Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Ein Kartäuserkloster, das eine „Sintflut“ überstand und über das es wenig Informationen gibt
Die pommerschen Klöster haben dem Land am Meer eine wesentliche Prägung gegeben. Ob Augustiner, Benediktiner, Zisterzienser, Franziskaner, Dominikaner oder Kartäuser. Die Ordensbrüder sorgten bis zur Reformation für tiefgreifende Veränderungen und damit für die Entwicklung der uns heute vertrauten Kulturlandschaft Pommerns an Peene, Persante oder Wipper.
Zu den Klostergründungen, die durch pommersche Landesherren gefördert wurden, zählte auch ein heute weitgehend unbekanntes Kloster: Die Kartause Marienkron. Die Vorgeschichte reicht auf den 29. November 1394 zurück, als die pommersche Herzogin Adelheid mit ihrem Stiefsohn Wartislaw VII. sowie ihren Söhnen Bogislaw VIII. und Barnim V. das Kartäuserkloster auf der Feldmark des Dorfes Körlin gründete.
Die Kartäuser, Mönche eines römisch-katholischen Ordens, den 1084 der Heiligen Bruno von Köln mit sechs Gefährten in einer einsamen Gebirgsgegend bei Grenoble (Frankreich) begründet hatte – dort gilt es als Mutterkloster –, begannen umgehend ihr Aufbauwerk. Es kam allerdings nach dem Tod Adelheids und Wartislaws rasch ins Stocken. Adelheids Söhne verlegten das Kloster 1407 nach Rügenwalde.
Als „domus Corone Maria in Pomerania“ kam es südwestlich Rügenwaldes zum Aufbau der Kartause. Es war eine öde und feuchte Niederung direkt an einem Höhenzug, dessen höchste Erhebung später Fuchsberg genannt wurde. Das Areal wurde dazu mit Gräben, unter anderem dem Gardgraben trockengelegt. 1412 erfolgte die endgültige Aufnahme von Marienkron in den Orden der Kartäuser.
Gut durchdacht war dieser Standort sicher nicht. Denn als am 15. September 1497 ein Orkan über die Ostsee fegte und haushohe Wellen das Küstenland fluteten, wurden nicht nur Mensch, Tier und Gut zur Kartause gespült, sondern auch Schiffe hatten sich aus dem nördlich gelegenen Münde losgerissen und strandeten nun am Kloster, ein Ereignis gleich einer Sintflut.
Die eigentliche Klosteranlage bestand aus der zentralen Kirche und dem Hauptgebäude mit Remter, wo man zum Essen und Beten zusammenkam, sowie der Bibliothek. Sie erstreckte sich auf einer rechteckigen Fläche von 47 mal 42 Ruten Länge – auf insgesamt sieben pommerschen Morgen = 6550 Quadratmeter. Umgeben war das Kloster von einem Graben, versehen mit einer darüber führenden Brücke, der Zugang gesichert durch ein Tor.
Der Fleischgenuss war den Kartäusern übrigens verboten, während Fisch – gebraten, gekocht oder geräuchert – ebenso auf den Tisch kam wie Brot, Butter, Käse oder Mehlspeisen. Die Mönche aßen dabei von hölzernen und zinnernen Tellern, doch statt der Hände nutzten sie dazu Löffel, Messer und Gabel. Bier, selbst gebraut oder aus Rügenwalde, Stargard und Stolp herbeigeschafft, rundete ihr Mahl ab. Die Mönche selbst wohnten, entsprechend den Ordensregeln, getrennt in kleinen Einsiedeleien am Kreuzgang, die über kleine Schlaf- und Arbeitskammern sowie eine Kochgelegenheit verfügten, auch Kartausen genannt. In deren Umfeld waren sogar Gärten mit Obstbäumen und Gemüsebeeten angelegt. Zur Klosteranlage gehörten auch mehrere Wirtschaftsgebäude, Ställe und Scheunen.
Neben Marienkron bei Rügenwalde gab es in Pommern auch die Kartausen Gottesfriede in Schivelbein und Gottesgnade in Stettin. Sie alle verband neben den drei allgemeinen Mönchsgelübden – Armut, Keuschheit und Gehorsam – noch ein Schweigegelübde. Ihr Alltag in immerwährendem Stillschweigen durfte somit nur in Notfällen, zu frommen Unterredungen am Sonntag und festgelegten Treffen unterbrochen werden.
Wer damals in die Kartause kam, um Priester zu werden, musste sich einer fünfjährigen Probezeit stellen. Laienbrüder waren angehalten, eine höhere Bildung nachzuweisen. Man unterschied zwischen Conversi, Bekehrten, und Donati, die sich mit allem „was sie sind und haben, dem Kloster hingeben“. Eingehüllt in ein rauwollenes Gewand auf bloßem Körper verrichteten sie Hausarbeiten und Handwerk, unterstützt durch Klosterknechte.
Abschließend sei noch auf den Reichtum des Klosters Marienkron in Rügenwalde eingegangen. Dieser hat sich stetig vermehrt, sodass fast der ganze Adel der Kreise Schlawe und Stolp bei ihnen verschuldet war. In dem Schuldbuch der Mönche fanden sich bekannte Familien. Da der Adel seinen Verpflichtungen nicht immer nachkam, waren Prozesse die Folge. Zu diesen kam es, als 1535, nach Einführung der Reformation durch Johannes Bugenhagen, die pommerschen Herzöge das Erbe der Kartäusermönche antraten. Das Kloster existiert nicht mehr.