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Politik

Die Union muss weit mehr klären als nur die Personalfragen

Während der Machtkampf um die Kanzlerkandidatur zwischen Armin Laschet und Markus Söder die Schlagzeilen beherrscht, bleibt weiterhin unklar, wofür CDU und CSU inhaltlich stehen

René Nehring
15.04.2021

Showdown ohne Ende? Schon als am Sonntag die Vorsitzenden von CDU und CSU, Armin Laschet und Markus Söder, vor die Presse traten, um zu demonstrieren, dass sie in enger Abstimmung und Einigkeit gemeinsam einen Kanzlerkandidaten für die bevorstehende Bundestagswahl im Herbst nominieren wollen, verriet nicht nur die Mimik, dass keiner der beiden Kontrahenten daran dachte, seinen Anspruch aufzugeben. Die denkwürdige Sitzung der gemeinsamen Bundestagsfraktion am Dienstag ergab zwar eine klare Präferenz für den bayerischen Ministerpräsidenten, brachte jedoch keine Entscheidung. Wie diese nun fallen soll, ist offen.

Wohin steuert die Union?

Unabhängig von der Frage, mit welchem Personal die Parteien in die Wahl ziehen, stellt sich die Frage, wofür die Union nach 16 Jahren Kanzlerschaft Angela Merkels steht. Gerade für Laschet böte die Schärfung des inhaltlichen Profils eine Chance, steht er doch in den Beliebtheitswerten um Längen hinter Söder. Umso wichtiger – und deutlich hilfreicher für die Bürger – wäre es, wenn Laschet erklären würde, wohin mit ihm die Reise gehen soll.

Tatsächlich haben sich in unserem Lande im Laufe der vergangenen anderthalb Jahrzehnte zahlreiche ungelöste Probleme angehäuft, die schon bald einem neuen Kanzler – ganz gleich, wer es sein wird – die Agenda diktieren werden. In der Energiepolitik etwa wird – neben den ungebremst steigenden Strompreisen – zunehmend die Frage virulent, womit Deutschland seine Maschinen und Rechner antreiben will, wenn in Kürze die letzten Atommeiler und Kohlekraftwerke vom Netz gehen. In der Wirtschaftspolitik stellt sich die Frage, ob ein Kanzler Laschet – der als NRW-Ministerpräsident tatsächlich die letzte (!) Landesregierung aus CDU und FDP führt, die einmal das Standardmodell der alten Bundesrepublik war – zu den Grundsätzen der Sozialen Marktwirtschaft zurückkehren oder den in der Ära Merkel eingeschlagenen Weg zunehmender staatlicher Regulierungen fortsetzen wird. Auch die Zuwanderung ist nach wie vor nicht geregelt – womit die Belastung für die Sozialsysteme, den Wohnungsmarkt und die innere Sicherheit ebenso hoch bleibt wie die Perspektiven für die nach Deutschland strebenden Migranten unklar sind.

Die Spielräume werden enger

Das alles vor dem Hintergrund der absehbaren ökonomischen Verwerfungen infolge der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Frage, ob es in Zukunft noch genug Leistungsträger geben wird, die die steigende Zahl an Transferleistungsempfängern tragen können.

Innerparteilich wird Laschet erklären müssen, wie die Union unter seiner Ägide mit den letzten verbliebenen Konservativen umgehen will. Dass die Ankündigung des langjährigen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen, für den nächsten Bundestag kandidieren zu wollen, vom CDU-Generalsekretär Ziemiak und vom CSU-Chef Söder als „falsches Signal“ bewertet wurde, wirft die Frage auf, ob die konservative Wurzel neben der christlich-sozialen und der liberalen noch gepflegt wird – oder verkümmern soll.

Klar scheint angesichts der Meinungsumfragen, dass sowohl eine von Laschet als auch von Söder geführte Regierung von einer Koalition mit den Grünen gebildet würde (die derzeit einzig infrage kommende Alternative wäre eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit den Sozialdemokraten). Umso wichtiger ist, dass die Union vorab ihre eigenen Überzeugungen klärt, andernfalls steht schon jetzt zu befürchten, dass CDU und CSU wie in den vergangenen Jahren lediglich die Lieblingsprojekte der Grünen umsetzen, für die diese freilich ohne Unterstützung der Union gar keine Mehrheiten hätten.

Große Programmparteien wie etwa die SPD waren CDU und CSU nie. Ganz im Gegenteil zeichnete es sie immer aus, dass sie das Land pragmatisch durch die Zeitläufte führten. Gleichwohl hatten beide Parteien Grundsätze, wussten die Bürger dieses Landes bei Adenauer, Strauß und Kohl, woran sie waren. Daran sollten sich sowohl Laschet als auch Söder orientieren. Denn die Stimmen der bürgerlichen Wähler – das zeigen die Wahlen der letzten Jahre – sind heute keiner Partei mehr dauerhaft sicher.


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Kommentare

sitra achra am 21.04.21, 11:01 Uhr

Die ehemals bürgerliche CDU ist von linken Termiten förmlich ausgehöhlt worden. Sie ist lediglich noch politisch nützliche Attrappe für die Lenker der Großen Transformation. Nur überzeugte Ultras, die den Niedergang dieser Scheindemokratie beschleunigen wollen, und alte Ommas und Oppas wählen diesen sonderbaren Verein noch. Schade drum!

G. Kolb am 16.04.21, 21:12 Uhr

Die 2 Figuren auf dem Bild werden bald Geschichte sein. Keiner von denen wird Kanzler werden. Abwarten - es kann auch eine Überraschung geben. Umfragen in diesem Land sind nicht mehr glaubhaft. Der Wähler wird im September diesmal für Überraschungen sorgen (wenn noch legal ausgezählt wird-?-).

Siegfried Hermann am 15.04.21, 11:18 Uhr

Ich kann mich den Vorredner Schlömmer nur anschließen.
Die CDU ist längst nur noch eine Sprachblase für Sonntagsredner ohne jede Substanz.
Das ist mit dem Bimbeskanzler angefangen, Merkel hat nur noch das Vernichtungswerk erledigt.
Wozu soll man sich also über Parteien, die längst den Zustand der Leichenstarre überschritten haben Gedanken machen!?!?
Inhalte
hat zumin. nur noch die AfD zu bieten. Und ob die bei dem dämlichen Zank, tatsächlich umgesetzt würden, bleibt auch fraglich.

89 erlebt Schlömmer am 15.04.21, 07:15 Uhr

Für mich braucht dieser Merkel Verein nichts mehr klären. In den 16 Jahren der Günstlings Herrschaft hat diese Truppe so viel Schuld auf sich geladen, für mich unverzeihlich. Und bitte nennen sie mir nur eine Person in diesem Club der Unfähigen, dem irgend jemand etwas an Veränderung (im positiven Sinne, zum Wohle von Land & Leuten) zuzutrauen wäre, ich höre gern. Danke

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