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Flaute im Berlin-Tourismus: Schwindende Kaufkraft trifft auf steigende Steuerlast
Unsere Schwerindustrie ist der Tourismus“, erklärte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) vor gut einem Jahr. Mit einem jährlichen Umsatz von mehr als elf Milliarden Euro und 235.000 Vollzeitbeschäftigten ist die Tourismusbranche tatsächlich ein Jobmotor und ein wichtiges Standbein der Berliner Wirtschaft.
Dementsprechend ist die öffentliche Wirkung, wenn die Zahl von Gästen und Übernachtungen nicht mehr zulegt, sondern zurückgeht. Genau dies ist im Berlin-Tourismus im ersten Halbjahr 2025 passiert: Die Zahl der Reisenden aus dem Bundesgebiet lag mit einem Minus von 0,3 Prozent noch halbwegs auf dem Niveau des Vorjahres. Die Menge ausländischer Gäste ging allerdings sehr deutlich zurück. Aus dem Ausland reisten 2,1 Millionen Gäste mit 5,6 Millionen Übernachtungen an die Spree – ein Minus von 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Auslastung der Hotels lag insgesamt nur bei 52,8 Prozent: „Fast jedes zweite Bett blieb also frei“, so die „Wirtschaftswoche“.
Bundesweit lag der Tourismus in der ersten Jahreshälfte dagegen bei Gästezahlen und Übernachtungen auf Rekordkurs. Für das gute Geschäft haben vor allem inländische Gäste gesorgt. Urlaub im eigenen Land ist offenbar stärker gefragt als in früheren Zeiten. Mit ins Bild gehört allerdings auch eine andere Zahl: Im ersten Halbjahr 2025 konnten sich etwa neun Prozent der Deutschen gar keine Urlaubsreise leisten.
„City Tax“ macht Urlaub teurer
Im Fall der deutschen Hauptstadt ist mittlerweile die Suche nach Gründen angelaufen, warum das Reiseziel Berlin nicht mehr Gäste angezogen hat. Christian Tänzler, Pressesprecher von visitBerlin, sieht in der Kaufzurückhaltung der einheimischen Urlauber einen Hauptgrund für die schwache Entwicklung im Tourismusgeschäft: „Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist nicht so gut“, so Tänzler. Nach seiner Einschätzung sind deutsche Touristen „sehr preissensibel“. Im Fokus steht der Jahresurlaub, während derzeit eher an Zweit- und Drittreisen gespart werde. Berlin war bislang ein klassisches Ziel für solche Kurzreisen zusätzlich zum Haupturlaub.
Auch Christian Andresen, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Berlin, weist auf eine spürbare Konsumzurückhaltung von Gästen als Folge der lahmenden Konjunktur hin: „Viele Menschen müssen den Gürtel enger schnallen; spontane Restaurantbesuche oder Wochenendtrips werden seltener.“ Andresen erklärt den Rückgang so: „Wenn man davon ausgeht, dass Reisende über ein festes Budget verfügen, bleibt bei spürbaren Teuerungen am Ende weniger Spielraum für Ausgaben in Gastronomie, Kultur oder Handel.“ Hotels und Gastronomie selbst bekommen laut dem Dehoga-Chef die massiv gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise, hohe Personalkosten und teils erhebliche Steigerungen bei Mieten und Pachten zu spüren.
Der Berliner IHK-Vizepräsident Robert Rückel nennt die 2014 vom damaligen rot-roten Senat eingeführte Übernachtungssteuer als ein weiteres Wettbewerbshemmnis: „Wir müssen die Preise im Blick behalten – nicht nur Flüge sind deutlich teurer geworden, sondern auch Attraktionen, Gaststätten und Hotels, nicht zuletzt durch die City Tax“, beklagt Rückel
Hoteliers und Gastronomen nennen oft auch den Hauptstadtflughafen BER als eine der Ursachen der Flaute im Berlin-Tourismus. Eddie Wilson, Chef der irischen Fluglinie Ryanair, nannte die Kosten für den Luftverkehr in Deutschland und insbesondere am Berliner Flughafen vor Kurzem sogar „skandalös hoch“. Als Folge bleibe der BER weit hinter seinen Möglichkeiten zurück, während andere Flughäfen boomten, so Wilson.
Luftverkehrsteuer belastet BER
Laut Jens Bischof, dem Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, haben sich die seit 2019 staatlich veranlassten Kosten im hiesigen Luftverkehr mehr als verdoppelt. Als Folge würden „die Airlines einen großen Bogen um Deutschland machen“. Die hiesige Luftverkehrsteuer sowie auch die Luftsicherheits- und Flugsicherungsgebühren sind auch aus Sicht des Flughafenverbandes ADV „ein klarer Wettbewerbsnachteil gegenüber europäischen Nachbarstandorten“. Wie Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes, erklärt, sind diese Abgaben „im EU-Vergleich Spitzenreiter und haben sich in den vergangenen Jahren teils verdreifacht“.
Im Koalitionsvertrag haben Unionsparteien und SPD eigentlich eine Senkung der erst im Mai 2024 erhöhten Luftverkehrsteuer angekündigt. Allerdings scheint dieses Vorhaben angesichts der Finanzlage des Bundes zunächst einmal verschoben. Der jüngste Haushaltsentwurf von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) sieht zumindest keine Senkung der Luftverkehrsteuer vor.