Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Der russische Lungenfacharzt Iwan Skobej plant, Biographien verdienstvoller ostpreußischer Ärzte zu veröffentlichen
Iwan Skobej wurde 1983 in Königsberg als Sohn eines Offiziers geboren. Er ist Arzt und Mitglied des Klubs der Lokalhistoriker des Königsberger Gebiets. Er ist Absolvent des medizinischen Instituts der Baltischen Föderalen Immanuel-Kant-Universität (BFU). Neben seinem Beruf als Arzt beschäftigt er sich seit mehr als zwölf Jahren auch mit der Geschichte Königsbergs und Ostpreußens. Er ist Autor der Bücher „Medizinisches Königsberg“ und „Medizin Ostpreußens“, erschienen 2021 und 2024.
In seinen Büchern recherchiert er die Geschichte verlorener alter Gebäude und die Geschichten von Menschen, die einst die moderne Medizin schufen. Sein erstes Buch „Medizinisches Königsberg“ hatte 272 Seiten. Drei Jahre später hat er ein neues, fast 500-seitiges Buch veröffentlicht: die „Medizin Ostpreußens“.
Alles begann mit einer Liebe zur Straßenbahn, sagte Skobej der Zeitung „Neues Königsberg“: „Meinen ersten Artikel schrieb ich über die Königsberger Straßenbahn, sie gefiel mir sehr gut.“ Als Sanitätsarzt war er viel in der Region unterwegs und bewunderte immer wieder den einzigartigen Stil alter Gebäude. So verliebte er sich in die Architektur des Königsberger Jugendstils und des Bauhauses. Mit der Zeit überwog das berufliche das rein lokalgeschichtliche Interesse. So begann er die Medizingeschichte der Region zu studieren und aufzuschreiben.
Seine erste persönliche Entdeckung waren zwei Büstenmedaillons an der Fassade des Gebäudes der chirurgischen Klinik, des ehemaligen „Hafenkrankenhauses“ oder „Wodnikow-Krankenhauses“ in der Drummstraße [Bolnichnaja ul.]. Er fragte sich, wem sie gewidmet waren. „Wie groß war mein Erstaunen, als ich erfuhr, dass der in Königsberg geborene Johann Friedrich Dieffenbach (1792–1847), der berühmte Chirurg und Begründer der plastischen Chirurgie in Ostpreußen, dort arbeitete. Er führte bereits Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten plastischen Operationen durch“, so Skobej. An der Albertina-Fakultätsklinik behandelte Dieffenbach erfolgreich Nasen nach heimtückischer Syphilis, aber auch Lippen, Wangen, Augenlider und Ohrläppchen.
Der legendäre russische Chirurg Nikolaj Pirogow, Pionier der Feldmedizin, praktizierte bei dem Königsberger Meister in Berlin. Er war einer der ersten deutschen Anwender der Äthernarkose am Menschen, nachdem er, gemäß einer Auflage durch den preußischen König, diese zunächst an einem Bären erprobt hatte.
Das „goldene Zeitalter“ der Medizin
Skobejs neuestes Buch entstand in den Fluren der Königsberger Krankenhäuser, von denen einige noch in schönen Vorkriegsgebäuden untergebracht sind. Medizinische Gebäude in Preußen wurden wie staatliche Verwaltungsgebäude errichtet – aus rotem Klinker mit schönen Leisten und Ornamenten. Sie fielen äußerlich auf und hatten eine durchdachte und logische Anordnung. Sie waren so gebaut, dass das Tageslicht die Krankenstationen bei Bedarf beleuchtete oder wärmte. Es gab ein spezielles Belüftungssystem, durch das Patienten mit Infektionen von bedingt Gesunden getrennt blieben. In Russland gab es dies erst im 20. Jahrhundert.
„Das Buch ‚Medizin in Ostpreußen' erzählt von Ärzten und von Epidemien“, sagt der Autor, „es gibt auch ein Kapitel ,Die russische Spur in der Medizin des Königsberger Gebiets' und über die Ärzte des Deutschen Ordens. Die Zeit des 18./19. Jahrhunderts war für die Albertina und ihre medizinische Fakultät eine ,goldene Zeit'. In dieser Zeit wurden viele wissenschaftliche Entdeckungen gemacht und die meisten medizinischen Kliniken gebaut.“
Derzeit befindet sich Skobej, wie er es ausdrückt, in einem kreativen Urlaub. Auf einer Warteliste stehen noch 120 neue Biographien von Ärzten und Wissenschaftlern. Dazu gehört auch Oskar Minkowski, der als der „Großvater“ des Insulins gilt. Er arbeitete am Albertina-Institut für Pathologie und der Klinik für Innere Medizin. Eine seiner berühmtesten Leistungen war der experimentelle Nachweis der Entstehung von Diabetes mellitus nach vollständiger Entfernung der Bauchspeicheldrüse.
„Unsere Zeitgenossen und künftige Generationen sollten die Königsberger Ärzte und Wissenschaftler kennen, die einen großen Beitrag zur Weltgeschichte der Medizin geleistet haben“, resümiert Skobej.