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Ein Missionar, der Prügel einstecken musste – Ausstellung über den heiligen Otto in seiner Bischofsstadt Bamberg
Im Jahr 1124 brach der alte Bamberger Bischof Otto (um 1060–1139) zur gefahrvollen Missionsreise nach Pommern auf. Im März 1125 kehrte er wohlbehalten zurück. Das 900. Jubiläum dieser Reise nimmt das Bamberger Diözesanmuseum zum Anlass, uns den 1189 heiliggesprochenen Bischof Otto anhand von 200 Urkunden, liturgischen Geräten, Reliquien und Kunstwerken vorzustellen. Die Schau heißt: „2 x Pommern und zurück.“
Das meiste, was über den heiligen Bischof bekannt ist, entstammt vier Lebensbeschreibungen, die bald nach seinem Tod verfasst wurden. Den vermutlich einer Adelsfamilie von der schwäbischen Alb entstammenden Otto bestimmte Kaiser Heinrich IV. 1097 zum Bauleiter des Doms zu Speyer. Dessen heutiges Aussehen geht auf Otto zurück.
Anno 1102 ernannte ihn Heinrich IV. zum Bischof von Bamberg. Solche Einsetzungen von Herrscherseite waren zwar üblich, aber gegen die Spielregeln. Doch Papst Paschalis II. war nachsichtig und spendete Otto die ersehnte Bischofsweihe. Aber dass Laien Bischöfe ernennen, statt sie vom Domkapitel wählen zu lassen, wollten die Päpste nicht länger durchgehen lassen. So kam es zum Investiturstreit. An dessen Beilegung durch das Wormser Konkordat 1122 wirkte Otto mit. Fortan stand dem Herrscher nur die Belehnung der Bischöfe und Reichsäbte sowie bei unentschiedenem Wahlausgang die entscheidende Stimme zu.
Zum Apostel der Pommern berief ihn der polnische Herzog Boleslaw III. Schiefmund. Der hatte Herzog Wratislaw I. von Pommern unterworfen und sich von ihm versprechen lassen, für die Christianisierung seines heidnischen Volkes zu sorgen. Otto zog mit seinen Geistlichen zunächst an den Hof von Boleslaw, der ihn mit Proviant, Geld und 60 Mann Geleitschutz ausstattete. Dann reiste er weiter zu Wratislaw, um östlich der Oder zu missionieren. Aus den Lebensbeschreibungen geht hervor, dass Otto zwar Prügel einstecken musste, aber nicht den von ihm erhofften Märtyrertod erlitt.
Otto und seine Geistlichen wollten die heidnischen Slawen mit Geschenken und guten Worten bekehren. Aber die Stettiner und nach ihnen die Bevölkerung der anderen Landesteile traten erst zum Christentum über, nachdem ihnen der polnische Herzog Gewalt angedroht hatte. Seine zweite Missionsreise trat Otto 1128 auf Wunsch Herzog Wratislaws an, der die westlich der Oder siedelnden Lutizen unterworfen hatte. Diese versammelten sich auf Usedom und beschlossen in Anwesenheit von Otto und Wratislaw, zum christlichen Glauben überzutreten.
Von Bischof Ottos Missionierungserfolg künden in der Sonderausstellung des Diözesanmuseums unscheinbar kleine, aber beweiskräftige Anhänger in Kreuzform aus dem 12. Jahrhundert, die bei Ausgrabungen zu Tage kamen. Prominentestes Stück aber ist einer der frühesten erhaltenen Abendmahlskelche Pommerns. Dieser im 14. Jahrhundert geschaffene Kelch aus Naugard ist mit den Lettern „OTTO“ versehen. Der verweise laut Ausstellungstext einerseits auf Bischof Otto von Bamberg und andererseits auf die Grafen von Eberstein, die ihren Söhnen gern den Namen des Pommernapostels gaben.
„Ottowein“ für die Gläubigen
Otto selbst werden seit Jahrhunderten einige in Bamberg gehütete Objekte zugeschrieben. Sie sind allerdings zu jung, um tatsächlich aus seinem Besitz stammen zu können. Zu ihnen gehört die aus vergoldetem Kupfer angefertigte Krümme des sogenannten Stabs des heiligen Otto (erste Hälfte 13. Jahrhundert). Sie stellt ein Ungeheuer dar, dessen bogenförmig gekrümmter langer Hals Maria und den Engel der Verkündigung umschließt. Merkwürdigstes Exponat ist der sogenannte Unterkiefer des heiligen Otto. Der zahnlose Knochen weist eine goldene Halterung auf und ist mit Edelsteinen geschmückt. Früher war es Brauch, diese Reliquie in Wein zu tauchen, der sodann als heilkräftiger „Ottowein“ an die Gläubigen ausgegeben wurde.
Über Ottos Missionsreisen erzählen drei von einem namentlich nicht bekannten Künstler 1627/28 auf Holztafeln gemalte Bilder. Die Hauptszene eines der Bilder zeigt heidnische Priester, die Otto nach dem Leben trachten, aber von Gott mit der Erstarrung ihrer Glieder bestraft werden. Das nächste trägt die Unterschrift: „Der hl. Otto ertheilt mit seinen Priestern den Bewohnern Camins die hl. Taufe“. Das letzte Bild bezieht sich auf die zweite Missionsreise: Eine Gesandtschaft Kaiser Lothars ruft Bischof Otto nach Deutschland zurück.
Die drei Tafeln gehören zu einem 28 Bilder umfassenden Otto-Zyklus aus der Kirche des ehemaligen Klosters auf dem Bamberger Michelsberg. In der Krypta der Kirche befindet sich das Hochgrab des heiligen Otto. Seit zwölf Jahren ist die Kirche geschlossen, weil Putz von der Decke gefallen war, was man als Indiz für Einsturzgefahr bewertete. Inzwischen läuft die Generalinstandsetzung der Kirche und der Klostergebäude. Die Wiedereröffnung ist für 2026 vorgesehen.
An der Michaelskirche, dem Dom und weiteren Kirchen Bambergs hat Bischof Otto mitgebaut. Auf ihn gehen die Türme von St. Gangolf zurück. St. Jakob ließ er vollenden. Die Weihe nahm er 1109 vor. Weit jünger ist die „Ottokirche“. Ihre Weihe erfolgte 1914. Vor dieser Kirche steht überlebensgroß der in Stein gehauene Bischof Otto, der uns mit beiden Händen ein Kreuz entgegenhält. Auf dem am Fuße des Dombergs gelegenen Ottoplatz steht eine weitere steinerne Skulptur des heiligen Bischofs. Der von Adam Christ und Philipp Dorsch um 1881 geschaffene Otto reckt ein Kruzifix in die Höhe.
Über dem nördlichen Portal des ehemaligen Klosters auf dem Michelsberg steht die 1743 vom Bildhauer Johann Peter Benkert geschaffene Figur Ottos. Frisch vergoldet blinken seine Insignien: das Metropolitenkreuz und der Bischofsstab. Wie das in Bronze gegossene heilige Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde gehört Otto zum Figurenschmuck des 1880 eingeweihten Maximiliansbrunnens. Der Entwurf stammt vom renommierten Bildhauer Ferdinand von Miller. Der hielt auf historische Treue, wie man am Gewandmuster des heiligen Bischofs und der Krümme sieht, die diejenige des „Stabs“ des heiligen Otto nachahmt.
Bis 20. Mai im Diözesanmuseum Bamberg, Domplatz 5, geöffnet täglich außer mittwochs, Eintritt: 7 Euro
www.dioezesanmuseum-bamberg.de