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Politik und Gesellschaft

Die Gräben zwischen Eliten und Bürgern werden größer

Die Ereignisse vom vergangenen Wochenende in Berlin haben große Wellen geschlagen. Und sie offenbaren eine fortschreitende Spaltung der deutschen Gesellschaft

René Nehring
01.09.2020

Überraschend kommt die Entwicklung nicht. Seit Monaten schon protestieren Bürger verschiedenster Couleur gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie und die damit verbundene weitgehende Stilllegung des öffentlichen Lebens. Bereits Anfang August kamen auf Einladung der Initiative „Querdenken 711“ in Berlin Zehntausende zusammen, um die Aufhebung der Corona-Restriktionen zu fordern.

Ignoranz in Politik und Medien

Am vergangenen Wochenende nun kamen laut Polizei-Angaben knapp 40.000 Teilnehmer nach Berlin – und damit doppelt so viele wie vier Wochen zuvor. Aufgeladen wurde die Stimmung bereits vorab durch den Versuch des Innensenators Geisel, die Demonstrationen mit dem Verweis auf die geltenden Corona-Verordnungen zu unterbinden. Auch wenn dieses Vorhaben in zwei Verwaltungsgerichtsinstanzen gestoppt wurde, so war dadurch ein Klima des gegenseitigen Misstrauens geschaffen.

Die Hauptveranstaltung von „Querdenken“ fand weitgehend geordnet statt. Allerdings berichteten die Medien kaum darüber, sondern vielmehr über das Verbot einer Nebendemonstration – und ab dem Abend dann über einen „Sturm“ auf den Reichstag. Obwohl an diesem „Sturm“ nur ein paar hundert Menschen beteiligt waren, und obwohl die ganze Aktion nur wenige Minuten gedauert hat, wurde in den folgenden Tagen fast ausschließlich darüber berichtet.

Zu Beginn der Corona-Pandemie wurden die Entscheider in Bund und Ländern für ihr Krisenmanagement allenthalben gelobt. Doch mit zunehmender Dauer der Ausnahmesituation nahmen auch die Zweifel an der Gefährlichkeit des Coronavirus und am Nutzen der zu seiner Eindämmung verhängten Maßnahmen zu. Den neuen Alltag, in dem Sportveranstaltungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, in dem Kultur- und Freizeiteinrichtungen geschlossen sind und in dem selbst an Wochenendabenden Restaurants in den Großstädten bereits um Neun schließen, weil keine Gäste da sind, empfinden viele Bürger längst als eine „bleierne Zeit“. Ein Eindruck, der nicht zuletzt dadurch verstärkt wird, dass über all die Maßnahmen kaum gestritten wird und dass bisher kein Bundestag und kein Landtag infrage gestellt hat, wie die Regierungen in Bund und Ländern seit Monaten über den Ausnahmezustand verfügen.

Im Jahre 2018 gründete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Initiative „Deutschland spricht“, bei der Angehörige verschiedenster gesellschaftlicher Gruppen zusammengeführt wurden. Wo bleibt eine ähnliche Initiative in Zeiten der Corona-Pandemie? Warum geht nicht irgendein Fraktionsvorsitzender oder ein Minister auf die „Querdenker“ zu und spricht mit ihnen?

Als 2019 die „Fridays for Future“-Demos die Welt bewegten, marschierten rund 10.000 „FFF“-Anhänger durch Berlin. Die Protagonisten der Bewegung, die schwedische Schülerin Greta Thunberg und die Deutsche Luisa Neubauer, waren monatelang auf allen medialen Kanälen. Warum sind die 40.000 „Querdenker“ nicht im Fernsehen zu sehen? Warum zeigen die Nachrichtensendungen keine Aufnahmen von der Abschlusskundgebung? Warum keinen O-Ton von Fußballweltmeister Thomas Berthold? Und warum wird „Querdenken“-Gründer Michael Ballweg nicht in eine der reichweitenstarken Talkshows geladen?

Wundert sich unter den Entscheidern in den Redaktionsstuben angesichts dieser Diskrepanz in der Berichterstattung über die beiden Bewegungen tatsächlich noch jemand darüber, dass ein Teil der Bürger ihnen nicht mehr vertraut?

Der „Fall“ Sarrazin

Anfang der Woche wurde das neue Buch von Thilo Sarrazin vorgestellt. Seitdem der Autor vor zehn Jahren seinen Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ veröffentlichte, der inzwischen das meistverkaufte deutsche Sachbuch seit 1945 (!) ist, wurde er zur persona non grata, die kein Sender mehr einlud, deren Bücher keine große Zeitung mehr rezensierte und die am Ende von der eigenen Partei, der SPD, nach 47 Jahren Mitgliedschaft hinausgeworfen wurde. Und das alles, weil Sarrazin Fakten zusammenträgt, die das Scheitern politischer Großprojekte wie der Zuwanderung belegen.

Gleichwohl konnte sein Verleger am Montag verkünden, dass für den „neuen Sarrazin“ bereits „eine sechsstellige Zahl“ an Bestellungen vorliegt. Dass ein Publizist trotz der Missachtung aller Leitmedien zum erfolgreichsten Autor werden kann, belegt einmal mehr die Diskrepanz zwischen der veröffentlichten Meinung und der Stimmung „draußen im Lande“.

Für wieviel Prozent der Gesellschaft die „Querdenker“ stehen, ist schwer zu sagen. Fest steht, dass die zehntausenden Demonstranten – was immer man auch von ihnen halten mag – weitaus zahlreicher waren als die Anhänger vieler anderer Bewegungen, um die sich Politik und Medien intensiv gekümmert haben.

Die Frage ist, ob bei den politischen Entscheidern irgendjemand einen Schritt auf die Demonstranten zugeht – oder ob sie weiterhin zusehen wollen, wie das Unbehagen der Bürger wächst – und die Bewegung weiter Zulauf erhält.


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Kommentare

sitra achra am 06.09.20, 17:39 Uhr

Eliten? Welche denn? Ich sehe nur solche wie Drosten, Merkel, Langweiler Scholz, Schweinemeier und Klabauterbach. Nein danke!

sitra achra am 03.09.20, 12:00 Uhr

Genauso wie die Zahl der Bombenopfer in Dresden auf lächerliche 20.000 heruntergeschwindelt wurde, werden die Teilnehmerzahlen der Demos in Berlin ideologiegerecht heruntergerechnet. Nur perfider Abschaum kann eine solche Manipulation vornehmen. Dieser angebliche Bundespräsident ist der wahre Covidiot. Zudem ist er seines Zeichens noch Sozidiot. Tolle Mischung!

Anna Lyse am 03.09.20, 09:31 Uhr

Es gibt so viele Belege dafür, daß das Ganze eine inszenierte Hysterie ist. Daß man nun mit ihr die Eurobonds durchsetzen will, zeigt, aus welcher Ecke die Motivation kommt. Zudem eignet sich so eine Aktion hervorragend, um a) die Massen zu verängstigen - dann lassen sie sich leichter regieren, und b) die Spreu vom Weizen zu trennen: Ungläubige, Abtrünnige lassen sich sofort erkennen!

Annette Driehus am 02.09.20, 15:13 Uhr

Wenn das VIRUS so gefährlich ist, warum es keine Bio-Gefahr - Sammelbehälter für kontaminierte Masken und Handschuhe gibt?
Wenn wir gesund leben wollen, dann müssen diese Behälter für kontaminierte medizinische Artikel sofort bereitgestellt werden.

Wulf Wagner am 02.09.20, 11:50 Uhr

Achtung - ein Kommentar schreibt, die Frau sei tot! Das soll nicht stimmen! Achtung bei Fake News!

Siegfried Hermann am 02.09.20, 10:18 Uhr

Werte PAZ-Redaktion.
Sie haben 2 Nullen vergessen. 4 Mio. waren da.
Nicht nur auf der Meile, sondern die Menschenmassen erfüllten die Straßen bis zum Checkpoint Charlie. Auf Hubschrauberbildern ist das deutlich zu erkennen.
"Sturm"
Wer sich mehrere Videos, die es mittlerweile zu Hauf auf der tube und anderswo gibt, angeguckt hat, der hat eher ein powerwalking von lächelnden Plüschtierwerfern mit allen möglichen Fahnen zum Gruppenfoto-Event auf die Reichtstagstreppe gesehen und sind dann wohl nach Eingreifen der 3 Blöd-Helden-Ordnungsdienst-"Polizisten" auch wieder brav gegangen.
Überschattet wurde die Demo von dem Mord an einer älteren, sehr schmalen Frau durch brutalste "Polizeigewalt". Auch vielfach auf der tube geteilt. Aus der Nr. kommen diese Herrschaften nicht mehr raus und sollten auch, samt Vorgesetzten bis zur Menschheits-Geisel, konsequent mit Knast bestraft werden.
Obwohl das von ketzerischen Freimaurern geplant und sicher auch von div. Geheimdiensten finanziert worden ist, trieb sich dort allerlei Volk rum. Kaisertreue wie Reichs-Deutsche ebenso wie, Divers-Regenbogen, VS und deren Provokateure, verhinderte Attentäter und Sprengstoff-Gläubige, KSK, Omron in Urlaubs-Look, einige SAS, NSA-CIA-Hoflieferanten, wenige SA-Antifanten mit Stunkantrieb, die niemand beachtete,
aber zu 90% das ganz normale bürgerliche Deutsche Volk, die schweigende Mehrheit.
Von den mit einigen tausend +gut bezahlten+ und aus der ganzen Buntrepublik angekarrten linke, bunten SED-Einheits-Berufs-Gegendemonstranten auf ihren Gegenveranstaltungen hat wohl auch niemand Notiz genommen, weil keiner sich dafür interessiert hat.
Und. Man hat fast irgends irgendwelche solidarisierende Pro-Weg-Corona "Flüchtlings"-Asyl"-Schutzsuchende"-Klima-Dingsdas"-Teilnehmer gesehen. Das war eine REIN DEUTSCHE Angelegenheit und ein paar zugereister weißer Freunde der europäischen Nachbarn, die an den Wochenende zuhause selbst demonstriert haben!
Wenn die Demo was bewirkt hat, dann das die 80% im Tiefschlaf befindlichen Michels endlich wach gerüttelt worden sind und zwar träge, aber beständig anfangen SELBER nachzudenken in was für ein Traumata und Falle uns das Merkelregime seit langen uns hinführen will.
Der erste Dominostein ist gefallen....

steffen fischerr am 02.09.20, 09:50 Uhr

Als gelernter DDR Bürger, der 89 mit Mitte 20 erlebt hat, kann ich nur bestätigen: "Es riecht zunehmend intensiver nach DDR."
Die ideologisierte Parteinahme für "die Guten" ist in dieser Berliner Republik noch offenkundiger als es in der ausgehenden DDR der Fall war. Der Empfang des Präsidenten der Hinterzimmer für die 3 Helden der Reichstagstreppe wirft bei mir die Frage auf, warum kein Polizist der Helden Tage des G20 in Hamburg derart geehrt wurde. Die Antwort kann ich mir selbst geben und verweise diesbezüglich noch einmal auf den DDR Mief, der zunehmend das ganze Land überzieht.

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