03.03.2025

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Häberlins Wandbild „Das Inselkloster als Spital“ mit Wohltäterin Margarete Blarer (M.)
Bild: ThiedeHäberlins Wandbild „Das Inselkloster als Spital“ mit Wohltäterin Margarete Blarer (M.)

Jubiläum

Vom Feuer der Nächstenliebe entflammt

Ein Ort für die Kultur des christlichen Gebots der Barmherzigkeit – 800 Jahre Spitalstiftung Konstanz

Veit-Mario Thiede
02.03.2025

„Allen sei für alle Zeit bekannt gemacht, dass zwei Konstanzer Bürger, Heinrich von Bitzenhofen und Ulrich genannt Blarer entflammt vom Feuer der Nächstenliebe, zu Ehren des Heiligen Geistes ein Spital gegründet haben.“ Mit diesen Worten beurkundete Bischof Konrad II. von Tegerfelden anno 1225 die Stiftung des Heiliggeistspitals.

Die Einrichtung am Bodensee diente der Krankenpflege sowie der Aufnahme von Waisen und Armen. Als arm galt seinerzeit, wer mehr als 60 Prozent seiner Einnahmen für Lebensmittel ausgeben musste, wie Ulrich Büttner auf seiner Stadtführung „800 Jahre Spitalstiftung: Von Ehrlosen, Ausgestoßenen und helfenden Händen“ erläutert. Zudem verbrachten sogenannte „Pfründner“ gegen Geldzahlung oder Überschreibungen ihren Lebensabend im Spital.

Von Anfang an stand die Spitalstiftung – die zu den ältesten noch bestehenden Sozialstiftungen Deutschlands gehört – unter städtischer Aufsicht. Der Stiftungsrat besteht aus dem Gemeinderat. Den Vorsitz hat der Oberbürgermeister. „Aus dem mittelalterlichen Spital für Arme und Kranke ist ein moderner sozialer Dienstleister geworden, der Pflege, Wohnen und innovative Betreuungsangebote vereint“, wie Stiftungs-Pressesprecherin Sabine Schilling berichtet.

800 Jahre Spitalgeschichte haben Spuren hinterlassen. Etwa im Rosgartenmuseum. Wie das längst abgerissene historische Heiliggeistspital aussah, zeigt das von Nikolaus Hug 1812 geschaffene Gemälde. Das von Rudolf Stahel um 1495 gemalte Epitaph „Tod Mariä“ hing früher im Heiliggeistspital. Die mehrzeilige Bildunterschrift nennt neben Diethelm zwei weitere Blarers als Wohltäter des Spitals, darunter den Gründer Ulrich.

Als Konstanz 1526 die Reformation einführte, verließen die Dominikaner ihr Inselkloster, dessen Gebäude die Spitalstiftung bezog. Um die Pflege der 1541 ins Spital gebrachten Pestkranken machte sich Margarete Blarer verdient, infizierte sich und starb. Seit 150 Jahren aber ist das Inselkloster ein attraktives Hotel. Die von Carl Häberlin geschaffenen Wandbilder (1878–1894) im Kreuzgang illustrieren die Geschichte der Insel. Margarete Blarer steht im Mittelpunkt des Freskos „Das Inselkloster als Spital“.

Zum Stiftungsbesitz gehört die älteste Stiftungskellerei Deutschlands. Schilling erzählt: „Man nimmt an, dass bereits bei der Gründung des Spitales zum Heiligen Geist im Jahre 1225 Weinberge in den Besitz der Stiftung gelangten.“ Ihre Weinberge in Konstanz und Meersburg gehören zu den besten Lagen am Bodensee.

Die Spitalkellerei residiert in einem Gebäudeensemble. Der älteste Teil ist das erstmals 1352 urkundlich erwähnte „Haus zur Inful“ mit eindrucksvollen mittelalterlichen Gewölbekellern. Besondere Aufmerksamkeit verdient in ihnen das Fass für den „Wendelgard-Wein“. Dessen Reliefschnitzerei zeigt uns die Edeldame. Ihrer Legende zufolge hatte diese Pfründnerin des Heiliggeistspitals statt einer Nase einen Schweinerüssel. Um an ihr reiches Erbe zu kommen, sollen sich der Bürgermeister und die Stadträte dazu überwunden haben, abwechselnd am Sonntag mit Wendelgard zu speisen und sie zum Abschied zu küssen.

www.spitalstiftung-konstanz.de 


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