06.03.2025

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Einst für Stettin geschaffen: Der „Alte Fritz“. Inzwischen fand die Skulptur an mehreren geschichtsträchtigen Standorten ihre Platz
Foto: SeegertEinst für Stettin geschaffen: Der „Alte Fritz“. Inzwischen fand die Skulptur an mehreren geschichtsträchtigen Standorten ihre Platz

Preußen

Der Alte Fritz und seine Doppelgänger

Erst verschollen, dann nach Stettin zurückgekehrt – Auch in Greifswald und Berlin ist er zu bewundern

Torsten Seegert
01.03.2025

Dass Stettin zum Ende des 18. Jahrhunderts eine aufstrebende wirtschaftliche und geistige Entwicklung genommen hat, verdankte es der Förderung durch den preußischen König Friedrich II. (1712–1786). Deshalb war es auch folgerichtig, dass die Stadt Stettin zur Errichtung eines Standbildes des großen Königs, zu der Graf Hertzberg die pommerschen Stände aufgefordert hatte, ihren Beitrag leistete.

So wurde am 10. Oktober 1793 die von Schadow (1764–1850) hergestellte Marmorstatue auf dem Paradeplatz am Anklamer Tor enthüllt, zu der Hertzberg eine entsprechende Rede hielt. Nicht nur der Tag war etwas Besonderes, auch die Figur selbst: Der Bildhauer hatte in diesem Standbild die Widersprüchlichkeit des Alten Fritz selbst reflektiert, in dem dieser sich mit dem Marschallstab auf Büchern stützt.

Schon zu Lebzeiten des Königs schienen sich auf wundersame Weise ein musischer Feingeist und Philosoph mit dem Feldherrn, der dazu neigte, alles in eine Waagschale zu werfen, zu vereinen. Aber gerade dadurch gewann er eben auch an Popularität, deren Bewunderung sich in der Bezeichnung „Friedrich der Große“ ebenso spiegelt wie in der Volkstümlichkeit des Redens vom „Alten Fritz“.

Die ausdrucksstarke Statue, wohl einer der besten Standbilder des Königs, mit einer Größe von 2,30 Metern wurde bereits im Jahre 1877 durch einen Bronzeabguss der Gießerei Gladenbeck ersetzt.

Das Original, das den Alten Fritz in seiner Lebensgröße um 68 Zentimetern überragt hätte, stand bis 1942 im Ständehaus, wurde dann eingelagert, verschwand aus dem Blickfeld und galt ab 1945 als verschollen.

Erst nach dem Fall von Berliner Mauer und Eisernem Vorhang tauchten dann im Jahr 1990 wieder Teile von Statue und Postament auf. Gemeinsam suchten das heutige Nationalmuseum Stettin und die Schadow Gesellschaft Berlin e.V. nach Unterstützung, um den „Alten Fritz“ in altem Glanz wiederherzustellen.

300 Sponsoren, darunter der Lions Club Grunewald, trugen 110.000 Euro dafür zusammen. Das schuf die Grundlage für eine „Notoperation“ des Breslauer Bildhauers Ryszard Zarycki, der den „Alten Fritz“ wieder zusammensetzte. Am 1. Dezember 2011 wurde dann die originale Stettiner Statue von Friedrich II. erstmals wieder enthüllt und bis 2015 im Bode-Museum der Öffentlichkeit präsentiert. Dann kehrte der originale „Alte Fritz“ nach Stettin zurück.

Heute gibt es insgesamt sogar drei dieser Abbilder vom Alten Fritz: Zum einen, den zuvor beschriebenen wiederhergestellten aus Marmor, der sich im Nationalmuseum Stettin an der Hakenterrasse befindet. Dann den 1877 angefertigten Bronzeguss, der nun über das Pommersche Landesmuseum in Greifswald wacht. Und ein Dritter, der aber noch heute im Berliner Bode-Museum weilt.

Letzterer wiederum wurde durch den Bildhauer Franz Tübbecke (1856–1937) als Marmorkopie für das 1904 eröffnete Kaiser-Friedrich-Museum, wie das Bode-Museum früher hieß, hergestellt. Schon damals befand sich der dritte „Alte Fritz“ gemeinsam mit seinen Generälen Ziethen, Schwerin, Dessau und Winterfeldt an der Freitreppe zum Obergeschoss als thematischem Höhepunkt des Hauses.

Tübbecke, der zum Kreis um Karl Begas, dem Lieblingsbildhauer von Kaiser Wilhelm II. gehörte, ergänzte mit der Kopie dabei die bereits aus dem 18. Jahrhundert stammenden Skulpturen der Generäle, die ursprünglich zur Aufstellung im Tiergarten gedacht waren und hier sowie an anderen Standorten standen, aber letztlich, wie die originale Skulptur vom Alten Fritz, ihren Platz im Schutze von Gebäuden fanden.

Doch damit ist die Geschichte der „Doppelgänger“ noch nicht beendet. Eine Recherche ergab, dass die Skulpturenmanufaktur Potsdam Abbilder des Standbildes mit einer Größe von 15 Zentimetern anbietet. So kann nun jeder seinen „Alten Fritz“ haben – in Gedenken an seinen Standort auf dem Paradeplatz, als Besucher von Pommerschem Landesmuseum, National- oder Bode-Museum und auf dem eigenen Schreibtisch.


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