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Sie gab oppositioneller Journalistin ein Interview – Kremlbeamte drohen der Sängerin Alla Pugatschowa
Man solle „der Verräterin“ die Rente in Höhe von 700 Euro entziehen, auf die sie als „verdienter Volkskünstler der UdSSR“ Anspruch hat, alle Sozialleistungen wie den Zugang zur staatlichen Krankenversicherung streichen, ihr Schloss im Dorf Grjas bei Moskau beschlagnahmen, und man müsse sie für 20 Jahre ins Gefängnis stecken. Nun droht auch noch den Zwölfjährigen Zwillingen Lisa und Harry, den Kindern der bekannten russischen Sängerin Alla Pugatschowa und ihres Ehemanns Maxim Galkin, der Verlust ihrer russischen Pässe, weil in ihren Geburtsurkunden kein Vermerk über die russische Staatsbürgerschaft enthalten ist. Ein solcher wurde allerdings erst 2023 obligatorisch. Zu diesem Zeitpunkt lebte die Familie bereits im Exil.
Pugatschowa hat den Zorn des Kreml auf sich gezogen, nachdem sie der oppositionellen, ebenfalls im Exil lebenden Journalistin Katerina Gordeeva ein dreistündiges Interview gegeben hatte, das auf YouTube (in Russland nur per VPN zugänglich) viral ging und innerhalb weniger Tage 21 Millionen Aufrufe hatte. Darin übt die Diva öffentlich Kritik an Wladimir Putin und Dmitrij Medwedjew. Beiden habe sie positiv gegenübergestanden, doch nun erkenne sie diese nicht wieder.
Ihr Ausspruch „Patriotismus ist, der Heimat zu sagen, dass sie Unrecht hat“, war dann zu viel. Witalij Borodin, Leiter des Föderalen Projekts für Sicherheit und Korruptionsbekämpfung, erstattete Anzeige mit der Forderung, der Künstlerin ihre Tantiemen in Höhe von umgerechnet 300.000 Euro jährlich zu entziehen.
Die 76-Jährige blickt auf eine 50-jährige Karriere zurück, 1995 wurde sie mit dem Staatspreis der Russischen Föderation ausgezeichnet und erhielt mehrere Verdienstorden für das Vaterland. Seit ihrem 1979 veröffentlichten Film-Musical „Eine Frau, die singt“ genießt die Sängerin mit der Mezzosopran-Stimme mit rauchigem Timbre und der Löwenmähne Kultstatus. Sie schreibt viele ihrer Texte selbst, ihr Stil ist eine Mischung aus russischer Folklore mit westlichen Pop-Elementen. Zu Hause als „russische Madonna“ gefeiert, wurde sie im Westen als „Göttin der russischen Popmusik“ bezeichnet.
Pugatschowa positionierte sich gegen Kriege. 1987 trat sie in Moskau und Leningrad gemeinsam mit Udo Lindenberg mit dem Lied „Wozu sind Kriege da?“ auf. Zur Dissidentin wurde sie erst, nachdem ihr 27 Jahre jüngerer Ehemann im September 2022 als „ausländischer Agent“ gebrandmarkt wurde, da er den Ukrainekrieg ablehnte. Die Familie verließ Russland und ging nach Israel, da Galkin Halbjude ist. Heute lebt sie überwiegend in Lettland.
Der Komiker arbeitete viele Jahre als Moderator der russischen Version von „Wer wird Millionär“. Vor zehn Jahren moderierte er gemeinsam mit Wolodymyr Selenskyj beim kremltreuen Sender „Rossija 1“ die Silvestershow.