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„Habitus des Strukturendurchschauers und Welterklärers“: Robert Habeck
Bild: imago/Political-Moments„Habitus des Strukturendurchschauers und Welterklärers“: Robert Habeck

Das Scheitern eines Hochstaplers

Der Abgang von Robert Habeck von der politischen Bühne macht die substantielle Leere sichtbar, die das grüne Gesellschaftsexperiment hinterlässt. Anmerkungen zum Ende einer Posse, die letztlich nie mehr war als hohle Inszenierung

Holger Fuß
04.09.2025

Wer in der vergangenen Woche den Auftritt von Robert Habeck in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ verfolgt hat, wird nicht ohne Beklommenheit zur Kenntnis genommen haben, welch ein intellektueller Hochstapler die Grünen in ihre derzeitige Bedeutungslosigkeit geführt hat. Der abgewählte Vizekanzler der Ampelregierung und Bundeswirtschaftsminister hatte zwei Tage zuvor seinen Abschied aus der Politik bekannt gegeben. Bei „Lanz“ rechtfertigte er nun die Rückgabe seines Bundestagsmandats und das Enttäuschen seiner Wähler.

Er habe „Bündniskanzler“ werden wollen, Europa von Deutschland aus „dienend führen“ hin zu einer souveränen Macht zwischen USA und China. Allerdings scheiterte sein Kanzlerwahlkampf an schwachen 11,6 Prozent für die Grünen. Dadurch sei sein „politisches Angebot“, das seine „politische Identität ausgemacht“ habe, „in eine Sackgasse geraten“. Hier schwurbelte ein politischer Verlierer, seufzte und stockte immer wieder, und versuchte mit zuckrigen Worten der simplen Tatsache Tiefgang zu verleihen, dass er sich im Angesicht seines selbstgeschaffenen Trümmerfeldes fühlt wie ein Ertrinkender auf hoher See.

Absturz aus Prestige und Privilegien
Im Interview mit der Tageszeitung „taz“ hatte Habeck zuvor bereits das verräterische Bild bemüht, er wolle nicht künftig im Bundestag „wie ein Gespenst über die Flure laufen und sagen: Früher war ich mal Vizekanzler, erinnert ihr euch?“ Deutlicher kann einer gar nicht herausschreien, dass ihn der eigene Absturz aus Prestige und Privilegien im Innersten erschüttert hat. Da der 56-jährige promovierte Literaturwissenschaftler geübt darin ist, sein Gemütsleben zu abstrahieren, vernünftelt er sich auch hier in einen Überbau und schwadroniert über seine Zukunft: „Ich will eine neue Geschichte. Dafür muss ich einen anderen als den erwartbaren Weg gehen. Dafür muss ich einen Raum aufstoßen, um dann nochmal neue Beiträge leisten zu können. Und deshalb gehe ich jetzt raus.“

Der frühere Kinderbuchautor kann natürlich auch poetisch: „Ich gehe jetzt komplett ins Offene und lasse die Leinen los. Und ich merke, wie ich wieder Luft unter die Flügel bekomme. Ich merke, dass ich eine Neugier zurückgewinne. Wohin mich der Weg durchs Offene führt, weiß ich nicht.“

Das ist der Robert Habeck, wie ihn seine Anhänger lieben. Mit strubbeligem Haar und schnoddrigem Gestus brachte er all das, was Akademiker vermissen, wenn sie von ihren Büchern aufschauen, in die Politik: Ästhetik, Nachdenklichkeit und Zweifel. Oder zumindest den Anschein davon. Das links-affine und popkulturell durchtönte Bürgertum will auch nicht wirkliche Veränderungen seines Lebensstils, sondern nur das unablässige Raunen darüber – das wohltuende Schimpfen auf Kapitalismus und Ungerechtigkeit, bei Einhaltung intensiven Konsums, fair gehandelt fürs gute Gewissen. Die grüne Welt ist ein Als-ob-Milieu, das am liebsten um sich selber kreist.

In dieser Sphäre der ideologisch grundierten Aggressionsgehemmtheit eskaliert gestauter Frust gern auf dem Wege der Schmähung politischer Widersacher. Auch Habeck hat sich nicht so gut im Griff, wie er es entsprechend seinem Selbstbild gerne hätte. Im „taz“-Interview pöbelt er Richtung CSU: „Dieses fetischhafte Wurstgefresse von Markus Söder ist ja keine Politik. Und es erfüllt dennoch einen Zweck. Es lenkt ab von den Gründen, die Menschen haben können, sich nicht gesehen und nicht mitgenommen zu fühlen.“ Auch die Bundestagspräsidentin bleibt nicht verschont: „Ich kenne Frau Klöckner schon lange. Sie war noch nie in der Lage, Dinge zusammenzuführen. Sie hat immer nur polarisiert, polemisiert und gespalten. Insofern war von Anfang an klar, dass sie eine Fehlbesetzung ist. Inzwischen sagen selbst Leute aus der Union, dass Merz sie nur zur Präsidentin gemacht hat, um sie von einem Ministerposten fernzuhalten, auf dem sie noch mehr Schaden anrichtet.“

Als hastig angelesene Sachkenntnis auf grandiose Wahnvorstellungen traf
Was Habeck über Julia Klöckner sagt, könnten wir auch als eine unbewusste Selbstbeschreibung deuten. Denn schon bald nach Ernennung zum Bundeswirtschaftsminister wurde offensichtlich, wie wenig der Geisteswissenschaftler Habeck von Ökonomie verstand und wie verheerend die Klimatransformationsideologen in seinem Beraterkreis wirksam wurden. Das Debakel mit dem Wärmepumpen-Gesetz, seine inhaltlichen Aussetzer bei TV-Auftritten zur Pendlerpauschale oder zu Firmeninsolvenzen waren entlarvend für seine hastig angelesene Sachkenntnis, die jedoch ohne Tiefgang war und ihn deshalb auch keine substantiell tragfähigen Perspektiven für die Volkswirtschaft entwickeln ließ.

Als Annalena Baerbock ihrem Co-Parteichef Habeck im Frühjahr 2021 die Kanzlerkandidatur der Grünen wegschnappte und anschließend in Talkshows verkündete, nichts zu können, aber im Kanzleramt ganz schnell zu lernen, da erkannten sich im Publikum all jene wieder, die auch nichts konnten und gewohnt waren, sich immerzu durchzuwursteln. Mit dieser Technik des irgendwie Durchmogelns hat die notorisch überforderte Kanzlerin Angela Merkel 16 Jahre lang das Land und die politische Klasse geprägt. Seither ist der quotengetriebene Durchschnittsbegabte das Grundmodell im politisch-medialen Komplex.

Habeck wurde stets als etwas Besonderes gehandelt. Als er in den Nullerjahren mit der Politik begann, galt er schnell als junger wilder Prinz von der Ostseeküste und als schleswig-holsteinischer Landesminister bald als Hoffnung der gesamten grünen Partei. Er wurde zum Liebling der Journalisten, weil er die Tarnkappensprache anderer Politiker vermied, für die Frauen wurde er zur Sehnsuchtsgestalt, weil er aus aller Graumäusigkeit herausragte, und für Männer war er der zeitgemäße Nachfolger des maskulinen Idols Gerhard Schröder.

Mit seinem Habitus des Strukturendurchschauers und Welterklärers kann Habeck als Exponent eines postmodernen Bullerbüs gelten. Nirgendwo mehr als bei den Grünen ist die Wahnvorstellung verbreitet, die Wirklichkeit auf ein menschliches Maß schrumpfen und übermenschliche Dimensionen wie das Klima unter menschliche Kontrolle bringen zu können. Der Typus Habeck kennt keine Demut, nichts wovor er zu knien bereit ist. Allenfalls instrumentalisiert er die Demutspose, um sich gefällig zu spreizen.

Die autoritäre Kehrseite eines scheinbaren Kuschelidylls
Und wenn Markus Söder mit seinen Wurstfuttereien in den sozialen Medien angeblich von politischen Themen ablenkt, dann verschleiert Habecks fortwährendes infantiles und pseudofamiliäres Geduze in sozialen Medien, dass seine Partei einer intrigant brodelnden Giftmülltonne gleicht, in der schon mal ein Berliner Bundestagskandidat wie Stefan Gelbhaar durch fingierte Vorwürfe der sexuellen Belästigung eiskalt aus dem Rennen geworfen wurde.

Überhaupt hat der nahbare Kuschel-Leumund des Robert Habeck spätestens seit seiner Strafanzeige gegen einen 64-jährigen Mann aus Unterfranken Risse bekommen, der es gewagt hatte, eine Bilddatei im Internet hochzuladen mit einem Foto Habecks und der Unterzeile „Schwachkopf Professional“. Als bei dem Beschuldigten sogar eine polizeiliche Hausdurchsuchung stattfand, wurde die autoritäre Kehrseite der sanft konzipierten grünen Transformationsrepublik sichtbar. Da kann sich Habeck noch so eindringlich als Verteidiger der liberalen Demokratie aufplustern – wenn einer anderer Meinung ist, versteht er keinen Spaß.

Das wurde auch beim Talk mit Lanz spürbar, als Habeck unfreiwillig seine Schwierigkeiten mit dem Parlamentarismus offenlegte. Die parlamentarische Kontrolle der Regierung bezeichnete er als „Verzerrung der politischen Möglichkeiten“. Stattdessen wünsche er sich das Bundeskabinett als „verschworene Gemeinschaft“, die sich für vier Jahre vom Gängelband der Fraktionen freimacht. Was Habeck hier andeutet, ist der Wille zum Durchregieren, strukturell nicht anders, als es in den USA der ihm verhasste Donald Trump macht. Mithin bringt Habeck den despotischen Glutkern der grünen Bevormundungspartei ans Licht. Der Begriff Demokratie ist für Grüne zum Codewort des Durchsetzens der eigenen Agenda verkommen.

Bestätigung eines Scheiterns
Zweifellos ist die tyrannische Wesensart ein Ausdruck von Unsouveränität und Selbstüberschätzung. Die intellektuelle Diskurshoheit ist dem links-grünen Lager längst abhandengekommen, Linke und Grüne stehen im gegenwärtigen Kulturkampf argumentativ so blank da, dass sie mitunter sogar bestreiten, dass es einen Kulturkampf überhaupt gibt. Die Brandmauer zur AfD ist eben auch ein Abwehrbauwerk gegen die nichtlinke Mehrheit im Lande, damit sich diesseits im Minderheiten-Lager eine grüne Deutungshegemonie am Leben halten kann.

Programmatisch ist die Hegemonie von Links und Grün in den Ampel-Jahren gescheitert. Habecks Abgang bekräftigt dieses Scheitern nur noch einmal. Die woke Kulturrevolution, die Versessenheit auf Migrationsbewegungen über offene Grenzen, die feministische Außenpolitik, die Klima-Obsession, die Ignoranz gegenüber innovativer Nukleartechnologien, das Selbstbestimmungsgesetz und der Kampf gegen die Heteronormativität – all das hat zu Chaos und Gewalt im Lande geführt. Dass eine Partei, die mit „Nie wieder!“ ihren „Kampf gegen Rechts“ führt, im Ergebnis einen neuen Judenhass auf deutschen Straßen mit entfesselt hat, zeigt das tragische Ausmaß des grünen Scheiterns.

Von Robert Habeck wird mäanderndes Geschwätz bleiben. Hochmut, der nach Worten sucht. Er, sagt Habeck, habe in Deutschland eine „bestimmte politische Kultur“ prägen wollen. Darunter geht bei ihm eben nichts. „Bündniskanzler“ habe er werden wollen. Bundeskanzler war Habeck nicht fein genug. Leider sei ihm dies aufgrund ungenügender Wahlergebnisse nicht möglich gewesen. Aber vielleicht könne er ja das Land „bereichernd befeuern“, in dem er rausgeht aus der Politik. Nun will er erstmal an Universitäten in Dänemark und in den USA „forschen, lehren und lernen“. Und bestimmt wird er schon bald wieder alles besser wissen.

Holger Fuß ist freier Autor und schreibt regelmäßig für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften über das Zeitgeschehen. 2019 erschien „Vielleicht will die SPD gar nicht, dass es sie gibt“ (FinanzBuch Verlag). www.m-vg.de/finanzbuchverlag 


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Kommentare

Kersti Wolnow am 04.09.25, 06:49 Uhr

Woher die grüne Partei stammt, weiß mittlerweile jeder, eine Bwegung, die unsere Erde lebenswerter machen sollte mit Abkehr von Gier und Profit und Schadstoffen für Mensch und Tier, allen voran der Abschaffung von Plastik. Mit der FRankfurter Schule zogen dann gehirngewaschene Marxisten ein und verdrängten mit Joseph Fischer die Gründerväter. Damit begann der Niedergang der politischen Landschaft in der bRD. Der Schnoddrige Fischer mit Turnschuhen und die bidungsferne Claudia Roth zeigten schon in den 80ern die hohle Substanz der Grünen. Es begann also nicht erst bei Habeck, es war schon immer so, weil es wohl auch so angedacht war. Ich habe die Grünen nie gewählt, jetzt wähle ich gar nicht mehr, weil die bRD nicht souverän ist, da hat der Habeck zum Teil schn recht.

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