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Immer wieder muss der US-Außenminister einen Balanceakt für den aktuellen Vizepräsidenten hinlegen, denn beide sehen Russland mit anderen Augen
Im Gezerre um die künftige Ausrichtung der US-Außenpolitik stehen derzeit zwei Männer im Mittelpunkt: Außenminister Marco Rubio und US-Vizepräsident J.D. Vance. Aktuell liefern sie sich einen intensiven Kampf um Einfluss – vor allem in Fragen rund den Umgang mit Putins Russland.
Rubio, der als Außenminister seit Januar im Amt ist, vertritt eine harte Linie gegenüber Moskau. Immer wieder betont er, die brutale Aggression Russlands dürfe nicht mit Nachsicht und Schwäche beantwortet werden. Seine Forderung: Russland müsse mit harten Sanktionen, Unterstützung der Ukraine und unmissverständlicher Solidarisierung mit den demokratischen Ländern Europas zur Verantwortung gezogen werden.
Dem gegenüber steht Vance, der in vielen außenpolitischen Entscheidungen mitmischen will, und dies mit einer teils geradezu russlandfreundlichen Haltung. Während Rubio mit Nachdruck warnt, dass ein Nachgeben gegenüber Russland langfristig westliche Stabilität und Glaubwürdigkeit untergraben könnte, zeigt sich Vance offen für Putins Gedankengut und ist dabei sogar offen für Zugeständnisse gegenüber Moskau. In den US-Medien wie Fox News wird Vance mit einem Kurs assoziiert, der Russland diplomatisch entlasten und geopolitische Realitäten anerkennen will – ein Ansatz, den Kritiker als gefährlich und naiv bezeichnen.
Die diversen Positionen von Rubio und Vance wurzeln dabei in grundverschiedenen Weltbildern und Herkünften. Rubio sieht in Russland nicht einfach nur einen Konkurrenten, sondern eine aggressive Autokratie, die nach eigenen Aussagen demokratische Staaten destabilisieren will. Für ihn ist Klarheit wichtig. Wer einmarschiert und Gewalt anwendet, darf nicht mit Lippenbekenntnissen abgespeist werden. Sein Credo lautet: Diplomatie kann nur funktionieren, wenn es eine glaubwürdige Abschreckung gibt. Zudem ist er als Kind von Exilkubanern, die einst vor dem Kommunismus von Fidel Castro flüchteten, extrem antikommunistisch eingestellt, was damit auch für Russland und seinen Präsidenten gilt, der als Ex-KGB-Agent derzeit sogar den Stalinkult revitalisiert.
Geschäftemacherei vor Anstand
Vance dagegen agiert eiskalt pragmatisch. Er will den Ukrainekrieg möglichst schnell beenden, um daraus – wie auch sein Präsident – wirtschaftliche Vorteile und damit gute Geschäfte zu generieren. Selbst wenn der Preis dafür Zugeständnisse an Putin sind. Für ihn steht politische Stabilität, wirtschaftliches Interesse sowie eine schnelle Rückkehr zur „Normalität“ ganz oben auf der Agenda. Zudem verhehlt er nicht eine gewisse Bewunderung für den kompromisslosen Diktator Russlands. Denn Vance ist aufgrund seiner Herkunft auf Härte, die ohne große Diplomatie auskommt, auf Kompromisslosigkeit und Durchsetzungskraft des eigenen Willens gepolt. Putins Wirken spiegelt daher seine eigene Position und Denkweise wider.
Signale der Schwäche
All das wird derzeit auch im Rahmen der Verhandlungen um mögliche Friedensgespräche im Ukraine-Konflikt deutlich. Während Vance und sein Lager versuchten, einen Plan durchzusetzen, der Russland sehr weit entgegenkommt, intervenierte Rubio vehement: Er warnte, das vorgelegte Konzept sei kaum mehr als eine dreiste Wunschliste Moskaus. Zudem drohte er mehrfach an, die USA könnten sich aus Vermittlungsversuchen zurückziehen, sollten die Russen nicht ernsthafte Kompromissbereitschaft zeigen.
Sein skeptischer, entschlossener Kurs gegenüber Russland erscheint vielen heute als einzig machbarer Weg: Denn Russland hat mit seinem Angriff auf die Ukraine bewiesen, dass es Völkerrecht und nationale Souveränität nicht respektiert. Zugeständnisse könnten daher als Schwäche gewertet werden. Für Rubio wäre es zudem ein Verrat am Opferland Ukraine und ginge mit einer Destabilisierung Europas einher. Zusätzlich würden die USA an Glaubwürdigkeit verlieren, wenn sie ihre Werte für kurzfristige „Friedenserfolge“ verraten. Gerade für ein Land, das sich als Garant liberaler Ordnung versteht, wäre das ein strategischer Fehler.
Doch ist der Konflikt zwischen Rubio und Vance inzwischen sogar symptomatisch für ein tieferes Ringen innerhalb der Republikanischen Partei. Auf der einen Seite stehen Trump-treue Pragmatiker, die, oft aus wirtschaftlichen Beweggründen, zu Kompromissen mit autoritären Mächten wie Russland bereit sind. Auf der anderen Seite stehen Parteimitglieder, die Werte wie Demokratie oder Menschenrechte weit über geopolitische Opportunität stellen. In dieser Zerrissenheit zeigt sich das Dilemma: Für schnelle Lösungen mag der gefühlt schmutzige Weg von Vance verlockend sein. Doch wer an Verantwortung und Prinzipien glaubt, der sieht in Rubios Kurs die einzige Option, um Glaubwürdigkeit, moralische Integrität und langfristige Sicherheit zu wahren.
Angesichts der russischen Aggressionen gibt es also gute Gründe, warum Rubio mit seiner eher harten Linie richtig liegen könnte. Milde gegenüber Putin, trotz eventuell kurzfristiger Wirksamkeit, ist keine Stärke, sondern strategische Kurzsichtigkeit. Es wird sich zeigen, welche Richtung die USA tatsächlich einschlagen. Für Europa und die demokratische Welt wäre ein kompromissloses Bekenntnis zu Freiheit und Recht aber wohl die einzige vertrauenswürdige Option.