14.01.2025

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Die Sankt Marienkirche am Markt hat viel gesehen: Hungersnot, Pest, Feuersbrunst, Plünderung, Schwarze Pocken, Cholera sowie Flucht und Vertreibung
Foto: SeegertDie Sankt Marienkirche am Markt hat viel gesehen: Hungersnot, Pest, Feuersbrunst, Plünderung, Schwarze Pocken, Cholera sowie Flucht und Vertreibung

Stadtgeschichte

„Dat was so, dat is so un dat bliwt so“

Schon der „Alte Fritz“ kümmerte sich um die Belange der Stadt Massow in Hinterpommern

Torsten Seegert
14.01.2025

Massow [Maszewo], gelegen an der Stepenitz auf dem pommerschen Landrücken, etwa 55 Meter über dem Meer, hat nur einen Monumentalbau: die zentral am Rathaus gelegene Marien-Kirche. Und eigentlich wäre auch diese recht unnötig, wie schon der „Alte Fritz“ befand. Als der Präpositus Kirchstein 1735 die Erneuerung des Holzaufbaus auf dem massiven Unterbau des Kirchturmes wünschte, meinte der preußische König Friedrich II., dass es unnötig sei, an diesem Ort einen so hohen Kirchturm zu bauen, man solle einfach ein kräftiges Dach auf den Glockenstuhl setzen.

Was hatte man in ihrem Umfeld schon alles erleben müssen? Hungersnot (1624), Pest (1625), Feuersbrunst (1628), Plünderung durch die Schweden (1630), Schwarze Pocken (1765), Cholera (1835) sowie Flucht und Vertreibung (1945). Doch wie heißt es schon in Christine Brückners Roman „Nirgendwo ist Poenichen“? „Man wird vom Schicksal hart oder weich geklopft, es kommt auf das Material an!“

Wohl wahr! Sehr eigen waren die Massower und ihr Massow schon immer. Es entstand eine Stadtanlage, die sich an die Erhebung anpasste, auf der einst der Flecken angelegt wurde. So entstand der Stadtkreis von etwa 400 Metern Durchmesser.

Von Gollnow nach Stargard „rollt“ man direkt über die alte Heerstraße durch den alten Befestigungsring, vorbei an einem hohen runden Turm, dem sogenannten „Gefangenenturm“, später auch „Wilhelmsturm“ genannt. Mit seinem in Teilen noch vorhandenen Rundgang an der alten Anlage erinnert er vielleicht etwas an Barth in Mecklenburg-Vorpommern. Hier wie dort hatte man die Stadt schließlich einst befestigt und mit eigenen Zugangstoren versehen, um draußen lauernde Gefahren abwehren zu können. Zunächst wurde eine Palisadenbefestigung errichtet, die dann im 14. Jahrhundert durch eine Steinmauer ersetzt wurde. Wie lange der Bau der Stadtmauer wohl dauerte? Wir wissen es nicht. Doch an Findlingen hat es wohl nicht gemangelt.

Die Siedler, Bauern, Handwerker und Kaufleute waren einst im 12. und 13. Jahrhundert in ein weitgehend entvölkertes Land gerufen worden. Sie brachten Erfahrung und Wissen mit, stellten eigene Regeln auf und sicherten sich das Erbrecht an Grund und Boden sowie Steuerfreiheit in den ersten schweren Jahren der Besiedlung. 1227 soll Massow bereits eine deutsche Stadt gewesen sein und erhielt 1278 das „Magdeburger Recht“ durch Bischof Hermann Graf von Gleichen, das acht Jahre später durch das „Lübische Recht“ ersetzt wurde.

Stadt als Pfandobjekt
Doch woher kam der Name Massow? Natürlich denkt man bei diesem zuerst an die alte pommersche Adelsfamilie von Massow – aber: Ob sie nun hier den Namen begründete? Möglich ist auch, dass sich die Familie nach dem Ort nannte. Wie dem auch sei, Massow gehörte nach einem Verkauf dem Bistum Cammin und wurde später im Jahr 1451 landesfürstlich und gehörte Bogislav IX. Doch da auch die pommerschen Herzöge immer Geld brauchten, wurde Massow an den Grafen Georg von Eberstein verpfändet. Und da das Pfand nicht eingelöst werden konnte, gab man ihm Massow zum Lehen.

Das „Landbuch für Pommern“ wusste auch Folgendes zu berichten: „Graf Wolf von Eberstein baute ein Schloss, mutmaßlich an der Stelle des einstigen Kastrums.“ Und so hatte man auch den Schlossberg umgegraben, in der Hoffnung, auf Hinweise zu diesem Schloss zu stoßen oder zu einem unterirdischen Gang, der einst Schloss und St. Marienkirche verbunden haben soll. Doch nichts! Ohnehin war das Verhältnis zwischen den Massowern und den Ebersteinern wohl angespannt. Das änderte sich auch nach der Beisetzung von Graf von Eberstein im Mittelschiff der Kirche kaum.

Gab es einmal ein Schloss?
Weiterhin blieb Massow Pfandobjekt. Allerdings darf bezweifelt werden, dass die Stadt ein gutes Pfandobjekt war, denn der Rat der Stadt soll sich gerne um jede Zahlung gedrückt haben. Man sollte daraus aber nicht schlussfolgern, dass die Massower, wenn sie immer wieder durch fremde Hände gereicht wurden, ein generelles Problem damit gehabt hätten. Schließlich sei als Gegenbeispiel an eine Schwadron der Ansbach-Bayreuthschen Dragoner erinnert, die ein Jahrhundert lang hier ihre Garnison hatten. Die Verbindung zu ihnen war so eng, dass zur Bezähmung der Massower andere Soldaten abkommandiert wurden.

Überhaupt hatten die Massower ihren eigenen Kopf, davon zeugt die Redewendung zur Stadt: „Dat was so, dat is so un dat bliwt so“ – Oftmals standen sie sich dadurch selbst im Weg, was auch dazu führte, dass sie gegenüber anderen Städten ins Hintertreffen gerieten. Erst spät wurden Chausseen nach Gollnow (1863), nach Stargard (1865) und in Richtung der Kreisstadt Naugard (1878) gebaut – und das, obgleich Massow die erste Chaussee von Stettin nach Ostpommern hätte haben können. So aber packten die Vermesser nach der Absteckung der Chaussee von Altdamm über Ihnazoll in Massow wieder alles zusammen.

Zur Ehrenrettung der Massower sei aber angemerkt, dass sie einst ihre Stadt mit so einer guten Stadtmauer befestigt hatten, dass diese eben nicht wie in anderen Städten zusammenbrach, als die Städte sich erweiterten. Als sie jedoch später doch die alte Mauer abbrechen wollten, hatten sie Pech: Just zu dieser Zeit gab es eine Regierung, die gerade „das Alte bewahren“ wollte. So kann es sein!


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