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Historischer Roman

Publizistische Kettensäge

Ulf Poschardt, Herausgeber der „Welt“, fordert in seinem Buch „Shitbürgertum“ den Aufstand Konservativer gegen die Links-Grünen Moraleliten

Ansgar Lange
02.09.2025

Ulf Poschardt ist ein Publizist, der eher mit dem Säbel als mit dem Florett ficht. Der Herausgeber der Tageszeitung „Die Welt“ betreibt Journalismus als Kampfsport. Da er dies von einer konservativ-liberalen beziehungsweise libertären Warte aus unternimmt, wirkt dies im eher links und grün angehauchten Medieneinerlei durchaus erfrischend. Seine Kommentare sind meinungsstark und nie langweilig. Liebhaber beglückt sein Werk „Shitbürgertum“ mit dem typischen Poschardt-Sound. Der Autor geht immer voll zur Sache. Ein Leitartikel gewinnt, wenn er möglichst klar und eindeutig formuliert ist. Bei einem Buch von knapp
180 Seiten wünscht man sich hingegen ab und an etwas mehr Differenzierung.

Poschardts These lautet: Links-grüne Moraleliten, die sich ihre gute Gesinnung zumeist finanziell leisten können, haben in Deutschland die Macht übernommen. Der Staat ist verbeamtet und verfettet. „Deshalb braucht Deutschland die ‚Kettensäge'“, so Poschardt. Der Staat wird zudem immer übergriffiger: „Wer einen Politiker beleidigt, wird härter bestraft als jemand, der seine übrigen Mitbürger beleidigt.“ Friedrich Merz nehme den Kulturkampf mit der Morallinken nicht auf und sei zu kraftlos, um deren kulturelle Dominanz zu brechen. Poschardts Forderung: Das „Nicht-Shitbürgertum“ müsse jetzt aus seiner Bequemlichkeit ausbrechen und das „Shitbürgertum“ abräumen.

Hier stellt sich die Frage: Wer soll diesen Job denn konkret politisch übernehmen? Der Autor begeistert sich an Elon Musk und dem argentinischen Präsidenten Javier Milei. Aber wo finden sich in Deutschland solche Persönlichkeiten, die zur sprichwörtlichen Kettensäge greifen könnten? Die FDP befindet sich unterhalb der Wahrnehmungsschwelle, die CDU ist laut Poschardt ebenfalls zum „Shitbürgertum“ übergelaufen, die AfD darf politisch nicht mitspielen: Wer kann also politisch die Aufgabe übernehmen, die kulturelle Macht eines eher grün und links tickenden Bürgertums zu brechen?

„Shitbürgertum“ ist ein meinungsstarkes Buch, welches durchaus den Finger in die Wunden legt. Es ist eher eine Bestandsaufnahme und keine Gebrauchsanweisung, wie Veränderungen realistisch auf den Weg gebracht werden können. Bisweilen hat man den Eindruck, dass sich Poschardt an seinen eigenen Formulierungen berauscht. Auch wenn es langweilig klingen mag: Deutschland ist ein auf Konsens angelegtes Land. Die Kettensäge eignet sich eher für Forst- und Gartenarbeiten und weniger für den politischen Betrieb.


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