12.05.2025

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Friedrich der Weise: Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren aus dem Jahre 1532
Bild: imago/ArtokoloroFriedrich der Weise: Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren aus dem Jahre 1532

Friedrich der Weise

Nicht nur Luthers Beschützer vor Papst und Kaiser

Der vor 500 Jahren gestorbene Kurfürst von Sachsen ist auch als Auftraggeber berühmter Künstler in Erinnerung geblieben

Veit-Mario Thiede
03.05.2025

Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen (1463–1525) ist durch seinen Hofmaler Lucas Cranach den Älteren und dessen Werkstatt in zahlreichen Bildnissen verewigten worden. Zu vielen davon bildet ein Porträt seines an der Regierung beteiligten Bruders Johann des Beständigen (1468–1532) das Gegenstück. Am 5. Mai 1525 starb Friedrich in seinem Jagdschloss Lochau bei Wittenberg. An dessen Stelle steht seit 1575 Schloss Annaburg. In Wittenbergs Schlosskirche ist er wie sein Bruder Johann, Luther und Philipp Melanchthon bestattet.

Der deutsche Profan- und Kirchenhistoriker Armin Kohnle hat vergangenes Jahr über Friedrich den Weisen die erste Biographie seit vierzig Jahren verfasst. Der Biograf ist Lehrstuhlinhaber an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig. Seine auf das Wesentliche konzentrierte Darstellung stützt sich auf neu erschlossenes Quellenmaterial. Kohnle präsentiert den Kurfürsten als friedliebenden und bedachtsam vorgehenden Landesvater, der 1519 die Wahl zum Kaiser mit Hinweis auf sein Alter nicht annahm. Friedrich blieb unverheiratet, hatte aber uneheliche Kinder, die er in seinem Testament mit Legaten bedachte.

Die Wittenberger Hinterlassenschaft Friedrich des Weisen ist in den letzten Jahrhunderten stark überformt worden. Die beiden Kollegiengebäude der von ihm 1502 gegründeten Universität Leucorea sehen von außen noch so aus wie zu des Kurfürsten Zeiten, sind aber im Inneren stark umgebaut worden. Den Preußen dienten sie zeitweise als Kaserne, nachdem die Universität nach Halle umgezogen war. Seit 1994 ist die Leucorea als Stiftung des öffentlichen Rechts an der Universität Halle-Wittenberg wiederbelebt. Auf dem Nachbargrundstück förderte Friedrich die Errichtung des Augustiner-Eremiten-Klosters. Zu dessen Mönchsgemeinschaft gehörte Luther. Das Kloster existierte bis 1524. Friedrich überließ das Wohn- und Lehrgebäude der Mönche Luther, der an der Leucorea Professor für Bibelauslegung war. Dieses heute als „Lutherhaus“ bezeichnete Gebäude ist Stammsitz des noch bis 2027 geschlossenen reformationsgeschichtlichen Museums.

Friedliebend und bedachtsam
Am anderen Ende des Stadtkerns stehen Friedrichs stark verändertes Residenzschloss und seine 1503 geweihte Allerheiligenstiftskirche. In ihr bewahrte er die berühmte, aber bald nach seinem Tod untergegangene Reliquiensammlung auf. Dem Andenken Friedrichs und seines Bruders Johann dienen in der Kirche die von der Nürnberger Vischer-Werkstatt hergestellten Grabplatten aus Bronze. Aus deren Produktion stammen ebenso die beiden Bronzeepitaphe, auf denen die Brüder in Lebensgröße als Relieffiguren im kurfürstlichen Ornat dargestellt sind. Fast schon lebendig treten Friedrich und Johann als zum Gebet niedergekniete Ritter in Erscheinung. Cranach beaufsichtigte die Aufstellung dieser farbig gefassten Marmorskulpturen aus der Augsburger Bildhauerwerkstatt von Adolf und Hans Daucher, wie eine Rechnung von 1520/21 dokumentiert.

Seit 1815 gehörte Wittenberg zum preußischen Herrschaftsgebiet, was dem Schloss den Umbau zur Defensionskaserne eintrug. Das weitgehend schmucklose heutige Aussehen des Schlosses geht auf die Sanierung, den Umbau und die Erweiterung im Vorfeld des Reformationsjubiläums 2017 zurück. Im Südturm befanden sich die Gemächer Friedrichs. Zwei sind zu besichtigen. Im Nordturm hatte Johann seine Wohnräume. Diesen Wohnturm stockten die Preußen zum 88 Meter hohen Kirchturm mit weithin sichtbarer Bronzehaube auf.

Das preußische Herrscherhaus veranlasste die Umgestaltung der Schlosskirche zum Denkmal der Reformation. Von der aufwändigen Ausstattung aus der Zeit Friedrichs des Weisen ist in der Kirche, abgesehen von den beiden betenden Ritterfiguren, nichts mehr vorhanden. Einige der ehemals 26 Altaraufsätze sind heute Prunkstücke berühmter Gemäldesammlungen. Dürers „Anbetung der heiligen drei Könige“ (1504) befindet sich in den Uffizien von Florenz. Die Flügel von Dürers „Jabach-Altar“ (um 1504) sind auf das Frankfurter Städel Museum, das Kölner Wallraf-Richartz-Museum und Münchens Alte Pinakothek verteilt. Cranachs „Katharinenaltar“ (1506) ist in Dresdens Gemäldegalerie Alte Meister ausgestellt. Sein „Fürstenaltar“ (um 1507–1509) ist der ganze Stolz der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau.

Würdigung durch Preußenkönig
Kohnle beurteilt die Glaubenspraxis Friedrichs des Weisen als typisch für das Spätmittelalter. An den 26 Altären seiner Allerheiligenstiftskirche ließ er täglich Messen für sein Seelenheil und das seiner Angehörigen abhalten. Sein durch Holzschnitte aus der Cranach-Werkstatt dokumentiertes Wittenberger Heiltum umfasste anno 1516 etwa 155 kostbare Reliquiare mit mehreren tausend Partikeln von Heiligen. Der Papst verhieß den Teilnehmern der alljährlichen Wittenberger Reliquienweisung hundert Tage Ablass ihrer Sündenstrafen pro Partikel.

Die vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. gestiftete Bronzetür der Schlosskirche führt Luthers 95 Thesen gegen den Ablass auf. Darüber treten die Sandsteinfiguren der Kurfürsten Friedrich und Johann mit erhobenem Schwert als Beschützer der Reformation auf. Zwar lieferte Friedrich weder dem Papst noch dem Kaiser Luther aus. Aber zum Reformator hatte er keinen persönlichen Kontakt und ließ verlauten, dass er mit Luthers Angelegenheiten nicht behelligt werden wolle. Tatsächlich standen sie jedoch miteinander in Kontakt über Spalatin (Georg Burkhardt), den Geheimsekretär des Kurfürsten.

Kohnle zufolge war es Friedrichs Prinzip, „die Reformation nicht aktiv zu befördern. Er befürwortete keine Neuerungen, ging aber auch nicht gegen sie vor.“ Friedrich der Weise ließ im Vertrauen auf Gott den Dingen einfach ihren Lauf. Anders verhielt sich sein Nachfolger Johann, der „sogleich zu einer aktiven, obrigkeitlich gelenkten Politik der Reformationsförderung überging“, wie Kohnle berichtet.


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