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Keine Kuriosität, die nicht ein eigenes Museum wert wäre

Über die ganze Welt verstreut zeigen spezielle Dauerausstellungen die absurdesten, witzigsten und auch abscheulichsten Dinge: Von den Bildern von Wahnsinnigen bis zur Prominenten-Fäkalie

Wolfgang Kaufmann
26.10.2024

Die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) schätzt, dass es weltweit mehr als 100.000 Museen gibt. Darunter sind nicht wenige, welche Dinge präsentieren oder Konzepten folgen, die aus dem Rahmen fallen. Dazu zählen das Esperanto- und das Globenmuseum in Wien ebenso wie das Museo Galileo in Florenz, wo sich ein echter Mittelfinger von Galilei nun auf ewig allen weltlichen und kirchlichen Widersachern des großen Gelehrten entgegenstreckt.

Bemerkenswert sind des Weiteren das Peterson Automuseum in Los Angeles, das unter anderem einen Mercedes von Saddam Hussein zeigt, das Evergreen Aviation & Space Museum in McMinville (Oregon), in dem die Hughes H-4 Hercules von 1947 steht, also das größte jemals gebaute Flugzeug der Welt, sowie das Museum des US-Auslandsgeheimdienstes CIA in Langley (Virginia). Letzteres öffnet seine Pforten allerdings nur für geladene Gäste mit Spezialgenehmigung. Diese können dann beispielsweise Osama bin Ladens AK-47-Sturmgewehr und winzige Libellendrohnen besichtigen.

Zahlreiche Museen widmen sich der echten Tierwelt, wobei manche recht enge Spezialisierungen aufweisen. So gibt es ein Museum für Frösche im schweizerischen Estavayer-le-Lac, ein Parasitologisches Museum in Tokio, ein Erdhörnchenmuseum in Torrington (Alberta), ein Hasenmuseum in Pasadena bei Los Angeles, ein Zeckenmuseum in Statesboro (Georgia) und eine Reptiliensammlung in der Außenstelle der kalifornischen Akademie der Wissenschaften in San Francisco mit 300.000 Exponaten.

Vielfach geht es um Banales. Das gilt nicht zuletzt für jene Museen, in denen sich alles um die Wermutspirituose Absinth, das menschliche Schnarchen, Haare, Nasen, Anstecknadeln, Schilder jeglicher Art und Bauchrednerpuppen dreht.

Wo Voodoo-Priester Gedanken lesen
Andere Museen beschwören die Faszination des Todes. Besonders zu erwähnen wären hier das Bestattungsmuseum in Wien, welches sogar Diamanten aus der Asche von Verstorbenen präsentiert, die weltweit größte Sammlung von Totenmasken einschließlich der von Tolstoi, Puschkin und Dostojewski am Andrijinskyi Uswis in Kiew sowie das Museum des Todes in Hollywood, das in schockierend-drastischer Form zeigt, auf welch unterschiedliche Weise Menschen ihr Leben verlieren können.

Etliche Museen dienen der Darstellung mehr oder weniger bizarrer Aspekte der Medizin. Besonders zu erwähnen wären die Sammlungen auf dem Gelände des Siriraj-Krankenhauses in Bangkok mit einer Übelkeit erregenden Serie von grauenhaften Deformationen, Verletzungen und verstümmelten Leichenteilen, die Zusammenstellung fragwürdiger medizinischer Geräte im Science Museum of Minnesota in St. Paul, die Gehirnsammlung der Yale University in New Haven und das Urologiemuseum in Linthicum (Maryland), welches einen gewaltigen Fundus an Harnsteinen jedweder Größe besitzt.

Ebenso kommen die verschiedenen Aspekte des Religiösen nicht zu kurz. Dafür stehen das Fegefeuermuseum in Rom, das Dschihad-Museum im afghanischen Herat und das Historic Voodoo Museum in New Orleans, in dem sich die Besucher auch von einem Voodoo-Priester die Gedanken lesen lassen können.

Beachtlich ist darüber hinaus die Zahl der Museen, in denen es in irgendeiner Weise um die weniger konventionellen Spielarten der Kunst geht. Erwähnung verdienen hier auf jeden Fall die Collection de l'Art bruit in Lausanne, welche Werke von närrischen Eigenbrötlern oder kriminellen Wahnsinnigen zeigt, das Museum von Gruyères im westschweizerischen Kanton Freiburg mit seiner Exposition der Visionen des Surrealisten Hans Rudolf Giger und das Museum der schlechten Kunst in Boston (Massachusetts). Das Letztgenannte pflegt neun von zehn eingereichten Werken abzulehnen, weil sie noch zu gut seien. Hier gibt es beispielsweise das Bild „Joggender Hund im Hula-Röckchen“ zu sehen.

Das ganze Haus in einem Fahrstuhl
Und so wie pornographische Seiten zu den am häufigsten aufgerufenen im Internet zählen, existieren auch zahllose Museen rund um den Globus, die sich Themen widmen, die eher unter der Gürtellinie angesiedelt sind. Das gilt unter anderem für das Phallus-Museum in Reykjavik, das Museum für Vibratoren in San Francisco, das Oasis Bordello Museum in Wallace (Idaho) und das Leather Archives Museum in Chicago, dessen Thema der Leder-Fetisch der Sado-Maso-Szene ist.

Darüber hinaus existiert eine Gruppe von Museen, die in keinerlei Raster passen. So wie das Victor Wynd Museum of Curiosities in London, in dem der Besucher Fäkalien von Prominenten, benutzte Kondome von Mitgliedern der Rolling Stones und ähnliche „Schätze“ vorfindet. Im vollkommenen Kontrast hierzu steht das Museum der Sauberkeit in Pocatello im US-Bundesstaat Idaho. Eine wiederum ganz andere Klientel sprechen das Museum der zerbrochenen Beziehungen im kroatischen Zagreb und das winzige „mmuseumm“ in einem Lastenfahrstuhl im New Yorker Stadtteil Lower Manhattan an. Letzteres will den Blick der Besucher auf Übersehenes, Verdrängtes und Ignoriertes richten.

Einzigartig ist zudem das Museum der Speerjagd zwischen Robertsdale und Summerdale (Alabama), in dem die zahlreichen Tiere zu sehen sind, die der Stifter Eugene Morris eigenhändig erlegt hat. Und in Portland (Maine) steht das Internationale Museum für Kryptozoologie, das ebenfalls seinesgleichen sucht. Dessen Exponate bieten Hinweise auf Tierarten, von deren Existenz nur schwache beziehungsweise zweifelhafte Belege zeugen, wie im Falle des „Schneemenschen“ Yeti, weshalb sie als „Fabelwesen“ gelten. Aufschlussreich sind darüber hinaus die Ausstellungsobjekte im Postnaturhistorischen Museum von Pittsburgh (Pennsylvania). Hierbei handelt es sich um genmanipulierte Organismen wie einen leuchtenden Fisch, der das Erbgut von biolumineszenten Quallen enthält.

Und dann wäre da noch ein Museum, dessen Ausstellungsstücke ebenso ungewöhnlich sind wie seine Lage. Dies ist das Unterwassermuseum auf dem Meeresgrund vor Kap Tarchankut am westlichen Ende der Krim. Hier hat der Taucher Wladimir Borumenskij 1992 zahllose ausgemusterte Denkmäler sowjetischer Führer zu einer düsteren Allee aufgereiht.


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