11.06.2025

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America First

Trumps China-Zoll-Politik – wird es ein böses Eigentor?

Alles blickt gebannt auf das rasante US-Veränderungstempo, und wie der Präsident mit täglichen Aktionen und Ankündigungen in der Welt Unruhe stiftet

Sverre Gutschmidt
14.03.2025

Kaum ist Donald Trumps erste Rede im US-Kongress zur Lage der Nation mit dem Tenor „Amerika ist zurück“ verklungen, folgt wilder Aktionismus ganz im Stil von „Project 2025“. Bestehende Zölle gegen China verdoppelte Trump von zehn auf 20 Prozent. Seine neuesten Pläne zur Förderung des US-Schiffbaus richten sich noch härter gegen das Reich der Mitte. Den Schiffbau dahin „zurückbringen, wohin er gehört“ ist das Ziel der US-Regierung, also in die USA. Schon seit einer Weile sucht man den technischen Anschluss durch ein Schiffbaubündnis mit Chinas letztem echten Konkurrenten auf dem Weltmarkt – mit Südkorea. Trotz technologischer Hochentwicklung wurde das Land dennoch gerade von China als Schiffbaunation überholt.

Seit 2013 hat China sein globales Netz als die „Neue Seidenstraße“ klammheimlich ausgebaut. Infrastrukturprojekte von Afrika bis in den Vorhof der USA sichern gigantische Bauaufträge und führen dem „globalen Süden“ einen Partner an die Hand, der investiert, ohne moralische oder demokratische Bedingungen. Bis nach Südamerika reicht Chinas langer Arm. Sogar im traditionell für den US-Handel neuralgischen Panama-Kanal investierte Peking in die Infrastruktur, vor allem in Häfen. Sie dienen als Kontroll- und Umschlagplätze an dieser Lebensader des Welthandels. Jetzt hat eine große chinesische Holding aus Hongkong auf Druck der USA ihre Hafenbeteiligungen am Kanal verkauft.

USA baut fünffach teurere Schiffe
Doch das Tempo in Washington offenbart, wie die neue US-Regierung den längst verlorenen wirtschaftlichen Wettbewerb mit China doch noch gewinnen will. Das Vordringen chinesischer Waren in die USA ist schon lange außer Balance. 2024 betrug der gesamte US-Warenhandel mit China rund 582,5 Milliarden US-Dollar, nur 143,6 Milliarden US-Dollar waren US-Exporte in das Reich der Mitte. Waren für rund 439 Milliarden kamen aber von dort in die USA. Ein gigantischer Abzug von Kapital und damit langfristig Wohlstand und Arbeitsplätzen, der das Kernversprechen des amerikanischen Traums angreift. Besonders weil der Trend schon Jahre anhält. Bereinigt man das Bruttoinlandsprodukt der Staaten nach der Kaufkraft, so schnellte die Volksrepublik bereits 2016 an den USA vorbei.

China reagierte auf Trumps Zollpolitik bisher mit Gegenzöllen in Höhe von zehn bis 15 Prozent auf einige landwirtschaftlicher US-Produkte. Kritik fiel noch verhalten aus, denn die Zeit spielt Peking in die Karten. Washington untergrabe das „multilaterale System des Welthandels“, so China. Wie in vielen Branchen aber entscheidet der Preis. Da Neubaupreise für Schiffe in den USA rund fünffach höher sind als in China, steht den USA ein erheblicher finanzieller Einsatz bevor, um die Wettbewerbsfähigkeit auch nur annähernd zu erreichen. Alle Schiffe mit China-Bezug sollen nun zahlen, wenn sie US-Häfen anlaufen. Die maritime Vorherrschaft Chinas soll so gestoppt werden.

US-Zölle schaden den US-Firmen
Der Blick in die für Trumps Pläne so entscheidende Nische offenbart das Dilemma seiner Zoll- und Außenhandelspolitik. Längst lassen nicht nur US-Handelsgiganten in China billig Waren für den heimischen Markt fertigen, auch chinesische Anbieter drängen direkt vor – Temu, Alibaba und andere Internet-Portale unterbieten noch einmal klar die Preise der in China einkaufenden US-Handelsriesen. Doch Trumps Zollpläne als Antwort darauf schaden US-Firmen sogar, weshalb er US-Autobauer von seinen neusten Zöllen gegen Mexiko und Kanada ausnahm. Für die global vernetzten Lieferketten sind die Pläne Gift. Für Medizinprodukte aus China müssen Amerikaner ab sofort teuer bezahlen mit 25 bis 50 Prozent (Kanülen) Aufschlag. Autozölle ab April gegen China in Höhe von 25 Prozent stehen noch an. So schnell wie die neuen Vorgaben kommen, lässt sich die Wirkung kaum berechnen. Und China hat sich auf die angekündigte Zölle vorbereitet, verlagert Standorte in Nachbarländer. Es hat noch keinen Handelskrieg nötig. Die Frage, wann das Maß voll ist, bleibt indes offen. Sicher ist, dass Chinas Waren jetzt umso stärker den Weg nach Europa suchen werden.

Die Zeche zahlen die Kunden
Für die deutsche Schlüsselindustrie, die Autobranche, der ein ganz großer Angriff der neuen chinesischen E-Autos noch bevorsteht, sind das schlechte Zeichen. Im Januar machte die britische, proeuropäische Denkfabrik Centre for European Reform darauf aufmerksam, Deutschland habe am meisten zu verlieren. Der „China-Schock“ steht der hiesigen Wirtschaft noch bevor. Der Druck aus den USA wird nach Europa weitergereicht, was die Exporteure vor die Wahl stellen könnte: China oder die USA. Trumps Zollpolitik könnte so ungewollt ein übler Schuss ins eigene Wirtschafts-Knie werden.


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