht verblüffend still auf unseren Straßen? Normalerweise ist die Empörungsschwelle der radikalen Moslems und Israelfeinde so niedrig wie ein Blatt Papier dünn ist. Jeder Anlass hat bislang gereicht, damit sie die öffentlichen Räume deutscher Großstädte füllen und massenhaft ihre Verwünschungen in unseren Himmel schreien. Doch jetzt, nach der israelischen Aktion gegen das Atomprogramm der Mullahs und der folgenden US-Luftwaffenoperation – nichts! Alles ruhig.

Und im Orient? Hatten uns besorgte Stimme nicht eindringlich gewarnt, aus dem Angriff aufs Atomprogramm könne sich ein „Flächenbrand“ entwickeln, weshalb man unbedingt bei dem Mitteln von Beschwichtigung und freundlichen Verhandlungen bleiben müsse, wenn es um die Atom-Mullahs geht?

Nun, selbst die schiitischen Milizen im Irak, sonst stramm an der Seite der Mullahs und von dort kräftig unterstützt, machen sich gleichsam unsichtbar. In der offiziellen Zeitung der palästinensischen Autonomiebehörde im Westjordanland darf Reza Pahlevi, der Sohn der letzten Schah, sogar offen zum Aufstand gegen das Teheraner Regime aufrufen. Die arabisch-islamischen Regierungen begnügen sich derweil mit papierenen Erklärungen und machen ansonsten nichts. Kenner der Region lesen daraus deutliche Anzeichen für klammheimliche Freude in der arabischen Welt über die israelisch-amerikanische Attacke gegen Teheran.

Was lehrt uns das? Vielleicht, dass man einer Gefahr auch mal hart und durchsetzungsstark begegnen sollte, statt sie klein- oder ganz wegzureden, um bei den fanatischen Verursachern der Bedrohung dann mit seidenweicher Stimme um Frieden und Versöhnung zu betteln.

Oder? Nein, nein, soweit kommt es noch! Das Weg- und Kleinreden von radikal-islamischer Bedrohung und Gewalt funktioniert munter weiter. Nachdem muslimische Banden in Nigeria in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni rund 200 Christen überfallen und bestialisch ermordet hatten, heftet „ZDFheute.de“ das Massaker als „Kampf um fruchtbares Weide- und Ackerland“ ab, der „fälschlicherweise“ als „Auseinandersetzung zwischen Christen und Muslimen“ missverstanden werde. Kurz zur Sachlage: Die Angreifer haben ihre Opfer teils in deren Häusern eingeschlossen, Kinder, Frauen und Männer, und sie dann lebendig verbrannt. Sie waren mit Motorrädern gekommen und hatten „Allahu akbar“ gerufen, bevor sie mit der Metzelei begannen. Hat aber nichts mit dem Islam zu tun. Klar. Stattdessen trage eher der Klimawandel eine Mitschuld, sagt das ZDF. Ja, das haben die wirklich gesagt! Der Klimawandel geht ja immer.

So muss es also sein. Und „Allahu akbar!“ heißt auf Deutsch vermutlich nichts als: „Freunde, lasst uns das Weideland anders aufteilen! Bitte!“ Oder bedeutet der Schlachtruf doch etwas anderes? Unwichtig. Auf keinen Fall darf man die Losung „fälschlicherweise“ religiös einordnen.

Beim Wegreden von Ursachen ist längst keine Ausflucht mehr skurril genug. Wir erinnern uns ans vergangene Jahr. Die Massentumulte in deutschen Freibädern erklärte man uns ebenfalls mit dem Klimawandel: Die jungen orientalischen Männer vertragen die Bruthitze nicht. Jedenfalls viel schlechter als ihre germanischstämmigen Altersgenossen, sollte das wohl bedeuten. Daher drehen sie des Öfteren ein bisschen durch. Hat nichts mit Kultur, Religion oder einem uns fremden Frauenbild zu tun.

Die Sache mit der „Gruppe“
Das hat verständlicherweise zu einigem Gekicher geführt. Die Orientalen können mit hohen Temperaturen also weniger gut umgehen als wir Mitteleuropäer. Mit dieser Behauptung beißt man selbst beim Blödesten auf Granit. Am besten wäre es daher, wenn die Öffentlichkeit gar nicht mehr erfährt, wer was gewesen ist. Dann muss man auch keine dermaßen dämlichen Märchen mehr auftischen.

Berlins Innensenatorin Iris Spranger hat die Lösung. Sie verkündet, dass man Vornamen und Nationalität von Tatverdächtigen auch künftig verschweigen wolle. Das diene dem „Schutz vor Diskriminierung und Vorverurteilung“ von Verdächtigen, welche die SPD-Genossin als Angehörige einer „vulnerablen Gruppe“ charakterisiert.

Damit wäre im Grunde alles gut, eigentlich. Wenn die Wahrheit nur nicht so ein hinterlistiges Viech wäre, das sich frech durch die Hintertür wieder hereinschleicht, auch wenn man es gerade erst ausgesperrt zu haben meint. Der Schlüssel für die Tür ist hier das kleine Wort „Gruppe“.

Eine Gruppe ist eine Ansammlung von Leuten, die etwas gemeinsam haben, was sie von den anderen Menschen unterscheidet. Was könnte das hier sein? Ein spezielles Modeverständnis? Oder doch eher eine gemeinsame Herkunft und eine bestimmte kulturelle Prägung? Die meisten dürften auf Letzteres tippen. Ergebnis: Gerade indem Frau Spranger diese „Gruppe“ so achtsam umschleicht, um sie bloß nicht zu nennen, weil sie ja so „vulnerabel“ sei, hat sie diese exakt umschrieben. Ungewollt, aber zielgenau.

Da braucht es dann auch weder Vornamen noch Nationalitäten. Die Zuhörerschaft nickt sich wissend zu und weiß Bescheid. So ein Ärger auch.

Das ist aber nicht alles, es kommt noch schlimmer. Wenn keine Vornamen oder Nationalitäten mehr genannt werden, dürfte das Publikum gewisse Tatbereiche automatisch bestimmten „Gruppen“ zuschreiben, ohne Genaues zu wissen. Also selbst, wenn ein Hans im Freibad Rabatz macht und Frauen einschüchtert, werden die Leute auf Hassan tippen, sobald sie die Meldung namen- und nationalitätslos in der Zeitung lesen. Ob die Senatorin sich das so vorgestellt hat?

Außerdem ist die moderne Medienwelt viel zu schwatzhaft und löchrig, als dass sich gewisse Hintergründe erfolgreich wegretuschieren lassen. Aus Frankreich lasen, hörten und – vor allem – sahen wir gerade die Szenen der Gewaltexzesse während des alljährlichen landesweiten Musikfestivals. Sie haben mitbekommen, dass dort Frauen reihenweise mit giftigen Spritzen attackiert wurden, und zwar ausschließlich Frauen. Welche „Gruppe“ hat etwas dagegen, dass speziell Frauen ausgelassen auf Musikfeste gehen? Hm?

Sagt keiner. Doch auch ohne Vornamen und andere Attribute zu nennen haben die Bilder gezeigt, dass die Gewalttäter ihre Wurzeln eher weniger in der Normandie oder Aquitanien haben. Indem es ihnen keiner sagt, erblinden die Zuschauer ja nicht.

Und was machen wir jetzt? Zwei treue Verbündete haben wir noch: die Gewöhnung und die Angst. Nachrichten über Messerattacken rauschen mittlerweile so beiläufig durch wie Wetterberichte. Kaum einen erregt das noch, weshalb man es auch mehr aufregend findet, welche „vulnerable Gruppe“ hier im Sinne des Wortes hervorsticht. Dann die Angst: Was die Leute sehen, trauen sie sich kaum noch auszusprechen. Und ein schweigendes Volk ist ein machtloses Volk.


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